Carsten Klatte ist zurück. Auf seinem zweiten Soloalbum nach „Lonestar“ scheint das Multitalent, was gerne bei Wolfsheim, Goethes Erben und Konsorten musikalisch aushilft (Mindbreed „Lonestar“ Rezension), eine manifeste Abneigung gegen Barbie-Puppen zu haben.
Den Beginn macht „Who Killed Barbie?“ mit „The burial of a tribe and the birth of a bastard“. Mit Akkustikgitarre und dieser Stimme, die so unheimlich stark an Nick Cave angelehnt ist, kommt wie auch beim Debüt Western-Feeling auf. Tom Waits-Einflüsse lassen auch nicht im Geringsten erahnen, dass dieser Mann für Wolfsheim, Project Pitchfork und den Goethes Erben musikalisch tätig sein soll.
Wie ich bereits in der Rezension zum Debüt schrieb, können sich Neil Young und Lou Reed Liebhaber ebenso daran erfreuen. Hatte Carsten Klatte es im Debüt angedeutet, so lebt er es nun vollends aus. „Thinking of sin“ ist Neil Young pur.
In „The slide show“, das bis jetzt eindruckvollste Stück, setzen herrlich traurige Celli ein, und überhaupt entsteht der Eindruck, das Carsten Klatte sich von Song zu Song steigert: Immer mehr Elemente kommen hinzu, mehr Emotionen und wunderlicherweise hört man das Schlagzeug, wenn, dann nur dezent im Hintergrund.
Und so zieht das Klangerlebnis seine Bahnen, ganz und gar nicht verärgert darüber, dass Barbie tot ist oder wer sie getötet haben soll, soll die Barbie eher als Gesellschaftskritik zu unserer komsumgeilen Gemeinschaft zu verstehen sein.
Das komplette Album erscheint in sich facettenreicher als das Debüt und die wunderschönen Akkustikgitarren begleiten hauchzart Carsten Klatte´s einfühlsame Stimme und bieten somit eine Abwechslung zu der sonstigen harten Musikwelt, ohne dabei abgegriffen oder angestaubt zu klingen. „Neowestern“, wie der Musiker an die Anlehnung der Neo-Folk Szene seine Musik selbst betitelt..
Es scheint als wolle Carsten Klatte mit seiner Klampfe etwas Ruhe in unsere Welt bringen und uns allen zeigen, dass man mit einer Hand voll Instrumente und einem Talent als Liedermacher etwas bewegen kann. Das blutverschmierte Booklet mit dem Hämoglobin von Barbie steht in einem krassen Kontrast zu dem sonst sehr sympathischen Album.
Autor: Eniz