In heutigen Zeiten in denen jede drittklassige Kellerformation ihr Werk als „Gothic-Oper“ bezeichnet sollte man mit der Verwendung
dieses Begriffes sehr vorsichtig sein.
Keine andere Bezeichnung scheint aber treffender, wenn man sich das Debütalbum „Winter, so unsagbarer Winter“ von Adversus in einem Stück anhört.

Bereits beim Anblick des Tracklistings – das mit 20 Titeln den üblichen Rahmen um ein vielfaches sprengt ohne dabei einen einzigen Remix
vorzuweisen – und einem ersten Durchlauf durch den Player fällt auf, dass einem ein Konzeptalbum vorliegt, die einzelnen Stücke eine Geschichte
erzählen und die Reihenfolge ihre Daseinsberechtigung nicht erkämpfen muss.

Musikalisch erwartet einen eine gelungene Symbiose aus Mittelalter/Folk und Electro (der zwischen latent vorhanden und dominant-aggressiv schwankt) mit partiellen Einflüssen aus dem BlackMetal-Bereich, ohne dabei andere Formationen zu kopieren.
So stehen treibende Stücke wie „Katharsis“ oder „Seelenwinter“ ruhigeren Parts wie „Berühr‘ mich nicht“ oder „Des Regens Kälte“ gegenüber und bietet musikalische Abwechslung der Spitzenklasse.

Gesanglich erinnert lediglich das Duo an Lacrimosa mit ihrem männlich-weiblichen Wechselgesang, aber bei Stücke wie „Klingentanz“ wird schnell klar, dass Adversus in einer ganz anderen Liga spielt bzw. singt und der klassisch geschulte Mezzosopran von Susanne Stitz den in Vergleich amateurhaften Gesangsversuchen diverser anderer „alteingesessener“ Formationen qualitativ um Längen schlägt.

Was soll man also von Adversus halten?
Für mich ist es zumindest das seit Langem beste Debüt dass keinen Vergleich mit „professionellen“ Bands scheuen muss.
Adversus hat nämlich im Gegensatz zu vielen anderen einen eigenen Stil gefunden und ihn konsequent im ganzen Album durchgesetzt. So wirkt „Winter, so unsagbarer Winter“ wie aus einem Stück gegossen, ohne dabei die Albumeigenen Ecken und Kanten aufzuweisen die es einzigartig machen.
Gerade deshalb ist es besonders schwer, Adversus in eine Schublade mit Mila Mar oder Goethes Erben zu stecken, oder gar mit ihnen zu vergleichen, da man für dieses Werk und für diese Gruppe eigentlich eine eigene „Schublade“ erstellen müsste – obwohl es natürlich besser wäre, nicht in Schemata zu denken.

Adversus‘ Debüt kann man daher jedem ans Herz legen, der anspruchsvolle und einzigartige Musik liebt und es satt hat den hundertsten Klon von Lacrimosa oder Qntal zu erleben.

Cd-Informationen:

Trackzahl: 20
Gesamtspielzeit: 77 Minuten
Label: Sonorium (www.sonorium.de)
Erscheinungsdatum: bereits erschienen

Adversus sind:

Susanne Stitz (Gesang und Querflöte)
Torsten Schneyer (Gesang, Lyrik und Komposition)

Für das Album „Winter, so unsagbarer Winter“ konnten ausserdem folgende Gastmusiker gewonnen werden:

Carsten Hundt (tätig in div. Barockorchestern) – Kontrabass
Sabeth Köhler – Violine
Thomas Steuer – Elektrische und akustische Gitarren
Thomas Zöller (Estampie) – div. Pipes
Voland (Paimon) – Chorgesang

Auf der Webseite könnt Ihr einige Stücke anhören!

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