Der erste wirklich schöne Frühsommertag lockte schon viele Unheilig-Fans stunden vor Einlass auf das Gelände der Agra. Der eigentlich geplante Veranstaltungsort –Leipzig Felsenkeller- musste auf Grund der hohen Nachfrage kurzerhand geändert werden, so dass das Konzert nun in der Agra abgehalten werden konnte und viele viele Fan glücklich machte. Und auch die Agra war ausverkauft!


Natürlich haben auch die Unheilig-Newcomer sich dieses Event nicht entgehen lassen. All die, die den Grafen von Viva und RTL 2 neu Kennen und lieben gelernt haben – die meisten klar erkennbar durch Jeans und bunte Poloshirts.


Der geplante Einlass um 19 Uhr wurde bereits auf 18:30 Uhr vorverlegt. Die – man kann es wirklich sagen – Menschenmassen strömten zwar gesittet, dennoch mit einem hohen Grundtempo zum Bühnenrand. Wie immer beim Grafen war auch dieses Mal der obligatorische Laufsteg Teil des Bühnenbilds. Hierzu aber später mehr.


Für Speis und Trank war gesorgt und noch vor Konzertbeginn deckte sich die Fan-Schar mit Merchandise ein. Jede Eintrittskarte beinhaltete einen 10€ Rabattgutschein für die Sternstunden DVD vom Vorjahr. Nahezu jeder holte sich diesen Zusammenschnitt 2er Live-Auftritte (Feuertanz Festival, Amphi Festival) aus dem Sommer 2009.
Die Agra füllte und füllte sich, so dass es kaum noch ein durchkommen von einer zur anderen Seite gab. Ich bin äußerst schlecht im Abschätzen von Menschenmengen, aber an die 3000 werden es wohl sicher gewesen sein.


Der offizieller Beginn um 20 Uhr wurde vorverlegt, so dass die erste Vorband Zeromancer um 19:45h beginnen konnte.


Noch mit Sonnenlicht von draußen beschienen wurde arg an der Innenbeleuchtung gespart, welches sich zum Ende des Auftritts aber zum Glück änderte. Alte Klassiker wie „Dr. Online“, „Need You Like A Drug“ und „Clone your Lover“ heizten die noch träge Masse ordentlich an. Akustisch war es eher mittelprächtig – wenn man die Songs nicht kannte war es schwer den Text mitzujodeln oder auf die Animation von Alex Moklebust einzusteigen. Sicherlich waren auch Songs vom neuen Album „The Death Of Romance“ dabei, welche ich aber nicht wirklich identifizieren konnte. Nach 45min. war der erste Streich auch schon vorbei.


Nach einer wirklich kurzen Umbaupause läuteten Diary of Dreams – der Special Guest dieser Tour – mit ihrem Opener vom Album „If“ ihr Set ein.
The Wedding“ imponierte mit gewohnt harten Beats und einer schönen Melodie. Die Nackenhaare stellten sich bei dem ein oder anderen weiblichen Fan auf, als Adrian seine bassige Stimme erhob. Auch hier war die Akustik nicht wirklich gut abgemischt, in Teilen der Agra war kaum etwas zu verstehen, aber das tat der Menge keinen Abbruch mitzufeiern, zu klatschen und zu jubeln.
Die Tracks des neuen Albums „The Wedding“, „Kings of Nowhere“ oder „Requiem“, aber auch „olle Kamellen“ die weiterhin vom Publikum geliebt und begeistert aufgenommen wurden wie „The Curse“ und „Traumtänzer“ boten eine gute Mischung von emotionalen bis energiegeladenen Passagen im Set.
Unterstützt wurden die „alt Eingesessenen“ Jungs der Band durch eine wirklich hübsche Dame am Keyboard, die sich auf den zweiten Blick als Leandra (auch bekannt als Ophelia Dax von Jesus on Extasy) entpuppte.


Nach einer knappen Stunde war auch dieser Gig vorbei und der Umbau zum aufwendigen Unheilig Bühnenbild konnte beginnen. Nicht nur die bekannten Kerzenständer wurden erweitert, sondern ein begehbarer Schiffsbug welcher feuerrot angestrahlt wurde trug erheblich zu einer anheimelnden, maritimen Stimmung bei.
Die Wartezeit wurde verkürzt durch den Hildegard Knef Song „Für dich, soll rote Rosen regnen“. Vor Allem die weiblichen Fans (mal wieder) schmachteten dahin und freuten sich über diese Offenbarung „ihres“ Grafen.


Potty, Licky und Henning, welcher mir zuvor unter all den Menschen am Bierstand begegnete und erst mal ein kühles Blondes, welches sich nur um Haaresbreite über meine Kamera ergossen hätte, mit ins Backstage nahm, leiteten gekonnt über zur ersten Nummer des Konzerts.
Das Intro spielte und lud alle Passagiere ein auf eine Reise, eine „Große Fahrt“ welche in wenigen Minuten beginnen würde.
Unter tosendem Applaus Sprang der Graf voller Enthusiasmus auf die Bühne und setzte gleich mit dem Eröffnungssong „Seenot“ rockige Akzente und schmeichelte dem Publikum mit seiner ruhigen, verträumten Stimme. Von Beginn an war Mann und Frau zum Träumen verführt, die Welt des Meeres stellte sich zudem auch bildlich in einer opulenten Beamershow dar, welche auf den Hintergrund der Bühne hinter dem Schiffsbug projiziert wurde.


Auch für die „neuen“ Unheiligfans“ bot sich die Möglichkeit mitzusingen, denn für alle die nicht so textsicher waren wurden die Schlüsselstellen über den Beamer genau zur richtigen Zeit projiziert und jeder konnte mitsingen und diese andere, ferne Welt erfahren.
Der Graf war wie gewohnt interessiert daran, von der ersten Minute das Publikum für sich zu gewinnen, wobei seiner Aufforderung zum mitspringen bei „Abwärts“ oder die von ihm gewünschten Hände zu schwingen bei „Unter deiner Flagge“ wohl jeder Konzertbesucher nach kam.

Die Mischung macht. Wie auch zuvor Diary of Dreams wusste die Band gekonnte die Stimmung des Publikums zu nutzen und beeindruckte mit einem absolut stimmigen Set. Natürlich durften neben all den neuen Songs des Albums „Große Freiheit“ auch die allseits beliebte Klassiker „Freiheit“, „Feuerengel“, „Maschine“, „Kleine Puppe“ oder „Astronaut“ nicht fehlen.


Es wurde wieder das ein oder andere Tränchen verdrückt bei (wahrscheinlich dem Lieblingssong Aller) „An deiner Seite“. Hier trennte sich auch die Spreu vom Weizen. Die noch neuen Unheilig-Fans gingen zwar gut mit der Melodie und der Menschenmasse mit, doch nur die wahren Fans verstanden den Sinn hinter diesem Song, die Überwindung die es den Grafen kostet mit dem Gedanken an die Vergangenheit diese Nummer zu singen. Die bereits langjährigen Fans waren froh „ihre“ Unheilighymne auch dieses Mal wieder hören zu dürfen. Es ist faszinierend, was ein paar Töne und Texte in jedem Einzelnen auslösen. Egal ob aus Baden-Württemberg wie meine Konzertnachbarn, oder aus Leipzig oder Berlin – plötzlich ist man sich ganz nah und tief verbunden. Und auch dem Grafen ging dieser Song und die Emotionen der Konzertbesucher nahe. Er weiß definitiv, dass er sich in einem solchen Moment auf alle die, die da vor ihm standen verlassen kann. Das muss ein famoses Gefühl sein, einfach überwältigend! Denn all die, die den Sinn hinter „An deiner Seite“ verstanden haben, sind auch an des Grafen Seite um ihm beizustehen.

Das fast zweistündige Konzert bot jede Menge Platz für Neues und Altes, doch, wie es sich für einen Fan gehört, hätte für viele dieser Abend wohl auch noch viele Stunden weitergehen können. Nahezu alle Songs der neuen Platte wurden auch gespielt, wobei meiner Meinung nach „Unter Feuer“ und „Für immer“ von den schnelleren Tracks am besten beim Publikum an kam.


Aber bereits 22:45 Uhr waren schon die Zugaben an der Reihe.
Zum Erstaunen vieler, nachdem der Graf dem unheiligen Fußvolk noch ein letztes Mal mit dem Song „Lampenfieber“ einheizte, spielte er den Nummer 1 Charterfolg „Geboren um zu leben“ als vorletzte Nummer des Abends.
Kurz nach 23 Uhr, eine wirklich kinder- und familienfreundliche Zeit für einen Konzertbesuch, verabschiedete sich Unheilig mit „Mein Stern“ bei seinen Fans.


Fazit:
Auch wenn 2 Vorbands etwas viel erscheinen mögen, und wenn man die gesamte Dauer von Einlass bis Finalsong rechnet 6 Stunden sicher nicht leicht sind in einer dunklen, stickigen und überaus gefüllten Halle, so war es genau aufeinander abgestimmt. Die Abläufe zwischen den einzelnen Bands und auch während der jeweiligen Auftritte waren absolut top. Bühnenbild und Bühnenshow war der absolute Hammer.
Die Akustik wurde (zum Glück) ein wenig besser beim Unheilig-Auftritt, aber von einigen Punkten in der Agra war es teilweise wirklich schwer zu verstehen wozu man als Besucher aufgefordert wurde.
Die Entscheidung das Konzert vom Felsenkeller in die Agra zu verlegen war eine Gute, denn auch die Agra war ausverkauft!


Ein durch und durch gelungenes Konzert, eine absolut tolle Tournee mit allerlei Schnickschnack – wobei aber das wirklich wichtige – die Songs, die Emotion und vor allem auch der Graf – nicht in den Hintergrund getreten sind.
Ich hoffe sehr, dass die neu errungene Popularität von Unheilig die Band und ihre Arbeit nicht verändert und die Songs und Auftritte weiterhin jedes Mal etwas Besonderes bleiben. Wer noch Karten für eine der späteren Auftritte bekommen kann ist es nahe zulegen. Dieser Abend ist unvergessen und man zehrt sehr lange von diesen Stunden voller Zauber aus einer „fernen Welt“.


Fotos vom Konzertabend in Leipzig findet ihr in unserer Fotogalerie


Text und Fotos: Mandy Privenau



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