Viele neue Songs, diverse ältere und ganz viel Liebe: Saltatio Mortis feierte am 01.06.2024 auf der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz den Auftakt der „Finsterwacht“-Burgentour.
Nervös, fast schon ängstlich wäre Alea vor diesem Termin gewesen. Denn mit der „Finsterwacht“ und der Burgentour wurden zwei Herzensprojekte realisiert. Viele neue Songs feierten ihre Live-Premiere an diesem Abend. Die Fans in Koblenz waren die ersten, die diese Songs hörten. Und sie wären auch die ersten, die es hörten, wenn Saltatio Mortis die Songs in den Sand setzten. Was sie aber (natürlich) nicht taten. Und das grandiose Publikum bei dem ausverkauften Auftakts-Konzert machte jede Übungsrunde mit, um Alea textsicher bei den neuen Songs zu unterstützen.
Saltatio Mortis hatten zwar keinen Support dabei, dafür aber das Ensemble des Theaters Feuervogel. Und so tummelten sich auch ein paar Orks, ein Engel und weitere Gestalten auf dem Gelände und unterstützen vor, auf und neben der Bühne.
Die Festung Ehrenbreitstein ist eine imposante Location für ein Konzert. Mit einem Nachteil: bis 18 Uhr kommt man nur gegen Eintritt auf das Gelände. Und da sich die Bühne mitten auf dem Gelände befindet, bleiben einem nur zwei Optionen: a) man zahlt den Eintritt, geht früh hin und genießt die diversen zeitvertreibenden Möglichkeiten, die das Gelände bietet oder b) man wartet draußen bis 18 Uhr. Zum Glück hatte es nachmittags irgendwann aufgehört zu regnen, so dass die zweite Option durchaus vertretbar war. Und so versammelte sich eine lange Schlange Fans vor dem Eingang, um Punkt 18 Uhr hinein gelassen zu werden, dem ausgeschilderten Weg zu folgen und sich in Warteschlange Nummer 2 einzureihen. Denn auch Option a war offenbar von zahlreichen Menschen genutzt worden. Vor allem von denen, die bei Einlass Nummer 2 um 18:30 Uhr zur Bühne rannten, um sich dort Plätze in der ersten Reihe zu sichern. Und wieder zu warten. Denn bei der Einlassplanung war man großzügig gewesen und gab den Fans 1,5 Stunden Zeit, um auf das Gelände zu kommen.
Und so füllte sich der Bereich vor der Bühne stetig. Vor allem die Plätze unter der Überdachung waren heiß begehrt, sahen die Wetterprognosen doch nicht all zu gut aus (Spoiler: während des Konzerts blieb es tatsächlich trocken). Bis schließlich, um 20:00 Uhr, die Worte „Dunkelheit lastet schwer auf unserem Land …“ und damit das Intro zu einem imposanten, fast zweieinhalb stündigen Konzert erklangen. Mit dem Titelsong „Finsterwacht“ nahmen Saltatio Mortis die Bühne im Sturm ein und starteten das Set aus über 20 Songs. Mit „Der Himmel muss warten“ gab es schon mit dem fünften Song eine Live Premiere, die Alea und das Publikum gemeinsam in einer Art Frage-Antwort-Spiel performten. Das bis hier hin bereits Action-geladene Konzert war der Bühnentechnik aber anscheinend etwas zu schnell: bei „Eulenspiegel“ gab es plötzlich einen lauten Knall, das Bühnenlicht erlosch, das herabzulassende Banner kam nicht herab, die Lautsprecher blieben stumm. Kurzschluss. Der sich nicht innerhalb weniger Sekunden beheben ließ.

Was so manch einen Künstler völlig aus dem Konzept bringen kann, hatte aber keinen Einfluss auf Saltatio Mortis: mit Dudelsäcken, einer Trommel und einem Mikro bewaffnet begaben sich die Jungs auf eine Plattform neben dem FOH und machten dann halt einfach so weiter. „Sieben Tage Lang“, „What Shall We Do with the Drunken Sailor“ und „My mother told me“ konnte man damit in einer Akustik-Versionen genießen, bevor von der Bühne das OK zur Rückkehr kam. Zu „My mother told me“ zogen die Jungs also durch das Publikum zurück zur Bühne und legten dann wieder mit voller Technik- und Pyro-Unterstützung los.
Mit „We might be Giants“ gab es eine weitere Live Premiere, die entgegen Aleas Befürchtung hervorragend verlief (keine Textaussetzer, keine musikalische Katastrophe, kein Desaster). Um ihren Sänger nicht ständig in Angstschweiß baden zu lassen, hatten Saltatio Mortis zwischen den neuen Songs auch altbekannte gesetzt. So z.B. „Loki“ und „Heimdall“. Und dann hieß es wieder „Oh je ….“ von Alea. Der nächste neue Song. Diesmal wurde aber, unter Luzis Moderation, vorher geübt, wie das Publikum unterstützen kann, damit Alea ein paar Sekunden hätte, um sich an die nächsten Textzeilen zu erinnern. Ob es nun einer Erinnerungslücke geschuldet oder pure Absicht war, dass „Aurelia“ dann nahtlos in „Thekenmädchen“ von Versengold überging, darf jeder selbst entscheiden.
Nachdem bereits diverse „Nehmt doch mal die Hände hoch“-Übungen und Springereien durchgeführt wurden, wurde es bei der Premiere von „Vogelfrei“ ernst: Circle Pit. Im mittleren Bereich vor der Bühne. Und Alea mitten drin. Und weil das immer noch nicht genügend Action-Programm für Saltatio Mortis ware, folgten gleich noch „Rattenfänger“ und der Klassiker „Prometheus“, bevor es ruhig wurde zur zweitletzten Live Premiere: bei „Oh, treues Herz“ leuchteten nicht nur die Handy-Taschenlampen, sondern auch diverse Augen. Vor allem auf der Bühne. Denn die Jungs wiesen immer wieder darauf hin, wie fantastisch dieser Abend, diese Location, dieses Publikum waren. Im Licht der unzähligen Taschenlampen zu diesem wunderschönen Gänsehaut-Song verirrte sich da sicherlich die ein oder andere Träne in das ein oder andere Auge.

Das sollte es dann erstmal gewesen sein. Hieß es. Und doch wusste jeder, dass es das eben nicht war. All zu lange mussten die „Saltatio Mortis“-Rufe aus dem Publikum (das trotz aller intensiven Mitsingerei immer noch erstaunlich gut bei Stimme war) nicht ertönen. Denn nur wenige Momente später kamen die Jungs wieder auf die Bühne und leiteten mit „Wo sind die Clowns“ die letzten vier Songs des Sets ein. Darunter eine letzte Live Premiere: „Genug getrunken“, ein Sauflied, für das man Knasterbart für die CD-Version zurückgeholt hatte. Nach „Gardyloo“ und dem „Spielsmannsschwur“ war dann aber wirklich Schluss. Alle beteiligten Personen, die Band, die Orks, Engel, Elfen etc. vom Theater Feuervogel, Crew und und und kamen auf die Bühne, um gemeinsam den Abschluss des Auftakts zu feiern. Und traditionsgemäß endete das Konzert fast, wie alle Saltatio Mortis Konzert zu enden haben. Nämlich mit „Remmidemmi“. Aber nicht in der bekannten Version. Sondern, extra für die Burgentour, in einer Mittelalter-Version.
Gegen halb elf endete das Spektakel. Und das war es wahrlich gewesen. Ein hervorragend gelungener Tourauftakt, dem auch der kleine Kurzschluss nichts anhaben konnte. Im Gegenteil: die Momente auf der kleinen Notfall-Second-Stage verliehen dem Konzert noch einmal eine besondere Note. Bei einem Konzert voller besonderer Momente. Da verloren nicht nur die Fans ein paar Freuden-und-Trauer-Tränchen, sondern auch der Himmel. Schließlich hatte das Wetter jetzt extra ein paar Stunden lang den angekündigten Regen zurück gehalten. Da wird es auch kurz mal weinen dürfen. Vor Freude über den schönen Abend natürlich.
Setlist (ohne Gewähr):
Finsterwacht – Schwarzer Strand – Brunhild – Odins Raben – Der Himmel muss warten – Eulenspiegel – Sieben Tage lang – What shall we do with the drunken Sailor? – My mother told me – Valhalla Calling – We might be Giants – Loki – Heimdall – Aurelia – Mittelalter – Vogelfrei – Rattenfänger – Prometheus – Oh, treues Herz – Wo sind die Clowns – Genug getrunken – Gardyloo – Spielmannsschwur – Remmidemmi