Zum achten Mal fanden sich EBM Fans aus aller Welt in der Turbinenhalle Oberhausen zum Etropolis Festival 2018 ein. Trotz überwiegend deutschem Cast schwangen viele verschiedene Sprachen durch die mitunter eisigen Hallen der ehemaligen Industrieanlage; die weiteste Anreise hatten wohl die extra eingeflogenen Neuseeländer Gäste und krönten damit einmal mehr das hochrangig besetzte Festival.

Das Motto der Opener Band Jäger 90 „zieh die Stiefel an und tanz“ streckte sich durch den ganzen Tag. Spätestens bei der zweiten Band Forced to mode mit Ihren eingängigen Depeche Mode Covern war es vorbei mit still stehenden Beinen. Die drei Berliner performten die Songs auf hohem Niveau und liefern mit der Publikumsnahen Show ein echtes Erlebnis.
Ganz wie der Teufel in Person trat Lucifers Aid im Alleingang auf. Die rauchige, tief dröhende Stimme im schwarzem Kapuzenshirt, von oben in Lichtstrahlen getaucht, vermittelte einen direkten Eindruck aus der Hölle. Singend und tanzend begleitet von einer kleinen aber enthusiastischen Fangemeinde.

Eisfabrik griffen sowohl Bandnamen als auch aktuelles Wetter in Ihre Show auf. Die im nordamerikanischen Raum, und nun gerechtfertigter Weise nun auch Europa bekannten, 4 Musiker präsentierten ein durchdachtes Showkonzept in Weiß. Auch hier, mit treuer Fangemeinde ausgestattet, schallten Songs wie Schneemann aus dem aktuellen Album Null Kelvin durch die langsam wärmer werdenden Hallen.
Xotox harter EBM Sound bereitete die Bühne vor, für ein in die Beine fahrende Stücke der sympathischen Rheinländer von Chrom. Leider bewiesen diese, dass die sonst auf jeder
Playlist zu findenen Stücke eines gelungen Discobesuchs, live gesangliche Probleme haben, was die Konzerterfreude ein wenig minderte.

Schon fast an einen Zirkus der Jahrhundertwende erinnerte Sparks Auftritt in Clownkostümen mit entsprechenden Tanzeinlagen. Die schwedische Formation lieferte mit schallendem Applaus begleitet einen Special Song auf Schwedisch / Deutsch und bewiesen gelungene
Perfomancekünste.

Aesthetic Perfection gehören zu den Klassikern der EBM Szene. Songs wie „Never Enough“ und die neue Single LAX, brachten auch noch die letzten müden Knochen zum Tanzen.
Com.kill ist weit mehr als ein Nebenprojekt von Diary of Dreams. Der Sound ist ausgereift, härter und experimentierfreudig und wird seinen Weg sicherlich in die Clubs finden. Ebenso wie Nachtmahr, das kompromisslose Projekt des ehemaligen L’âme Immortelle Sängers Thomas Rainer. Wie in eine Endzeit versetzt, vereinen sich Musik und Auftreten der bereits 5 Alben schweren Band.

Frozen Plasma bewiesen einmal mehr, das EBM weit mehr ist als Klang. Die Botschaft das Leben in jeder Form zu respektieren und sich auf die wichtigen Dinge wie Familie und Liebe zu konzentrieren unterstrichen sie mit sinnigen Texten und kurzen animiertem Film. Ein Genuss für jeden Sinn.

Vom „Main Act“ zu sprechen ist bei einem so hochkarätigem Line Up schon fast ein Sakrileg. Die bekannten Bands Project Pitchfork, Roter Sand und VNV Nation lieferten sich ein Battle der Extraklasse. Project Pitchfork brachten Klassiker in gewohnt sauberem Sound in Kombination mit einer erstklassigen Lichtshow. Spätestens jetzt war die Kälte vergessen. Die Show mit der 6 köpfigen Live Besetzung, war ein einziger Genuss.

Roter Sand haderte wie schon in fast trauriger Tradition mit den technischen Problemen der Second Stage. Einige der wohl bekannten Songs waren schwer raus zu hören, die Stimmung minderte dies jedoch nicht.

Als letzte Band betraten, oder vielmehr eroberten, VNV Nation die Bühne. Ob dem gebürtigem Iren und Frontmann Ronan Harris der St. Patrick´s Day so glücklich machte, oder das Bewusstsein, einer einzigartigen Band zugehörig zu sein, ist nicht zu sagen. Eindeutig war aber, das dem Wahl Hamburger der Abend unglaubliche Freude bereitete; er gab alles, machte Scherze und präsentierte in Vollendung Songs. Er sei geehrt einen Job wie diesen machen zu dürfen und denke keine Sekunde daran, etwas anderes zu tun. Die Mixtur aus harten Sounds und fast schon Balladen in Kombination mit einer perfekter Lichtshow, trieben einigen Fans die Tränen in die Augen. Further, Illusion und Beloved gehören zu geliebten Klassikern.
Ausschnitte aus der im Oktober startenden Tour, ergänzten die Show zu einem musikalischen
und optischen Erlebniss der Extraklasse. Wenige Bands schaffen es, so lange Ihrem Stil treu
zu bleiben ohne sich dabei selbst zu kopieren.
Nach einem gelungenen Tag sinken wir also müde, aber völlig euphorisch, in unsere Betten und freuen uns schon auf das nächste Etropolis am 16. März 2019. Ein Festival in
freundlicher, ausgelassener Stimmung mit einer geballten Ladung an wunderbaren Bands die ihres gleichen suchen.
Text: Andrea Sorsha
Fotos: Daniel Beiderwieden