Fotos Amphi Festival 2010 Bilder Zum sechsten Mal lockte das Amphi Festival zahlreiche Besucher aus dem In- und Ausland an den Rhein. Auf drei Bühnen gaben sich das „Who’s who“ der internationalen Gothic Szene ein Stelldichein. Vieles war wie in den Jahren zuvor: Viele Stände für Bekleidung, CDs und Accessoires, ein Rahmenprogramm im Theater, Aftershowparties, teure Getränkepreise und selbst der obligatorische Regen waren wieder mit dabei. Neben den Bühnen im Staatenhaus und draußen fanden im Theater tagsüber Vorträge, Lesungen und Comedy statt, während abends bzw. nachts dort DJs auflegten. Die Veranstaltungen im Theater waren mit Ausnahme des Project Pitchfork Meet & Greets nur spärlich besucht.

Das Festival war mit 16000 Besuchern seit Wochen ausverkauft. Dass mit jedem Jahr immer mehr Karten verkauft werden (2009 waren es noch 13000 Besucher, dort hieß es ebenfalls ausverkauft) hatte zur Folge, dass der Platz auf dem Gelände immer enger wird und die Besucher teilweise 15 Minuten und länger für die Toilettenbenutzung bzw. bei den Essensständen anstehen mussten. Zudem trieb dieses Jahr die Catering-Firma ihre Pfandpolitik auf die Spitze, in dem sie 50 Cent Pfand selbst auf Kaffeebecher aus Pappe aufschlug. Dass dies der Müllvermeidung dient, ist klar, dennoch bleibt unverständlich, warum die Wasser- bzw. Colaflaschen nicht an allen Getränkeständen, die sie verkaufen zurückgenommen wurden, sondern nur direkt dort, wo sie gekauft wurden. Dank mehrfarbiger Pfandchips kam der ein oder andere Besucher da etwas durcheinander. Die Rahmenbedingungen verschlechterten sich im Vergleich zum letzten Jahr, auch wenn die musikalische Vielfalt eine der Stärken des diesjährigen Festivals war.

End of Green - Amphi Festival 2010

End Of Green

End Of Green markierten am frühen Samstag Nachmittag den ersten musikalischen Stilbruch. Es ging erstmals weg von elektronischer Musik hin zu handgemachtem Gitarrensound.
Die Band machte alles in allem einen etwas heruntergekommenen Eindruck. Michelle Darkness war kaum zu hören; ob es an ihm oder der schlechten Abmischung lag, kann nur spekuliert werden.
Die Schwaben eröffneten ihr Set mit „Dead City Lights“ vom Album „The Sicks Sense“. Einige Headbanger waren unter den wenigen Fans vor der Bühne, die ihre Matten zum metallisch angehauchten Sound schüttelten. Mit „Killhoney“ und „Highway 69“ gaben End Of Green dann Gas, doch leider hielt auch dies nur wenige davon ab, im Verlauf des Sets das Publikum zu verlassen. Faderhead im Staatenhaus waren wohl attraktiver.

Insgesamt wirkten End Of Green müde. Eigenartig war auch, dass der Auftritt noch unter dem Banner von „The Sicks Sense“ statt fand und der Fokus eher auf altbekannten Stücken lag. Immerhin erscheint Ende August die neue CD „High Hopes In Low Places“.

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Ashbury Heights - Amphi Festival 2010

Ashbury Heights

Mit den Skandinaviern von Ashbury Heights stand eine Band auf der Bühne, auf die viele gewartet hatten. Das Duo eröffnete mit „Anti Ordinary“ sein Set. Nach 2008 gehörten die Schweden 2010 zu den umjubelten Acts des Festivals. Dank Songs wie „Scars of a lighthouse“ konnten sie auf ganzer Linie überzeugen und hinterließen ein zufriedenes Publikum.

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Welle Erdball - Amphi Festival 2010

Welle:Erdball

Honey von Welle:Erdball zählt zu den Stammgästen des Amphi Festivals. 2008 und 2009 war er als Ansager bzw. Moderator auf der Bühne, dieses Jahr trat er dann samt Band auf. Welle:Erdball eröffneten ihren Auftritt mit „Die Roboter“ von Kraftwerk. Bei Titeln wie „Monoton & Minimal“ oder „Und es geht ab“ kam durchweg gute Stimmung auf.

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Blutengel - Amphi Festival 2010

Blutengel

Als nächstes betrat eine Band die Bühne, die wie kaum eine andere die Szene spaltet. Entweder man liebt Chris Pohl und seine Gespielinnen oder eben nicht. Die aufwändige Bühnendeko ließ erahnen, dass Blutengel vor allem eine Band für’s Auge sind.

Als die Musiker dann die Bühne mit sechs Tänzerinnen betraten, schossen die Arme samt Fotoapparaten hoch, so dass das Publikum in den hinteren Reihen erstmal wenig von der Show sehen konnte.
Hatten Constanze und Ulrike beim ersten Titel noch mit Soundproblemen zu kämpfen, legte sich dies jedoch rasch und Blutengel legten eine gute Show hin. „Soultaker“, „Lovekiller“, der Clubhit „The Oxidising Angel“ oder auch „Soul Of Ice“ – ein Hit reihte sich an den nächsten und wurde von den Fans begeistert aufgenommen.

Chris Pohl war wie immer gut gelaunt und auch die Bühnenshow wusste trotz kleinerer Asynchronitäten seitens der Tänzerinnen zu überzeugen. Wenn man vom Karaoke-Effekt Blutengels einmal absieht, sicherlich einer der optisch anspruchsvollsten Acts des Festivals.

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And One - Amphi Festival 2010

And One

Die Berliner Jungs um Steve Naghavi hatten die Ehre, den ersten Festivaltag auf der Hauptbühne zu beschließen. And One hatten mit ihrem gefeierten Auftritt beim Amphi 2008 die Messlatte sehr hoch gelegt.

Der Auftritt begann recht verhalten und And One brauchten ein wenig, bis der Funke zum Publikum überspringen konnte. Doch die Band hatte jede Menge Hits im Gepäck: „Traumfrau“, „Steine sind Steine“ und vor allem das A-ha Cover „The Sun Always Shines On TV“ sorgten für eine steigende Stimmung. Steve Naghavi verwies immer wieder auf das kommende Album „Tanzomat“ und die Tour, für die an diesem Abend die Zuschauer noch Karten am And One Stand erworben konnten.
Der Anwohnerschutz beendete die Party dann aber um kurz vor zehn: Obwohl lautstark Zugaben gefordert wurden, mussten And One aufhören. Einigen Besuchern bot sich hier ein Déjà-Vu: 2008 erging es der Band genauso.

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Ext!ze - Amphi Festival 2010

Ext!ze

Die Cybergothics von Ext!ze eröffneten am Sonntag auf der Mainstage und bereits zu früher Stunde hatten sich zahlreiche Anhänger der Band vor der Bühne versammelt und tanzten wild zu dem elektronischen Sound. Ext!ze dürften den meisten durch die „Extreme“ Samplerreihe bzw. aus den Clubs bekannt sein.

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Mono Inc. - Amphi Festival 2010

Mono Inc.

Die Hamburger um Frontmann Martin Engler sorgten mit ihrem Auftritt 2009 bereits als zweite Band für ein Highlight. Dieses Jahr durften sie dann als zweite Band am Sonntag auftreten und hatten das bereits zahlreich erschienene Publikum sofort auf ihrer Seite. Die Band bot einen Querschnitt ihrer Alben („Voices of Doom“, „This Is The Day“) sowie eine Coverversion von Iggy Pop’s „The Passenger“. Martin spielte dazu die ersten Strophen akustisch auf seiner Gitarre, bevor der Rest der Band einsetzte. Mono Inc. überzeugten, besonders Schlagzeugerin Katha Mia kam beim Publikum mit ihrem Background-Gesang gut an. Einziger Wermutstropfen: Der Kracher „Sleeping My Day Away“ paßte wohl zeitlich nicht mehr ins Set. Ein eindeutiges Zeichen, dass die Spielzeit für diese Band zu kurz war. Dank des energiegeladenen Auftritts war das Publikum dennoch wach.

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Combichrist - Amphi Festival 2010

Combichrist

Nachdem Andy LaPlegua und seine Mitstreiter 2008 im Theater zu den begehrtesten Acts zählten, entschied sich der Veranstalter dieses Jahr, die Band auf der Hauptbühne auftreten zu lassen. Die Reihen waren dicht gedrängt, was sicher auch mit dem einsetzenden Regen zu tun hatte und jeder einen Platz unter den wenigen Überdachungen haben wollte. Einige spekulierten im Vorfeld, ob LaPlegua wohl einige neue Songs spielen würde. Das neue Combichrist Album erscheint Ende August und trägt den Titel „Making Monsters“.

Doch Combichrist spielten ein Set aus den größten Hits. Los ging es mit „All Pain Is Gone“, gefolgt von „What The Fuck Is Wrong With You“, „Blut Royale“ und „Get Your Body Beat“. Bei allen Songs herrschte durchweg gute Stimmung. Leider kämpften Combichrist jedoch mit einer extrem schlechten Abmischung, so dass der Auftritt in den Ohren ungeübter Hörer eher als Krach denn als gelungenes Set angekommen ist, da sich zeitweise die Melodien nur erahnen ließen. Der Stimmung auf und vor der Bühne tat dies keinen Abbruch – Combichrist boten wie immer eine energiegeladene Show. Bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass die Band seit über einem Jahr dauerhaft auf Tour ist. Die lange Schlange bei strömendem Regen am Autogrammstand nach der Show sprach eine ebenso deutliche Sprache.

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ASP - Amphi Festival 2010

ASP

Der nächste Act war dann ein Kontrastprogramm aus musikalischer Sicht zu Combichrist und VNV Nation. Die Mystiker von ASP verzauberten die Menge. Mit „Denn ich bin der Meister“ legten die Frankfurter los und sofort war die Stimmung auf ihrer Seite. Während des gesamten Sets zeigten ASP, dass sie zur Spitze der Szene in Deutschland gehören. ASP boten eine gute Mischung aus ihren Alben. Besonders gut kamen „Ich will brennen“, „Ich bin ein wahrer Satan“ sowie „Schwarzes Blut“ an. Die Band dürfte einige neue Fans hinzugewonnen haben – auch dank der sympathischen Ansagen („Schön, dass auf diesem Festival auch Platz für uns ist“).

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VNV Nation - Amphi Festival 2010

VNV Nation

Trotz des seit drei Stunden anhaltenden Dauerregens waren fast alle Besucher geblieben, um mit VNV Nation den Headliner des Festivals zu sehen. Die lange Schlange bei der vorangegangenen Autogrammstunde ließ schon vermuten, dass Ronan und Mark für viele das Highlight des Festivals waren.

Unterstützt wurden das Duo von zwei weiteren Musikern an den Keyboards. Beeindruckend waren auch die Bildleinwände und die Lichteffekte während der Show. Die Band bot einen Querschnitt durch ihre Alben. Leider ließ Ronan das Rätsel um das kommende Album immer noch offen, denn „The great divide“ wurde nicht mal mehr als neue Single angekündigt. Dennoch – besonders „Perpetual“ wurde von den Fans gefeiert und mitgesungen und war der Höhepunkt der Show. Ronan animierte das Publikum, rannte immer wieder quer über die Bühne und forderte die Zuschauer abwechselnd auf Englisch und Deutsch („Lauter!“) auf, mitzumachen. Auch „Beloved“ und „Standing“ konnten überzeugen, kamen stimmungsmäßig aber nicht an „Perpetual“ ran.

Einer der – wenn nicht der beste – Auftritt des Festivals nahm um kurz vor zehn ein Ende, und durchnässt aber dennoch zufrieden machte sich ein Großteil der Zuschauer auf den Heimweg.

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Eisbrecher

Warum auf dem Amphi Festival traditionell eine größere Band eine späte Show bis Mitternacht oder sogar noch später abliefert, bleibt das Geheimnis des Veranstalters. Die Schlange bei der Eisbrecher-Autogrammstunde am Nachmittag zeigte jedenfalls, dass viele Festivalbesucher Eisbrecher sehen wollten, aber eben nicht am späten Sonntag abend nach jeder Menge Regen und zwei Festivaltagen in den Knochen. Der Veranstalter sollte sich dringend überlegen, dieses Konzept ad acta zu legen, und statt dessen am Samstag abend eine Band als Abschluss im Staatenhaus auftreten zu lassen.

Die meisten Besucher haben am Sonntag abend nämlich genug von zwei Festivaltagen bzw. müssen am Montag wieder arbeiten oder zumindest abreisen, so dass es unverständlich ist, warum am späten Act am Sonntag abend festgehalten wird. Auch für die Bands ist es sicher motivierender, vor vollen Reihen zu spielen. Bei „This is Deutsch“ kam sogar zeitweise sogar etwas wie Stimmung unter den Verbliebenden auf, insgesamt spürten die Besucher aber doch noch die Strapazen der letzten Tage.

Alle Fotos vom Sonntag des Amphi Festival 2010


Fazit

Das Amphi Festival ist seit Jahren nicht mehr aus dem alljährlichen Festivalsommer wegzudenken: Mit einem Jahr für Jahr hochkarätigen Lineup, einer alles in allem sehr guten Organisation und einem nahezu perfekten Festivalgelände ist in Köln all das vorhanden, was sich ein Besucher nur wünschen kann.

Auch wenn wie in jedem Jahr Stimmen laut wurden, die sanitären Anlagen seien nicht durchweg sauber, die eine oder andere Band möge doch lieber da oder dort spielen und es würde doch generell zu viel oder zu wenig dieser oder jener Musikrichtung gespielt, so kann man dies unter den üblichen Nörgeleien stets unzufriedener Festivalbesucher verbuchen. Sich über WCs mit Waschbecken und Reinigungspersonal zu beschweren ist im Vergleich zu Dixiklos Jammern auf ganz hohem Niveau, und dass man es was die Musikauswahl betrifft nicht jedem recht machen kann, ist kein Geheimnis.

Für mich, als Festivalfotografen und Musikfan, ist das Amphifestival mein persönlicher Favorit geworden, denn es schafft gekonnt den Spagat zwischen verhältnismäßig familiärer Atmosphäre, toller Location und großartigem Lineup.

Bis zum nächsten Jahr in Köln!

Festivalbericht: Katrin Stelzer

Fotos und Fazit: Matthias Irrgang

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