Halloween – Das ist nicht nur die Zeit zum Verkleiden, Süßigkeiten sammeln und Kürbisse schnitzen, sondern auch für Zombies und verdammt guten Horrorpunk! Frei nach diesem Motto zogen im Rahmen der Hell Nights Tour auch dieses Jahr wieder 4 schaurige Bands durch Deutschlands Clubs, um dieses Ereignis gebührend zu feiern.
Ein früher Sonntagabend in Frankfurt am Main. Doch nicht irgendein Sonntag. Um exakt zu sein: der 26. Oktober, Welt Zombie Tag. Dass die Bankenmetropole nicht gerade zu den schwärzesten Städen Deutschlands zählt ist ein offenes Geheimnis, doch zu diesem Anlass ist selbst hier mal etwas besonderes los. Nämlich gastiert an diesem Abend die Hell Nights Tour 2008 in der Batschkapp. Im Publikum finden sich toupierte Irokesen, gestreifte Ponies und Devillocks en masse, verziert mit kleinen Plastik Spinnen, Sicherheitsnadeln und ähnlichen Accesoires. Manche sind auch komplett als Zombies verkleidet, irgendwo irren Jack Skellington und Eric Draven herum. Das Line Up verspricht einen tollen Abend. Während die Eröffnungsnummer in der Regel ja immer von kleinen, regionalen Bands mit geringerem Bekanntheitsgrad übernommen wird, wird hier direkt hoch gepokert.
Es geht mit niemand geringerem los, als der aus Liverpool/Großbritannien stammenden Band Zombina & The Skeletons. Zombina ist eine Punkergöre wie sie im Buche steht. Im abgeschnittenen Schottenmini und frechen Zöpfen fegt sie mit ihrer mal gröhlenden, mal quitschenden Stimme über die Bühne, umringt von ihren einheitlich mit Hemd und neongelben Hosenträgern bekleideten Skeletons. Das knochige Make Up ist wie immer Programm. Mit Songs wie „Nobody Likes You When You´re Dead“, „Vincent Price“, „King Of The Ring“ oder „The Zombie Hop“, allgemein eher im Bereich des Punk, jedoch vereinzelt mit Einflüssen aus Ska und Surf zu verorten, schaffen sie schon so früh am Abend eine Stimmung, die durchaus zum tanzen einlädt.
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Als nächstes ist das Urgestein von Der Fluch an der Reihe. Der Saal liegt in Nebel und Dunkelheit gehüllt, in der Luft hängt düstere Musik. Als sie die Bühne betreten, kommt man nicht umhin, sich durch die Szenerie etwas an Matrix erinnert zu fühlen: Coole Körperhaltung, Sonnenbrillen, ganz in schwarz. Ob einem die Musik von Der Fluch gefällt, ist natürlich Geschmackssache. Gerade Klassiker wie „Werwolf“, „Hexen leben länger“ oder „Rattengift“ sorgen wirklich für gute Stimmung. Doch weil die Zeit an Menschen leider nicht ganz so spurlos vorübergeht wie an Musik, kann man in der Tat den ein oder anderen verzogenen Mundwinkel, besonders beim weiblichen Teil des Publikums, beobachten, als Sänger Deutscher W seinen geschwitzten Oberkörper entblößt. Adonis hin oder her, er post ordentlich herum. Auch die komplett durchkonstruierten Ansagen, welche zwar einerseits eine nette Theatralik erschaffen, jedoch andererseits jeglichen spontanen Witz ausmerzen, scheinen nicht jedermanns Sache zu sein. Vielleicht gehört ein Teil des Publikums einfach nicht mehr zu der Generation, die Der Fluch zu schätzen weiß.
Mit The Other bahnt sich schließlich der erste Höhepunkt des Abends an. Die Bühne platzt fast vor kitschig-klischeehafter Deko: Torbögen mit flackernden Kerzen, Ketten, Skelette, Spinnenweben. Kurzum: alles was das Halloween vernarrte Horrorpunk Herz begehrt! Und gleich von vorne herein, stellt Rod Usher klar, dass er und seine als Zombies maskierten Kollegen keine lahme Stimmung dulden. Als seine tiefe, melodische Stimme mit „Lover´s Lane“, „Beware of Ghouls“ oder „The Creature From The Black Lagoon“ durch den Saal schallt, bildet sich ein hartnäckig pogender Kreis vor der Bühne und Stagediver stürzen sich auf das Meer von nach oben gereckten Händen. Sicher auch zum Besten der Menge, denn als Dr. Caligari eine Hand voll „Augäpfel“ an gierige Münder in den ersten Reihen verfüttert, beharrt er darauf, dass diese dem Teil des Publikums aus Osnabrück gehörten, der gelangweilt am Mischpult herum stand.
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Als Krönung des Abends wird es letztendlich Zeit für die US-amerikanische Kult Band Blitzkid. Für manche ein Grund zur Freude in zweierlei Hinsicht, TB Monstrosity und Argyle Goolsby werden momentan nämlich von niemand geringerem als Ex-Misfits Drummer Dr. Chud begleitet. Wer Blitzkid schon einmal live gesehen hat, der weiß, dass Argyle ein regelrechter Tornado ist, der permanent über die Bühne fegt, seinen Bass um sich herum schleudert und auch durch eine nette Optik das ein oder andere Frauenauge erfreut, während Monstrosity eher den Gegenpart übernimmt und wie ein Fels in der Brandung wirkt. Diese Herren lassen wirklich keine Wünsche offen, die Stimmung könnte kaum besser sein. Wie ernst der Spruch gemeint ist, dass Deutschland das beste Publikum sei, ist zwar wie immer bei solchen Äußerungen fraglich, aber ist ja eigentlich auch egal. Blitzkid kriegt es einfach hin, lustig, wild, charmant und gruselig zugleich zu sein. Auf der Playlist stehen „Cannibal Flesh Riot“, „She Won´t Stop Bleeding“ und der Hit „She Dominates“. Doch auch ein Ramones Cover zur Huldigung von Joey, Johnny, Marky und Dee Dee lassen sie sich nicht nehmen.
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