Seit Jahren schon ist das M´era Luna bekanntlich einer der größten Namen in Sachen Gothic in Deutschland und vielleicht sogar in Europa. Schaut man sich das Publikum an, liegt letzteres auf jeden Fall nahe. Fest steht allerdings auch dass größer nicht unbedingt gleich auch besser ist. So muss an dieser Stelle auch gesagt werden, dass das M´era Luna dieses Jahr über weite Strecken eher mäßig war. Mäßiges Wetter, ein meist mäßiges Lineup und ein mäßiges Publikum branntmarkten das M´era dieses Jahr über die meiste Zeit zu einem eher durchschnittlichen Festival in XXL. Der guten Stimmung auf und um den Zeltplatz herum tat das allerdings keinen Abbruch.

Aber fangen wir mal ganz sachte an und mischen einen Erlebnisbericht mit einer Konzertreportage, auf dass es nicht so langweilig wirke. Als ich die geheiligten Stätten des Hildesheimer Flughafens endlich betrat war es irgendwann zwischen elf und zwölf. Ärgerlicherweise spielten schon die ersten Bands Delain und Elis auf der Hauptbühne, während sich im Hangar Reflexion und The Legendary Pink Dots austobten. So ein Zelt baut sich eben auch nicht von selbst auf und wenn man sich nicht Samstags früh noch seinen Platz sucht findet man ihn gar nicht mehr.

Kurzer Blick auf die Uhr: 12.51. Genau richtig um so langsam mal vom Zeltplatz herunter und hinauf zum eigentlichen Festivalgelände mit dem Hangar und der großen Bühne nebst der Stadt der tausend Händlerstände zu spazieren. Doch für die Betrachtung der nicht immer ganz so edlen Waren, die hier feilgeboten werden von den geschickten Händlern aus aller Herren Länder, bleibt nicht viel Zeit. Schon nähert sich der Auftritt der Folkrtruppe Rabenschrey ihrem Ende. Und das heißt: Im Hangar spielen gleich Cinema Strange. Eins muss man den Veranstaltern lassen: Der Zeitplan ist fast immer großartig und wird auch meist eingehalten. Er ist so angelegt, dass man, wenn man denn will (oder muss), den ganzen Tag lang von einer Bühne zur anderen pendeln kann ohne viel zu verpassen. Die Umbaupausen im Hangar finden meist dann statt wenn auf der Hauptbühne eine Band zu spielen beginnt und umgekehrt ebenfalls. Das Ganze läuft eigentlich wie am Schnürchen und das einzige Problem, das man hier zu beklagen hat ist eigentlich dass viele Bands schon fünf Minuten früher anfangen und man den ersten Song so halbwegs verpasst. Aber das ist eigentlich kaum der Rede wert.


Viel schlimmer ist da schon das, was sich den arglosen Ohren darbietet wenn man im Hangar steht, denn Donnerwetter, diese Tonabmischung dröhnt! Mehr dazu später. Cinema Strange betreten mittlerweile die Bühne im gewohnt schrulligen Look. Gitarrist LaFitte trägt heute mal einen Fez, während der Bassist in einer Art heruntergekommenem Gehrock und silber glänzenden Hosen unter einer Art Netzrock über die Bühne marschiert und der Sänger zwischendurch mit seiner Jacke tanzen geht. Vorerst aber noch hat er die dunklen Gläser seiner Sonnenbrille tief ins Gesicht gezogen. „Who´s awake yet? … not me“ ist die etwas bedröppelte Begrüßung, die er dem Publikum entgegenbringt. Morgenübelkeit eben. Trotz allem wirkt die Band insgesamt aber recht munter und bietet eine gewohnt gute Show, zu der natürlich auch „The Red and Silver Fantastique“, das Stück mit dem Omnichord, nicht fehlen darf – auch wenn der bei einigen Verspielern am Anfang und den Variationen später so klingt als wäre hier noch keiner so richtig wach. Die Band legt sonst eine Reihe recht flotter Songs auf und auch „One Time, One Summer“, das markante Stück mit dem „Lala!“-Part, wird wieder gespielt. Das anwesende Publikum fällt eher dadurch auf, dass es nichts tut. Vorne gibt es ein paar Leute die tanzen, ansonsten herrscht Stille. Ein typisches Symptom für das M´era Luna dieses Jahr. Das Publikum applaudiert zwar ganz lieb und hört brav zu, nur aktiv ist es irgendwie nicht. Und nein, das hat nichts damit zu tun, dass die meisten hier Grufties sind! Wer auf dem Amphi oder anderen Festivals war weiß, dass das auch anders geht. Augenscheinlich freuen sich die meisten aber trotzdem, als auch „En Hiver“ gespielt wird.

Cinema Strange – Fotogalerie


Auf der Hauptbühne haben sich jetzt Ordo Rosarius Equilibrio aufgebaut:

Ein Sänger, Ein Keyboard und ganz viel Percussion. Von der Pauke und Glockengehängseln, also Chimes, in verschiedenen Größen herrscht eine kleine aber feine Vielfalt auf der Bühne, die später auch durch eine Akkustikgitarre ergänzt wird, die dann der Paukenmann bedient. So verfährt die Band etwa bei dem Titel „Who stole the sun from its place in my heart?“, der aus dem Rest des Programms ein wenig heraussticht. Generell muss man aber sagen dass diese Gruppe ein doch nicht unerhebliches Maß an klanglicher Vielfalt erreicht, dabei aber stets ein gewisses Flair an 80er Jahre-Musik aufrecht erhält. Also eine Art Neofolk à la Dunkelhippie. „In High Heels through nights of broken Glass“ etwa erinnert an den Hit „Where the Wild Roses Grow“ von Nick Cave und Kylie Minogue – ohne aber dabei dessen melodische Klasse zu erreichen. Der letzte Song „3 is an Orgy, 4 is Forever“ kommt beim relativ lose verteilten Publikum ganz besonders gut an, was man aber eigentlich nur am Applaus zu Beginn und Ende desselben merkt. Besonderes Kennzeichen dieses Songs ist der ausgeprägte Einsatz von Glockeneffekten und auch der Gong kommt wieder zum Einsatz.

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Dank gut abgestimmtem Zeitplan war es kein Problem danach noch rechtzeitig zu Christian Death in den Hangar zu kommen. Ähnlich wie bei Cinema Strange war der Bühnenaufbau hier recht kostengünstig gehalten. Ein Fliegennetz zierte die Bühne und verschiedene Spinnwebenimitate sowie einem siffig wirkendem Tuch, auf dem ganz simpel der Schriftzug „CHRISTIAN DEATH“ zu finden war. Zu Beginn taucht der Drummer marschierend auf der Bühne auf, ein Totenkopftuch ins Gesicht gezogen, grimmig blickend auf einer Snaredrum vor sich herumtrommelnd. Die Halle war gut gefüllt, aber glücklich war wohl alleine wer einen Gehörschutz trug, denn das muss man sagen, ich habe selten eine so grottige Tonabmischung gehört. Die Instrumente übertönen sich gegenseitig, die Geige des Sängers ist kaum vernehmbar und wenn dann auch nur als krächziges Gequietsche und der Bass bläst einem wörtlich das Hirn aus den Ohren und drückt kräftig auf das Trommelfell. Das Hörerlebnis ist alles in allem sehr unangenehm und so ist es kaum verwunderlich dass man kontinuierlich Leute aus der Halle herausgehen sieht. Der Drummer fühlt sich keck genug um mal mit dem ausgestreckten Arm über das Publikum zu zeigen, vielleicht in der Hoffnung, dass irgendwo jemand entgegenjubelt oder ebenfalls die Faust erhebt, vielleicht, dass jemand eine Laolawelle anfängt oder etwas ähnliches. Natürlich passiert genau gar nichts. Er wirkt kurz ein wenig enttäuscht, zuckt kurz mit den Schultern und legt den Kopf schief. „Naja, was soll´s“ wird er sich gerade denken. Die Songs, die dargeboten werden sind allesamt recht rockig gehalten, aber viel länger als bis zu „I am in love with myself“ halte ich es mit dem Gehörschaden einfach nicht aus und flüchte lieber wieder nach draußen. Schade eigentlich, da Christian Death eigentlich zu den älteren Bands der Szene gehören.

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Red Lorry Yellow Lorry stehen nämlich schon bereit und fangen sogleich an selbst zu spielen. Die Spielzeit der beiden Bands überschneidet sich nämlich ein wenig. Mit dem Publikum sieht es zu diesem Zeitpunkt unverändert aus: es ist alles recht locker verteilt. Die Stimmung ist locker und entspannt, ja sogar gemütlich. Hier läuft mal eine Sanistreife vorbei und die meisten Besucher tummeln sich zwischen den vielen Händlerzelten oder sitzen an ihren eigenen Zelten auf dem Zeltplatz und schauen sich die Leute an oder glühen vor. Sein wir mal ehrlich: Das Lineup hat bisher eben keine großen Kracher zu bieten sondern eher Insiderbands. Die große Meute wartet also eher bis zum Abend. Red Lorry Yellow Lorry selbst spielen dezent rockig angehauchte elektronische Musik mit Gitarren, aber ansonsten gibt es von dem Auftritt nichts besonderes zu berichten. Ich nutze die Gelegenheit jedenfalls lieber um erstmal die Zeltplatzatmosphäre ein wenig in mich aufzusaugen und gehe zurück zum eigenen Zelt wo mich ein Gentlemanfrühstück aus der Dose und ein guter Vino aus der Fesivalflasche erwarten. So gut es sich auch sitzt und so interessant es ist mit Leuten aus aller Herren Länder auf dem Festival zu plaudern muss die Show doch weitergehen.

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Und so ziehe ich gestärkt wieder zum Hangar, wo jetzt schon Klimt 1918 ihren langsamen, harmonischen Rock spielen. Die Halle ist dazu nichtmal halbvoll (sind wohl auch alle beim Mittagessen). Die Gitarren dazu werden in gekühlter Verzerrung serviert so dass sich ein Sound ergibt der den vorhergehenden Bands nicht ganz unähnlich ist. Die Festivalleitung hat die Bandauswahl also schon mit Verstand aneinandergereiht, so dass sich keine größeren Stilbrüche ergeben. Die tatsächlich anwesende Menge in der Halle lässt sich aber nicht weiters lumpen und macht ganz gut mit wenn es wieder darum geht zu klatschen. Nervig: Der Sänger klatscht laufend ins Mikrofon um die Leute zum Mitmachen zu animieren. Einen verdienten warmen Applaus für die leicht anzuhörenden Songs gibts aber allemale für die Band, die aussieht als wäre sie die Physik AG aus Elmsbüttel.

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Beim Rausgehen stelle ich dann auch schnell fest wo sich der Großteil der Besucher aufhält. Die standen nämlich ausnahmsweise mal recht geschlossen vor der Hauptbühne, auf der gerade Mesh mit ihrem gute-Laune-Gedudel wieder feierten. Ich nutze die Zeit lieber um ein wenig auf der Händlermeile umherzuflanieren und zu feilschen. Zwei der ungewöhnlichsten Kostümierungen auf dem Festival dürften diesmal ein echt wirkender Japaner mit traditionellem Kimono und Glatze sein und ein weiterer Mann mit hohen Stiefeln, ebenfalls einem Kimono und einem Haori nebst Tropenhelm. Schräge Kombi. Unter dem Publikum befinden sich auch außergewöhnlich viele Punker, wahrscheinlich wegen den Dunkelpunkbands morgen und Gruppen wie Frank the Baptist oder Cinema Strange.

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Apropos. Frank the Baptist waren auch die nächsten im Hangar. Geboten wird von ihnen ein recht schrulliger Rock mit vereinzelten Harmonieeinschmissen, die ein wenig an Horrorpunk erinnern, ohne dabei aber die Geschwindigkeit oder Aggressivität des letzteren mitzutransportieren. Alles in allem ein sehr amerikanischer Sound. Jedenfalls ist das Publikum endlich etwas bewegter. Zu „Ever“ tänzeln die Leute vereinzelt mit und zu „Signing off“ wippt der ganze Raum mit, es wird hier und da getanzt und sogar einige Fäuste erheben sich. Das Publikum kommt endlich mal ein wenig aus sich raus.

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Das erste richtige Highlight des Tages ist dann aber der Auftritt von Tanzwut auf der großen Hauptbühne. Der Platz ist nun deutlich voller und gedrängter als zuvor und die Leute steigen sofort mit ein. Es wird viel im Rhythmus mitgeklatscht und sogar mitgesungen und auch der Kamera-arm an der Bühne selbst ist verstärkt in Bewegung. Ein gutes Zeichen?

Den Anfang macht die Bearbeitung von Bachs „Toccata und Fuge“, gefolgt von „Ihr wolltet Spaß“. Zwar ist das Mikrofon des Sängers ein wenig zu leise, aber das tut der Stimmung keinen Abbruch. Man hat den Eindruck dass viele nur auf diesen Auftritt gewartet haben. Vor allem die Kiltfraktion neben mir ist schlichtweg am Ausrasten. Das gilt insbesondere als „Meer“ angespielt wird, das schnell zum Highlight des Auftritts avanciert. Auch „Lügner“, „Der Wächter“ oder das Ärztecover „Bitte Bitte“ sorgen für ordentlich Zunder. Aber trotz aller Party und guter Stimmung hat man dennoch das Gefühl dass der Großteil des Publikums nicht voll bei der Sache ist. Dennoch sorgt der Auftritt von Tanzwut endlich mal für ordentlich gute Laune und Lautstärke, auch vom Publikum aus. Die Kommunikation mit den Fans seitens der Band wirkt dann auch nicht mehr ganz so peinlich wie bei den Bands die vorher auftraten, die sichtbar mehr Probleme hatten einen spontanen Applaus aus der Menge zu kitzeln. Auffällig ist bei Tanzwut auch dass die Show viel stärker durchchoreographiert ist. Die Gruppe bildet bestimmte Figuren auf der Bühne und die Dudelsackspieler haben ebenfalls bestimmte Bewegungsabläufe im Programm, auch wenn sie gerade nicht spielen. Besonders auffällig ist diese Gruppenchoreographie natürlich am Ende der Show, als die Band zu „Signum Ignitum“ die Rotorblätter rausholt, sie wie übergroße Stahlviolinen spielt und am Ende in einem bestimmten Muster präsentierent hochhält. Ganz eindeutig der bisher beste Auftritt des Tages. Allgemein auffällig ist aber immer noch dass das Publikum hier zum Beispiel ganz prinzipiell keine Zugaben fordert, ganz egal wie gut eine Gruppe war. Wenn man die rheinischen Frohnaturen vom Amphi gewohnt ist dann schockiert einen diese lustlos wirkende Passivität des Publikums hier schon fast.

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In der Halle stehen als nächstes Epica an, die Band mit dem Orkanfetisch. Denn vor der Bühne stehen einige übergroße Ventilatoren, damit die langen Haare aller Bandmitglieder auch schön dramatisch im Gegenwind schweben. Ich denke es dürfte sich mittlerweile zwar rumgesprochen haben, aber für alle die es noch nicht wissen: Epica ist die holländische Version von Nightwish und für all jene, die vom Stilwechsel der Finnen enttäuscht sind, genau die Band, die das gute alte Nightwishgefühl wieder auf die Bühne bringen. Die Halle ist zu 3/4 voll und die Stimmung allgemein gut. Die Musiker auf der Bühne sind mit Engagement bei der Sache und schwingen schön ihre langen blonden Haare durch die Luft. Schon nach dem zweiten Song, „Cry for the Moon“ ist die Halle dann aber voll. Ein besonderes Schmankerl ist dann das dritte Stück, „Quietus“, das Sängerin Simone Simons einmal mehr im Duett mit Amanda Somerville singt. Besonders krachig wird die Performance der Band noch durch einzelne Passagen mit ordentlich Doublebasseinsatz. Eine klasse Ergänzung zum sonst eher weichen und melodischen Sinfonic Metal, den die Band spielt. Ganz wehmütig wird dem ein oder anderen vielleicht zumute als nun auch noch Growls als Kontrast zu Simones Gesang ins Spiel kommen. Da kommen einem fast schon Tränen der Nostalgie ins Auge, erinnert das ganze doch an die guten alten Stücke von Theatre of Tragedy zu ihren Besten Zeiten. Aber Epica haben weit mehr auf dem Kasten. Durch die Einbettung dieser brutaleren, schmissigen Passagen in ihren sinfonischen Metal mit opereskem Gesang geben sie ihren Liedern nicht nur mehr Schmiss sondern prägen gleichzeitig auch einen eigenen Stil und differenzieren sich so vom Vorbild. Z.b. auch bei „Seif al Din“, das stetig zwischen fetzigen Doublebassparts und ruhigen, gezogenen Teilen mit Streichern aus der Dose und gesungenen Harmonien wechselt. Wie einige andere Bands auch bringen auch Epica das beste wieder zum Schluss und ziehen im letzten Song nochmal alle Register. Der Höhepunkt der Show ist erreicht und das Publikum jubelt ordentlich mit zu einem Song der nochmal richtig die Halle rockt als das Operette Gesinge die aggressiven Growls umgarnt. Epica legten einen sauberen Auftritt hin, der auch beim Publikum gut ankam. Zum Abschluss läuft noch ein kleines Instrumentalstück, aber die meisten Zuschauer verlassen die Halle bereits um sich draußen noch den Rest von Unheilig anzuschauen.

Epica – Fotogalerie

In der Halle standen als vorletzte Band des Abends Samael an, der ganz klar im Zeichen des Metal stand. Und Metal sollte es sein. Die Schweizer spielen dabei eine besonders flotte und moderne Variante, die sofort begeistern kann. Ähnlich wie schon bei Epica war die Halle anfangs halbvoll, füllte sich dann aber sehr schnell. Das Publikum war nun auch endlich aktiver und so war den Auftritt hindurch Headbanging nonstop angesagt. Und das endlich mal ohne dass irgendwelche Altgoths angenervt wären. Eine erfrischende neue Gothicfestivalerfahrung. Das gleiche kann man eigentlich auch vom Auftritt von Moonspell sagen. Knallhartes Gedresche in der prallgefüllten Halle vor einem begeistert bangenden Publikum und dutzendfach erhobenen Fäusten.

Mir persönlich hats mit Konzerten aber spätestens an dem Punkt gelangt. Viel interessanter war es da zurück zum Zeltplatz zu gehen, sich die Musik der Hauptbühne anzuhören und gemütlich mit ein paar Skandinaviern den ein oder anderen Vino zu trinken, sich über dies und jenes zu unterhalten und sich gemeinsam über Dänenwitze zu amüsieren. Es hat ja auch was, mal in aller Ruhe auf dem Zeltplatz zu sitzen, eine zu rauchen und den Tag mit den anderen Revue passieren zu lassen während die Mucke von Front 242 rüberdröhnt. Nach der Party ist vor der Party. Es gab natürlich eine umfangreiche Aftershowparty in einer anderen Hangarhalle, die man relativ umständlich über einen Umweg am Festivalgelände vorbei und über den Zeltplatz und den Markt betreten musste. Ärgerlich: Für diese Party wurden jedem Besucher nochmal 4 Euro abgeknüpft. Eigentlich dreist, wenn man bedenkt dass man für das Festival bezahlt hat. Andererseits ist die Logik dahinter dann wohl dass es die vier Euro dann auch nicht mehr machen. Für alle, die sich dafür zu geizig waren oder arm wie ein Onlineredakteur sind, gab es aber noch eine nicht minder interessante Lösung: Den Mittelaltermarkt.

Richtig, es gab einen Festivaleigenen Mittelaltermarkt mit Gauklern und Schmieden und Ständen aller Art mitten auf dem Gelände. Da es langsam kälter wurde – und für manche wohl regelrecht eiskalt – luden nun besonders die Stände mit den Wasserpfeifen und den Fellen auf dem Boden ein. Gemütlich rauchen mit guten Freunden in entspannter Atmosphäre. Oder der Stand mit dem Fleisch, das frisch geräuchert wurde. An diesen Räucherfeuern konnte man sich wunderbar aufwärmen. Aber auch die Gaukler, die nun regen Zulauf und das Interesse vieler Zuschauer genossen, arbeiteten jetzt mit Fackeln und anderen feurigen Spielzeugen und gaben zwischen den Darbietungen Dudelsackmusik und Getrommel und taten ihr Bestes, die Menge anzuheizen und zum Mitmachen zu animieren. Ganz anders sah das dann beim Schmied aus, der mürrisch an seinem Feuer stand. „He! Mach doch mal nen Nagel!“, brüllte ihm einer aus dem Publikum entgegen. Seine spürbar genervte Antwort: „Ach, halt´s Maul…“. Wem selbst das zu langweilig wurde, der konnte aber auch einfach über den Zeltplatz trotten und überall neue Bekanntschaften schließen. Auch an privaten Partyzelten mangelte es nicht und so sah man immer wieder größere Zelte mit lauter Musik und einer mehr oder weniger großen Menschenmenge darinnen und davor tanzend stehen. Es ist eigentlich das, was das Festival erst so schön gemacht hat und es waren bestimmt nicht wenige die wohl in erster Linie wegen des Zeltens und gemeinsamen Feierns gekommen waren und nur in zweiter Linie für die Bands und Konzerte. Das wäre jedenfalls auch eine Erklärung für die meist doch eher mäßige Begeisterung im Publikum. Es ist mir eben ein Mysterium. Und irgendwann kam dann auch für mich endlich der Punkt sich müde aber glücklich ins Zelt fallen zu lassen und sich langsam aber allmählich von Unheilig und was noch so alles aus einem der vielen Privatpartyzelte dröhnte in den wohlverdienten Schlaf lullen zu lassen…immerhin ging es am Sonntag wieder weiter!

M´era Luna 2008 Festivalbericht: Teil 2, Sonntag

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