Eine atmosphärischere Kulisse als den, von Burgruine und Schloss eingeschlossenen, Schlossgarten Neuenbürg hätten Blackmore´s

Night für ihr Tour-Abschluss-Konzert kaum wählen können. Anlass der Tour war das 10Jährige Bestehen der Band. So war die

Spannung groß, als Richie Blackmore, von Candice Night gefolgt auf die Bühne traten. Verstärkt wurden die beiden durch

Keyboard, Bassgitarre, Percussions und zwei Backgroundsängerinnen.

Die stolzen 48 Euro Eintritt sorgten an der Kasse zwar vor allem bei Einheimischen für Empörung, hinderten die Fans aber nicht am zahlreichen erscheinen. Wem der Betrag doch im Geldbeutel wehtat bekam von Sängerin Candice Night ein Trostpfalster: Sie versicherte den Zuschauern, dass sie mit ihrem Eintritt auch den WWF und diverse (Klima)-Schutzprogramme unterstützten.

Insgesamt verfolgten an diesem Abend ca. 1400 Menschen Spektakel auf der Bühne. Von der Großfamilie bis zum gewandeten Mittelalterkrösus waren scheinbar alle Sorten Menschen vertreten.

Nach einem beeindruckenden Orgelintro legte die Band mit dem Song Cartouche vor, einem beschwingten Titel vom 2003 erschienenen Album „Ghost of a Rose“. Darauf folgte „Play Minstral Play“, eine moderene Interpretation eines Liedes aus der Renaissance, bei dem Blackmore´s Night bei der Aufnahme von Ian Anderson (Jethro Tull) unterstützt worden waren. Zwar war jener Star auf der Tour nicht dabei, aber schon die Erwähnung seines Namens brachte zusätzlichen Applaus ein.

Beim Hit „Under a violett moon“ wurde das Publikum bereits zum fleißig mitsingen aufgefordert. Dem kam es allerding nur recht zögerlich nach. Zugegeben, auf den Sitzplätzen wollte zu diesem Zeitpunkt noch nicht so recht der Stimmungsfunke überspringen.

Die humorvollen Ansagen und Einlagen auf der Bühne sorgten jedoch dafür, dass das Eis langsam brach.

Mit „Soldier of Fortune“ spielte die Band einen recht alten Song, den die beiden Stars des Abends noch zu der Zeit komponierten, als Ritchie Blackmore noch bei Deep Purple tätig war. Das erste ruhige Lied des Abends sorgte für ein mucksmäuschenstilles Publikum, welches mit verzückten Minen der zarten Stimme von Candice lauschte.

Mit zunehmender Dunkelheit verstärtk sich der romantische Flair der Burgmauern und der, neben der Bühne hoch aufragenden, farbig angeleuchteten Burgruine. (Umso mehr bereue ich es, die Kamera nicht an den Securities vorbei geschmuggelt zu haben).
Auf der Bühne bot sich das gewohnte Bild bei Konzerten der Folk-Stars: Neben einem griesgrämig dreinschauenden Ritchie Blackmore leuchtete seinen charistmatische Lebensgefährtin geradezu als Paradebeispiel der Lebensfreude. Super Leistungen erbrachten sie beide. Der ganze Auftritt erschien durchdacht und überaus professionell. Auch von Stromausfällen und Schüssen aus dem benachbarten Wald ließen sich die erprobten Musiker nicht aus der Ruhe bringen, sondern zogen ihr Programm provisorisch
fort.

Mit dem Instrumentalstück „Durch den Wald zum Bauchhaus“ bewiesen, sowohl Ritchi als auch der Keyboarder bzw. Orgelist ihr Können als Solomusiker und legten, neben grandiosen Entertainmenteinlagen, berauschende Soli hin.

Als nächstes trugen die Musiker ihre Version des Joan Baez-Klassikers „Diamonds and Rust“ vor, eine Einladung zum träumen zurücklehnen. Daran knüpfte ein beeindruckendes Klaviersolo an, in welches die anderen Künstler nach und nach einfielen. Mit dem durchdringenden Bass erinnerte das Stück an Blackmores Rocker-Vergangenheit. Die Standing Ovations seitens des Publikums waren eindeutig berechtigt. Spätestens beim nächsten Fetenknaller „All for One“ („We drink together not alone“) war das Eis gebrochen. Fast das gesamte Publikum erhob sich von seinen Plätzen um mitzutanzen, zu klatschen und zu singen. Bei „Loreley“
leeren sich zunehmend die seitlichen Plätze: Die Fans hatten seitlich der Sitze genügend Platz gefunden um dort ausgelassen zu tanzen. Bei „Wind in the willows“ bewies das Publikum außerdem seine Textsicherheit, ebenso beim Refrain von „Home again“.

Das darauf folgende Trinklied schien in der Fangemeinde gut bekannt zu sein und hatte die Wirkung, eine etwas befremdlichen Bierzelt/Oktoberfeststimmung zu verbreiten. Ganz anders war es anschließend bei „I Still Remember“, einem Lied vom Album „Fires at Midnight“. Die bläuliche Beleuchtung und die „1000 Stars“, welche mit der Lichtanlage auf Bühne und Publikum projeziert wurden, zauberten eine überaus romantische Anmutung. Einen Tribut an die inspirierenden alten Gemäuer in Deutschland zollte die Band anschließend mit dem Instrumentalstück „Minstrel Hall“.

Mit „The Clock Ticks On“ läutete die Band den offiziellen Teil des Abend äußerst bombastisch aus. Auch die Mitglieder der Vorband kamen mit ihren Schalmeien auf die Bühne. Wer übrigens einen Hasen und einen Wikinger auf der Bühne gesehen hat sei beruhigt: Es waren keine Halluzinationen, denn ich habe sie auch gesehen!

Nach donnerndem Applaus, Zugaberufen und Standing Ovations kamen die Musiker nach einigen Minuten wieder auf die Bühne, allen voran Ritchie Blackmore, der eine rockige Version von „Freude schöner Götterfunken“ zum besten gab.

Anschließend wurde die Bühne in rotgoldenes Licht getaucht: Die „Fires at Midnight“ waren noch etwas vor Mitternacht entbrannt und begeisterten das Publikum.

Anschließend folgten einige ruhigere Stücke, welche wieder Ruhe im Publikum einkehren ließen.“Dandelion Wine“ vom Album „Ghost of a Rose“ schloss das Konzert ab, ehe die Band mit Blumensträußen und tosendem Applaus verabschiedet wurde.

Mich persönlich hat das Konzert absolut begeistert. Die Professionalität und musikalische Meisterleistung auf der Bühne war überzeugend und ist meiner Meinung auch den Eintrittspreis wert: Aber nur, wenn man diese Mischung aus Folk und Pop wirklich mag. Für so ein Konzert sieht man auch mal über Fehlorganisation bei Sanitären Anlagen und beim Einlass hinweg und vergisst, dass die Boxen zu Anfang des Konzerts ganz schön gescheppert haben.

Autor: Sylvia

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