Dieses Oster-Wochende in Berlin sollte anders sein, als die bisherigen davor. Unter dem witzigen Namen „Dark Eastern“ wurde das erste Gothic-Festival in der Hauptstadt eröffnet. Dass aller Anfang schwer ist, mussten die Veranstalter mit ihren Helfern mehrmals in diesen drei Tagen feststellen.

Anfangs waren nur ein paar vereinzelte Festivalbesucher erschienen, aber es war erst gegen 14 Uhr und der erste Festivaltag erst langsam am Erwachen. Etwas enttäuschend waren die sehr wenigen Stände auf dem Hof der Kulturbrauerei, die als „Mittelaltermarkt“ angekündigt wurden. Der einzige Stand, der neben den Bier- und Fressbuden, für die Festivalbesucher interessant war, sollte natürlich nichts anderes als ein Met-Stand sein. Er bot neben dem Original die verschiedensten Sorten wie Kirsch- oder Brombeermet. Nennenswert war auch ein Gastronomiestand mit russischem Ambiente. Dort boten Verkäufer mit zunehmendem Wodkakonsum, und je später der Abend wurde, interessante Tanzeinlagen. Das Dark Eastern bot parallel laufende Konzerte im Maschinenhaus und im Kesselhaus. Außerdem konnten bei Interesse auch die Lesungen besucht werden, die entweder im Sodaclub oder in der „Alten Kantine“ stattfanden.

SONOROUS DIN

Als erstes ging es zu „Sonorous DIN“, die auf der kleineren Bühne im Maschinenhaus spielten.
Obwohl sie den schwierigen Anfang machen mussten, konnte sie einige der Besucher mit ihrem Mittelalter-Rock begeistern. Der Sänger Thomas war ein wahrer Blickfang. Obwohl er an sich schon groß und nicht gerade zierlich ist, wirkte er in seiner Bühnentracht fast brachial. Ebenso war seine Stimme, im Gegenzug zum klaren, engelsgleichen Gesang von Jamina. Interessant wirkte die Violistin Nina, mit der sich Frontmann Thomas einen kleinen Scherz erlaubte. Er kündigte einen Song über eines der fürchterlichsten und grauenhaftesten Geschöpfe an, das Nina in Angst und Schrecken versetzte: Der Marienkäfer! So konnte der Sänger es sich nicht verkneifen, seine Bandkollegin zu necken und den bösen Marienkäfer auf der Bühne zu spielen, der unaufhörlich um sie herumkreiste. So lange, bis sie schließlich kurz ihr Spiel abbrach, um ihm mit ihrem Instrument zu drohen. Interessant waren auch Songs wie Blutmesse, in denen nicht an Schauspiel gespart wurde. Blutrotes Licht schien auf die Band und ließ Thomas in einer unheimlichen Aura erstrahlen. Mit seiner bebenden Stimmte sang er und die Spannung stieg bis zum absoluten Höhepunkt. Die Band hat eindeutig Talent bewiesen und könnte theoretisch auf demselben Level stehen, wie bekannte Mittelalter-Rocksbands a lá In Extremo, Subway to Sally oder Schandmaul.

SONS OF TWILIGHT

Was war das für ein Anblick! Als erstes betrat ein Mann, einer der Bandmitglieder, im Minirock und Netzstrümpfen die Bühne, um einen Soundcheck mit Rülpseinlagen zu erledigen. Das nennen wir doch mal eine alternative Form des Rock´n Roll. Und mit typischen Rockattitüden ging es auch weiter. Die Bierflaschen häuften sich auf der Bühne und die Band startete ohne jede Begrüßung. Sie spielten relativ eingängigen Melodic Metal, der nicht so klang, wie er sollte. Es gab einige technische Probleme. Betroffen war das Mikrophon vom Sänger, welches rauschte und kreischte, dass einem die Ohren wehtaten. So durfte der Frontmann dieses nicht anfassen und musste auf eine ausfallende Bühnenshow verzichten, was er später auch entschuldigte. Doch er nahm es gelassen. Während eines Gitarrensolos verließ er seinen Posten, um bei den Technikern die Lage zu checken, was aber leider auch nicht viel brachte. Anschließend versucht er das Mikro mit dem Gitarristen zu tauschen. Der Sänger konnte sich am Schluss des Konzertes nicht die zynische Bemerkung verkneifen: „Ein Applaus für die Technik!“

VIGILIA SEPTIMA

Die Band hatte Glück. Sie durften auf der größeren Bühne im Kesselhaus spielen. Dementsprechend kamen auch mehr Zuschauer und der Empfang der Band war jetzt schon lautstärker. Die Bandmitglieder wurden mit einem riesigen Schild begrüßt, wo „Böltmann“ draufstand. Darunter war „Flederhasi“, das Maskottchen des Festivals zu sehen, welches munter „rumflatterte“. Vigilia Septima unterhielten mit melodischem Death Metal, unterstrichen mit Violine und Keyboard. Die Musik wirkte schwerfällig und etwas träge, aber trotzdem nicht langweilig, eher melancholisch. Es herrschte eine sehr emotionale, packende Stimmung. Die Gesangskünste enthielten alles, vom ruhigen Trauergesang bis zum kraftvollen Growling, was für Abwechslung beim Publikum sorgen sollte. Mit der Zeit flatterte der „Flederhasi Böltmann“ immer weiter vor, bis er schon fast dem Sänger Sven auf der Nase herumtanzen konnte. Irgendwann hatte sich der Flattermann durchgesetzt und durfte exklusiv vorne auf der Bühne sein, wo ihn schließlich jeder sehen konnte. Interessant war, dass bei dieser Band sogar ältere Damen begeistert waren, mehr als manch junges Blut. Bei diesem Konzert konnte man echt von leidenschaftlichen Musikern reden, die auch, wenn man es mit einem Schmunzeln betrachtet, ein Herz für Tiere zeigten.

TUNES OF DAWN

Weiter ging es im Kesselhaus mit Tunes Of Dawn, eine Gothic Rock/Metal-Band. Die Bandmitglieder fielen auf, sie gehörten schon zu den etwas älteren Goths. Obwohl der Sänger etwas verkrampft und scheintot wirkte, zeigte er schnell, dass seine Stimme umso lebhafter war. Er begann mit schmalzig-schnulzigem Gesang im Stil von Ville Valo und steigerte sich immer weiter. Auch ein paar kurze Kreischeinlagen bot er, die an AC/DC erinnerten. Die Musik war zwar rockig, aber mit viel verspielten Keyboardklängen verfeinert. Und das absolute Lieblingsthema der Bandmitglieder waren natürlich Frauen. Es wurde sogar ein feierlicher Dank an eine Frau mit halbdurchsichtigem T-Shirt, im Publikum, ausgesprochen. Obwohl der Frontmann öfters solche Ansagen und Witzchen riss, strahlte er immer noch etwas Verkrampftes aus, was sich auch nicht änderte. Aber wenigstens pflegten sie Publikumskontakt. Ein kleines Highlight war das „Muse“-Cover „Angels Lie“, welches gut beim Publikum ankam. Die Leidenschaft für das Posen wurde auf der Bühne uneingeschränkt ausgelebt und zeigte, dass diese Leute eindeutig den „Absprung“ verpasst haben, was sie selbst in einer Ansage ihren Gästen ankündigten. Zum Abschluss spielten Tunes Of Dawn den Song „I Loving Suicide“, bevor sie die Bühne verließen, um später die vom Publikum gewünschte Zugabe zu spielen.

DEVILS KISS

Devils Kiss startete sofort, ohne Ankündigung oder Begrüßung. Sie boten eine gute Mischung aus Rock, Elektronik und Gothic-Elementen. Düstere Klänge erfüllten den Raum, die Stimmung war sehr atmosphärisch. Interessant war auch, dass Devils Kiss sehr viel Wert auf die deutsche Sprache legen. Sie haben etwas Dunkelromantisches, aber auch Brachiales, bei dem man an NDH-Bands wie zum Beispiel Rammstein denken muss. Die Texte beziehen sich dementsprechend auf Liebe oder Hass. Verwunderlich war, dass die Band ausgerechnet auf der kleineren Bühne spielte. Immerhin haben sie schon mehr als einmal im K17, in Berlin und sogar schon auf dem WGT gespielt. Jetzt mussten sie sich mit der kleineren Bühne zufrieden geben. Ähnliches werden auch die Fans gedacht haben. Zusätzlich hatte der Bassist Dig technische Probleme, was auch sehr ärgerlich war.

THANATEROS

Bereits beim Soundcheck fanden sich viele Gäste ein. Als Thanateros die Bühne betraten, war das Kesselhaus voll. Das Publikum war sehr gemischt und man konnte fast alle Altersgruppen entdecken. Entsprechend ihrem Genre waren die Bandmitglieder, besonders der Sänger, in mittelalterlichen Gewändern gekleidet. Die Musik war eine Mischung aus mittelalterlichen, besonders ans Keltische orientierten Klängen und Metal. Natürlich durfte da auch eine Geige nicht fehlen! Sie gab der Musik das gewisse Extra. Thanateros heizten langsam ein, schließlich sollte das Feuer ja nicht zu schnell wieder abbrennen. Hier war jeder begeistert, auch das ältere Publikum. Thanateros begeisterten mit Posen und Tanzeinlagen und die Leute wollten natürlich nicht auf die Zugabe verzichten!

STAUBKIND

Obwohl die beliebte Band Saturnus, zeitlich parallel im Kesselhaus spielte, konnten Staubkind das Maschinenhaus locker füllen. Es gab von einem Teil des Publikums eine euphorische Begrüßung, als die Bandmitglieder die Bühne betraten. Sänger Louis, der optisch stark an die Emo-Trendwelle erinnerte, antwortete darauf grinsend: „Es ist schön, dass um die Uhrzeit so viele noch wach sind!“ Sie begeisterten mit emotionalem Gothic-Rock, der vor allem durch die rauchige Stimme von Louis unterstrichen wurde, beispielsweise in der Rockballade „Keine Sonne mehr“ oder „Ausgebrannt“. Hier kam auch das romantische Flair der deutschen Texte durch, die das Projekt „Staubkind“ abrundete. Die Musik wirkte mehr depressiv als aggressiv und wurde auch stärker ins Rampenlicht gesetzt, als eine ausgefeilte Bühnenshow. Weiter ging es mit „Viel Mehr“, „Frei Wie Du Dich Fühlst“ und dem ironischen „Schlaflied“. Einige Lieder später wurde auch der neue Song „Dein Weg“ vorgestellt, welcher auf dem kommenden Album erscheinen wird. Zum Abschluss wurde das Lied gespielt, aus dem sich auch der Bandname ableitete: „Staubkind“. Nach ein paar wenigen Zugaben wurde der erste Festivaltag des Dark Eastern beendet.

Dark Eastern Festival 2007 – Der zweite Tag

Autor: Norma

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