„You want it?! – You got it!“
Dass die verheißungsvolle Überschrift dieses Artikels im Original von den Herren Fixmer/McCarthy stammt und für selbigen zweckentfremdet wurde, bleibt an sich müßig zu erwähnen – nicht so die Tatsache, dass sämtliche Besucher an jenem Abend wohl größtenteils wirklich bekamen, was sie wollten…
…zumindestens was die grandiosen Performances von Soman, Rotersand und eben Fixmer/McCarthy anging. Aber ich will nicht vorgreifen und beginne ordentlich von Anfang an – die drei Stunden Stau auf der Autobahn in Richtung Dresden einmal aussen vor gelassen…
Der Advanced Electronics-Sampler reiht sich ja nun schon seit längerem in die Top 5 der beliebstesten Electro/Dance-Sampler der dunklen Zunft ein und vereint stets hochkarätige Tanzflächenkracher und vielschichtige Künstler auf CD…. Was würde da näher liegen, als anlässlich der frischgebackenen, neuen Ausgabe des AES die obligatorische Release-Party ein wenig auszuweiten und gleich drei, auf der Platte vertrenene Top-Acts (inkl. Vorband) live auftreten zu lassen. Um sowohl Ost- als auch Westdeutschland abzudecken, entschied man sich bei den Locations für die Kufa in Krefeld und den Starclub in Dresden.
Ich hatte das Vergnügen, letzterem Gig beizuwohnen und schon bei meinem Eintreffen hingen förmlich die Beine raus. Nach ein wenig Gewühle entdeckte ich auch gleich die kleine Bar im hinteren Teil des Clubs und läutete den Abend mit einem preislich durchaus akzeptabelen Longdrink ein.
Soman zelebrierte hinter seinem Apple-Laptop eine solide, recht technoide Show, zu welcher sich die Tanzwütigen schonmal ordentlich warm machen konnten. Der Sound war recht zufriedenstellend und somit gingen die glasklaren Beats des Einmann-Projektes nicht nur in die Beine, sondern auch gnadenlos in den Magen. Ob nun armymässig-gestylte Brikettfrisuren, oder Electrogirls im pinken Lackmini – alles feierte schon zu früher Stunde, was das Zeug hielt.
Nach kurzer Umbaupause betraten die Jungs von Rotersand schließlich die Bühne und ich drängte mich weit nach vorne, um den bombastischen Erfolg ihrer aktuellen Hammerplatte „Welcome to Goodbye“ gebührend zu würdigen. Rasc, Krischan und Gun boten eine sympatische, durchgestylte Show mit viel Publikumsnähe (bei „Merging Oceans“ durften einzelne Gäste den guten Rasc sogar gesanglich unterstützen) und intelligent gemachten Licheffekten, welche eine wahre Freude für´s Auge darstellten. Musikalisch bot man einen guten Überblick über das bisherige Schaffen der Ruhrpottler und geizte selbstverständlich nicht mit Smashern der aktuellen Platte, wie z.B. dem großartigen „Last Ship“. Stets einen flotten Spruch auf den Lippen, bot Sänger Rasc ein gern gesehenes Pendant zu manch reseviertem, miesepertigem Künstler unserer Tage und begeisterte auf der ganzen Linie. Für die Zugabe hatte man sich noch etwas besonderes ausgedacht und überraschte mit ganz sanften Tönen, inform der Gänsehautballade „One Level Down“, zu dessen Performance Rasc sogar eine Gitarre rauskramte. Als finalen Abschluss sollte der Boden noch einmal vernünftig zum Beben gebracht werden – was den drei Herrschaften mit dem Überhit „Exterminate, Annihilate, Destroy“ auch bestens gelang. Nach einer grob geschätzen Spielzeit von etwa 60 Minuten brach die komplett durchnässte Tanzbelegschaft der vorderen Reihen erstmal gen Toillette auf, um sich für den folgenden Gig der TBM-Ikonen Fixmer/McCarthy frisch zu machen….
Wie immer, recht bescheiden im Hintergrund agierend, eröffnete der französische Techno-DJ Terence Fixmer das 70-minütige Spektakel und als Mitstreiter und Ex-Nitzer Ebb-Frontshouter Douglas McCarthy schließlich braungebrannt und mit Pornobrille ausgestattet die Bühne betrat, wusste wohl jeder, dass er in den nächsten 70 Minuten wohl nicht mehr stillstehen können würde. Wie immer recht spartanisch in punkto Ansagen ans Publikum, widmete sich das Duo ganz ihrer Musik und ließ ein Beatfeuerwerk niederregnen, dass sich gewaschen hatte. Nach Hits wie „Freefall“, „You want it“ oder dem Titeltrack des Debuts der zwei („Between the devil“) folgten einige neuere, mir bisher unbekannte Songs, die in einem recht anderen, weicheren Stil daherkamen, aber dennoch Anklang fanden. Douglas fegte über die Bühne wie ein Bezerker, schrie das Publikum förmlich an und animierte es zu frenetischem Applaus und zu einer derartigen Begeisterung, dass ein junger Mann es sich nicht nehmen ließ, trotz McCarthy´s Verwarnungen, immer wieder auf die Bühne zu klettern, um sich dort extatisch die Seele aus dem Leib zu tanzen. Das nenne ich doch mal eine gelungene Party!
Nach einem weiteren Erfrischungsdrink und dem Erblicken von lauter geschafften, aber glücklichen Gesichtern, erreichte uns traurigerweise die Nachricht, dass die geplante After-Show-Party mit Star-DJ Ronan Harris, aufgrund technischer Schwierigkeiten leider ins Wasser fallen musste. Jedoch wurde man aufgrund der soliden Shows der Künstler mehr als entschädigt und so konnte sich wohl niemand über mangelndes Party-Adrenalin im Blute beschweren, als er in dieser Nacht den Club verließ…
Autor: Shirin












