„In the cold cold night“

Sicherlich mag sich manch einer an dieser Stelle die Frage stellen, was die beiden Kult-Geschwister aus Detroit denn näheres mit unseren eigentlichen „Düster-Themen“ gemein haben und mit dieser Fragestellung liegt man erstmal auch gar nicht so verkehrt…

Jedoch haben sich Jack und Meg White nach Alltime-Klassikern wie „Seven Nation Army“ oder „I Don´t Know What To Do With Myself“ mächtig weiter entwickelt und mit ihrem jüngst erschienen Output „Get Behind Me Satan“, welches die beiden Genies in nur zwei Wochen zusammen geschustert haben, ein fulminantes Comeback gefeiert. Wenn auch im altbekannten Garagerock-Stil gehalten, überraschte die neue Scheibe mit etlichen ungewöhnlichen Einflüssen, wie ausgiebigen Pianoklängen und Percussions und kommt in einer knackigen Mischung daher, welche selbst mit großartigem Cabaretflair und verspielt, fragilen Herzschmerzsongs nicht geizt…

Sowohl der prägnante Titel, wie auch die sonstige Konzeption der Platte, inklusive einem aussagekräftigen, künstlerisch hochkarätigen Layout, lassen diverse Assoziationen mit der Gothic-Szene nicht nur im Subtext mitschwingen und somit seien alle „open minded personalities“ unter Euch an dieser Stelle dringlichst aufgefordert weiterzulesen, um einen kleinen Rückblick auf ihr gefeiertes Berliner Konzert im Rahmen der zur aktuellen Platte gehörigen Deutschlandtournee zu erleben.

19 Uhr 30, Berlin Ortszeit: Vollkommen durchnässt befinde ich mich auf dem Weg zur Columbiahalle, immernoch ein wenig verärgert darüber, dass ich die Vorband des Abends wohl verpassen werde. Mein Zug hatte Verspätung und ich kann eigentlich froh sein, es überhaupt noch rechtzeitig, zum heißersehnten Hauptact zu schaffen. Schon ein paar Kilometer vor der Konzerthalle, werde ich von aufgeregten jungen Herren nach Karten gefragt. Im „Marktschreier-Stil“ werden Poster verkauft und irgendwie hat die ganze Sache, trotz des großen Hypes um die zwei „weissen Streifen“, schon so einen heimeligen Touch gewonnen, noch bevor ich das Venue betrete.

Drinnen läuft laute Hintergrundmusik und ich glaube eine Coverversion von Eddie Corchan´s „Summertime Blues“ zu erkennen. Die Luft ist stickig und feucht. Hier und dort erkenne ich traditionell gekleidete Fans in rot-weiss gestreiften Klamotten. Sogar an einem Imitat von Jack White´s obligatorischem Zylinder hat man nicht gespaart. Die Halle ist bis zum Bersten gefüllt und die schönsten T-Shirts am Merch-Stand sind schon nach einer halben Stunde ausverkauft. In sämtlichen freien Ecken der Halle werden, zu halbwegs fairen Preisen, Brezeln sowie Getränke angeboten und ich mache mich auf, um meine Kehle noch ein wenig zu befeuchten, bevor es dann losgeht.

Ich kann einen kurzen Blick auf die Bühne erhaschen und erkenne erfreut die rot-schwarze Deko, sowie Meg´s Schlagzeug, welches ausschaut wie ein riesiges Campino-Bonbon. Ziemlich unvorhergesehen geht das Licht aus und ein saftiges Intro durchflutet den Raum, bevor die zwei mit „Blue Orchid“ gleich richtig loslegen. Ich versuche mich zwischen schreienden und feiernden Fans möglichst weit nach vorne zu kämpfen, was mir auch recht gut gelingt und so erblicke ich schließlich zwischen einer hüpfenden, schweißnassen Meute hindurch, einen hingebungsvoll ins Mikro jaulenden Jack White, welcher von seiner, in klassischer sympathisch-affektierter Pose, drummenden Schwester unterstützt wird. Es folgt ein fulminantes Potourri aus Alt und Neu, welches mit Songs wie „Little Ghost“,“I am lonely, but I ain´t that lonely jet“ sowie deftig rockenden Tracks von ihren Vorgängeralben „Elephant“ und „White Blood Cells“ einen soliden musikalischen Querschnitt der Ausnahmekarriere der beiden Amerikaner bietet. Als Schwesterchen Meg bei „In the cold cold night“ ins Rampenlicht tritt und mit einer wahnsinnigen Präsenz, irgendwo zwischen cooler Abgeklärtheit, lasziv-bluesiger Weiblichkeit und absolut hingebungsvoller Leidenschaft darum bittet, dass ihr imaginärer Liebhaber doch wieder zu ihr zurückkehren möge – in einer kalten einsamen Nacht, ist Gänsehaut garantiert und ihrer 1A Performance wird mit frenetischem Applaus gedankt.

Nach gut 60 Minuten Spielzeit ließ man die Herrschaften natürlich nicht ohne Zugabe gehen und feierte zu „I Just Don´t Know What To Do With Myself“ (welches einigen unter Euch vielleicht durch das zugehörige Musikvideo,in welchem Topmodel Kate Moss die Hüllen fallen lässt und eine heisse Stripshow serviert, bekannt sein dürfte) und einem finalen „Seven Nation Army“ noch einmal, dass die Hütte brannte – man ging sogar so sehr mit, dass Jacks Stimme stellenweise schwer zu verstehen war, da nahezu jedermann sämtliche Textzeilen der beiden Klassiker auswendig zu kennen schien. Nach einer aufrichtigen, wie sympatischen Verabschiedung sollte es dann aber auch wirklich vorbei sein. Leider. Zurück blieb eine vollkommen verschwitzte, aber glückliche Menschenmasse, die am Ende dieses Dienstagabends sicherlich alle einen gemeinsamen Gedanken hatten: „Party on….“

Autor: Shirin

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