Nun denn, so ist nun auch das diesjährige Secret Garden – Festival Geschichte und für mich ist es an der Zeit, das wochenendliche Geschehen im stillgelegten hannoveranischen Freibad – direkt um die Ecke der berühmten Herrenhäuser Gärten gelegen – noch einmal Revue passieren zu lassen, um den Mitfeiernden einen kleinen Rückblick, sowie den Nicht-Dort-Gewesenen eventuell einen Vorgeschmack für´s nächste Jahr geben zu können.

Mit einigen alteingesessenen Acts wie den Jungs von The Eternal Afflict, aber auch einigen interessanten, noch etwas unbekannteren Combos – wie zum Beispiel dem deutsch-amerikanischen Industrial/Dark Electro-Duo Y-Luko – verspach allein das Line-Up schon eine würzige Mischung aus sämtlichen szene-internen Geschmacksrichtungen. Eine interessante Verbindung zwischen Alt und Neu, konnte man darüber hinaus durch den Auftritt von Ex-Second Decay-Chef und jetzigem Zillo Redakteur Christian Purwien erzielen, welcher neben aktuellen Stücken natürlich auch Second Decay-Klassiker zum besten gab und als er den Fans zum Schluss noch einmal ausgiebig mitteilte, wie sehr er Berlin hasst, kam doch schon ein bisschen Bewegung in die – zugegebenermaßen recht spärlich besuchte – Indoor-Area. Aber mehr dazu später…

Denn bevor wir zu detaillierteren Konzertberichten übergehen, widmen wir uns ersteinmal ein wenig der allgemeinen Atmosphäre und der Location an sich – damit Ihr Euch zunächst einmal ein angemessenes Bild der allgemeinen Stimmung und der sonstigen Umstände machen könnt!

Zunächst einmal bietet sich ein stillgelegtes Freibad ja bestens an für Open Air – Verantstaltungen. Die grosse Outside-Bühne fand sich im hinteren Teil des Schwimmbades und versprach ordentliche Beinfreiheit für die Zuschauer. Auch was das leibliche Wohl anging, hatten die Verantstalter wohlwollend vorgesorgt: Ob nun frische Würstchen vom Grill, Pizza oder eine Creperie – der Besucher dürfte keinerlei Probleme bekommen haben, wenn es darum ging, sich die nötigen Kalorien für die bevorstehende oder gerade hinter sich gebrachte Party-Session zuzuführen. Erfreulicherweise konnte man neben All-Time-Classics wie Bier, Wasser und Cola ebenfalls diverse Mix-Getränke erwerben und auf dem Gelände wartete man, zusätzlich zur kleinen Bar im Indoor-Bereich, mit einem Cocktailstand auf. An leiblichem Wohl hat es also definitiv nicht gefehlt. Was das Preisleistungs-Verhältnis angeht, kann man sich eventuell streiten, aber auch hier muss man sagen, dass man diesbezüglich schon ganz andere Dinge erlebt hat. Es hielt sich also im moderaten Rahmen.

Passend zur ländlichen Umgebung (die sich übrigens wunderbar für ausgedehnte Waldspaziergänge eignete) hatte man für Mittelalter-Fans ein kleines Dörfchen eingerichtet, in welchem der Besucher sich im altertümlichen Schwertkampf sowie im Bogenschießen üben konnte oder aber seinen, von einem Glas Met beflügelten Geist, in vergangene Zeiten entschweben lassen durfte. Für die Kleinen wurde in Form von Ballspielen und ähnlichem ebenfalls ordentlich mittelalterliche Animation geboten und Plattenjunkies kamen bei einem kleinen (allerdings vollkommen überteuerten) Plattenstand ebenfalls auf ihre Kosten. Klingt ansich ja alles recht viel versprechend, nur waren traurigerweise dermaßen wenig Leute dort, dass man eher von einem familiären Meeting, als von einem Festival dieser Größenordnung ausgegangen wäre. Der Zeltplatz blieb aufgrund dessen auch vollkommen ungenutzt und – so sehr die spärliche Besucherzahl auch ein waschechtes „Underground-Feeling“ aufkommen ließ: Richtige Partystimmung wollte leider nur sehr mühselig aufkommen. Sogesehen tat uns der Veranstalter schon ein wenig leid, denn er hatte sich sowohl im Soundtechnischen, sowie in der restlichen Inszenierung durchaus Mühe gegeben. Da am selben Wochenende das kostenlose Bochum-Total-Festival, wo teilweise dieselben Bands einen Tag später für Lau spielten, war der Termin natürlich auch nicht besonders klug gewählt und so war davon auszugehen, dass Secret Garden alles andere als einen Publikumsmagneten darstellen würde. Hinzu kommt, dass dieser Sommer ohnehin schon ausgiebig gespickt ist mit Events und Konzerten dieser Art und das man mit Hammer-Line-Ups wie zum Beispiel auf dem diesjährigen M´Era Luna logischerweise wesentlich mehr Leute aus ihren Höhlen in die Konzerthallen locken kann.

Das Publikum setzte sich aus verschiedensten Altersgruppen und Stilrichtungen zusammen und neben der ungewöhnlichen Tatsache, dass außerordentlich viele kleine Kinder anwesend waren, wirkte die ganze Sache doch recht leger und weckte aufgrund einer aussergewöhnlichen Minderheit an aufgestylten Gothic-Chicks, doch eher den Anschein eines Mini Bizarre-Festivals, anstatt ein klassisches Gothic-Event darzustellen. Das muss aber nicht unbedingt als negativ gedeutet werden – ganz im Gegenteil: Man konnte die lockere, unkonservative Atmosphäre auch durchaus als angenehm empfinden. Das Wetter spielte ebenfalls mit und schattige Plätze waren für diejenigen, die ihre Sonnencreme vergessen hatten, ebenfalls vorhanden.

Am Samstag läuteten Witt – als erster auftretender Headliner – die abendliche kollektive Party ein und gaben mit einem soliden Gig unter freiem Himmel ihr Bestes, um die Besucher ein wenig in Wallung zu bringen. Tragisch war nur, dass der gute Joachim die gesanglichen Heppner-Parts übernehmen musste. Vom Repertoire her war von „Die Flut“ bis „…und ich lauf“ aber alles dabei und ein super Sound sowie die Zugabe in Form des goldenen Reiters rundete die ganze Sache vernünftig ab.

Die Jungs von Apoptygma Berzerk sollten die Liveaktivitäten an diesem Abend beenden und somit noch einmal richtig für Stimmung sorgen, bevor man sich ins Bettchen, auf die Aftershow Party oder zum klönen verzog. Stephan Groth hatte deutlich abgenommen und war mit neuer Frisur kaum wieder zu erkennen – was der Stimmung jedoch keinen Abbruch tat – ganz im Gegenteil. Es wurde alles präsentiert, was das Apoptgyma-Herz begehrt, ordentlich getanzt und nach einem fulminanten „Until The End Of The World“ konnte man den Abend wohligst ausgelastet verklingen lassen…

Sonntag ging es nach einigen etwas unbekannteren Acts, welche ihre „Warm-Up-Funktion“ aber dennoch geflissentlich und souverän erledigten, mit einer vielversprechenden Performance von Christian Purwien weiter. Dieser gab, von diversen Mitmusikern tatkräftig unterstützt, etliche neuere Songs, sowie gute, alte Second Decay – Klassiker – wie zum Beispiel das absolut zeitlose „I hate Berlin“ – zum Besten. Trotz der Tatsache, dass der Indoor-Bereich nur mäßig gefüllt war, vermochte der Herr dennoch, durch seine unglaubliche Bühnenpräsenz und die klare, kräftige Stimme durchaus zu begeistern und erntete nicht nur zum Abschluss gebührenden Applaus der zufriedenen Fans.

Gegen späten Nachmittag folgte eine Combo, deren Präsenz man schon auf dem vergangenen Secret Garden – Festival erleben durfte. Aufgrund des großen Zuspruches waren The Dust Of Basement auch in diesem Jahr wieder dabei und sie hüllten sowohl das bescheidene Interieur des Clubs, sowie auch die Herzen der Zuschauer auch dieses mal wieder im Handumdrehen in eine wohlige,melancholische Atmosphäre. Gesungen wurde wie üblich in elegantem Gewand, inklusive der obligatorisch glimmenden Zigarrette und so schaffte Frontman und Sänger Peer, unterstüzt von seiner elfenhaften Mitstreiterin und Gründungsmitglied Brigitta den klassischen, allseits beliebten „Beauty and the Beast“ – Kontrast. Langsam aber sicher begann der Laden sich zu füllen, die Lackhöschen wurden ausgepackt und es wurde fleissig am „Drei-Schritte-Prinzip“ geübt…

Nach einiger zeitlicher Verzögerung war gegen 20 Uhr schließlich der vorletzte Act des Festivals am Start und es sollte zum Finale hin noch einmal richtig was auf die Ohren geben. Mit dem deutsch-amerikanischen Industrial-Duo Y-Luko, welche ihr aktuelles Album „Elektritzitätswerk“ auf Final Dusk Records veröffentlichten, bekam man die volle Breitseite an krachigen Beats – irgendwo zwischen brachialer EBM und industriellem Geschrammel und Sänger Leo bot – nicht zuletzt durch seine ungewöhnliche Stimme – eine Performance der Sonderklasse. Gefeiert wurde nicht nur auf der Bühne – der gute Mann rannte durch die Disco, ließ die Fans mitsingen und machte sogar nicht davor Halt die Kaffee – Trinker und Rum-Sitzer im Outside-Bereich in Partylaune zu versetzen. Eine nette Leinwandshow im Hintergrund tat ihr Übriges und es bleibt zu vermerken, dass es mehr als schade ist, dass Y-Luko hierzulande, trotz ihrer mittlerweile vierten Veröffentlichung eher als Insider-Tipp gelten. Seinen amerikanischen Kollegen Y-Luko (daher kommt also der interessanter Bandname)hatte Leo aufgrund anfallender Kosten leider in Amiland lassen müssen, was der Show jedoch keinerlei Abbruch tat, da die übrigens Mitmusiker wirklich ihr Bestes taten. Hut ab!

Als sich die Sonne schließlich gen Horizont neigte und man die ersten Töne des Soundchecks von The Eternal Afflict vernehmen konnte, ströhmten sämtliche Besucher in ziemlicher Geschwindigkeit gen Bühne und man konnte erahnen, dass es nun Zeit für das absolute Highlight der drei Tage Secret Garden sein sollte. Dumpfe Ahnungen bestätigten sich für mich schon nach dem grandiosen Intro, welches der kultigen Titelmusik von Darren Aronowsky´s Drogendrama „Requiem For A Dream“ entnommen wurde. Begleitet von Überraschungsgast Sara Noxx, welche eine unglaubliche Show ablieferte und nicht nur die zuschauende Herrenfraktion mit ihrer bombastischen Ausstrahlung beeindruckt haben dürfte, brachten Cyan, Mark und Winus den kleinen Raum zum brodeln und so war jedermann schon nach den ersten drei Tracks klaschnass! Von „Agony I like“, über ein mitreißendes „Trauma Rouge“ bishin zum absoluten Tanzmagneten des aktuellen Albums „Euphoric And Demonic“ war alles dabei und Cyan machte seinem prangenden T-Shirt-Schriftzug „Sei Gut!“ wirklich alle Ehre. Es wurde mitgetanzt, mitgesungen, die Augen wurden hingebungsvoll geschlossen und man versank in purer, kollektiver Energie, um im nächsten Moment begeistert die Hände in die Luft zu recken und frenetisch zu applaudieren. Sexy Sara legte nach halber Spielzeit noch einen klasse Solo-Auftritt hin und mit dem (leider etwas sehr technoid geratenen, aber dennoch ausgiebig gefeierten) Über-Hit „San Diego“ fand ein aussergewöhnliches, wenn auch leider nur sehr spärlich besuchtes Secret-Garden ´05 seinen krönenden Abschluss….Glücklicherweise waren Hotel und Dusche nicht fern, was sogar eine totsichere Erkältung meiner Wenigkeit verhindert konnte. Obwohl….die hätte ich alleine für den großartigen TEA-Gig wohl auf mich genommen!

Autor: Shirin

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