Eines der neuen Projekte diesen Jahres gab sich bei einem fast schon intimen Stelldichein im Köthener Live-Music-Circus die Ehre. Louis Manke, bekannt als Mitglied von Terminal Choice, trat dort mit seinem Soloprojekt Staubkind auf.


Der Live-Music-Circus in Köthen (Anhalt) ist, wie der Name vermuten lässt, ein ehemaliges Zirkuszelt, das zur Disco umfunktioniert wurde. Dort gibt es ein großes Zelt mit ebensolcher Tanzfläche, was ehemals als Manege diente und ein kleineres Vorzelt, das mittlerweile zum schwarzen Club wurde und „Staubkind“ als Schauplatz für das Konzert am frühen Morgen des 30.10.2004 diente.

Ab ca. 23:00 Uhr bekommt man im LMC Musik geboten, der Beginn des Konzertes war jedoch erst für später angesetzt. Das mag den Künstlern möglicherweise zugute gekommen sein, denn so ergab sich die Möglichkeit des vorsichtigen „Beschnupperns“ zwischen Publikum und Prominenz, Partystimmung ist zu vorgerückter Stunde wohl auch wahrscheinlicher. Das Publikum konnte sich zur Musik unserer Szene schon einmal warm tanzen und so verflog die Zeit auch, anstatt vor sich hin zu plätschern.


Kurz nach 01:00 Uhr betrat Louis nebst Band endlich die Bühne und machte mit dem Intro fast schüchtern auf seine Anwesenheit aufmerksam. Die düsteren Klänge mit dem gesprochenen Text fanden auch sofort das Gehör des Publikums und so verwandelte sich die tanzende Menge im Nu in aufmerksame Zuhörer und -schauer.

„Staubkind“ spielten all ihre bisher veröffentlichen Songs und boten somit die bekannte Mischung aus rockigen Gitarren, eindringlichem Gesang und Tempo bei den schnelleren Stücken wie „Dein Engel schweigt“ oder „Mein Herz“. Diese Zutaten erwiesen sich aber auch für die balladenhaften Titel „Keine Sonne“, „Endlos“ und einige andere als livetauglich. Auch das Selig-Cover „Ohne Dich“ erfuhr hier die Interpretation durch Louis.

Das Projekt hat eine sehr überzeugende Livepräsenz, sowohl Instrumente, Gesang, als auch die karge Bühnenshow in Form von Mimik und Gestik ist glaubhaft und akustisch ein Erlebnis. Die tiefe und kehlige Stimme Louis weckt schnell Sympathien und die wenn auch spärlichen Einlagen von Ulli Goldmann („SAY-Y“), die stimmlich den totalen Gegensatz zu Louis bildet, setzte dem Konzert das i-Tüpfelchen an Perfektion auf.

Nett waren die immer wieder fallenden Bemerkungen über den scheinbar außergewöhnlichen Auftritt in einem Discozelt. Sie ließen vermuten, dass Louis trotz der eventuellen Anspannung während des Auftrittes seinen Spaß hatte und seinen Besuch genoss. Während des Konzertes gab es zu einigen Liedern auch Erklärungen, die der Band auch hoch anzurechnen sind, weil dies ebenfalls von einer Verbundenheit zum Publikum zeugt.

Etwas schwach hingegen war die Einlage nach einer DJ-Panne, „Staubkind“ mussten als Überbrückung eine Zugabe geben. Das Eingeständnis, dass man „nur“ einen der Remixe spielen würde, weil alles schon gespielt worden wäre, was die Band zu bieten hätte, war reichlich arm.


Aber mal abgesehen vom minimalen Répertoire an Titeln lieferten „Staubkind“ ein überzeugendes, mitreißendes und stimmungsvolles Konzert ab. Es bleibt abzuwarten, ob dieses gelungene Projekt genau so fortgeführt wird, wie es begonnen hat und sich live hervorragend präsentieren konnte. Ich warte auf den nächsten Auftritt, der sich dann sicher nicht mehr für den Schleuderpreis von 4 &euro bieten wird…

Autor: Michael

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