Am 04.07.2009 veröffentlichte die euro-amerikanische Experimental-Metalband „The Raven“ ihre Debut EP mit dem Titel „One last time“. Grund genug Sänger und Songwriter Davey Strehler, den es unlängst aus der Schweiz nach Amerika verschlagen hat, mal etwas genauer auf den Zahn zu fühlen. Was Davey über den aktuellen Silberling, seine Zukunftspläne und das schönste Erlebnis seiner musikalischen Karriere zu berichten hatte, könnt ihr nun im Interview mit Mindbreed.de nachlesen.
Pamela: Hallo und erstmal herzlichen Glückwunsch zu eurer ersten EP. Wie fühlt man sich, wenn gerade der allererste Silberling auf den Markt gekommen ist?
The Raven: Es ist extrem aufregend und gleichzeitig auch Nerven aufreibend, weil man natürlich möchte, dass alle die Dinge so sehen, wie wir es tun. Doch jeder hat eine andere Meinung dazu. Diese EP zu veröffentlichen war fast so etwas, wie eine „Hass-Liebe“, da steckt eine ganze Menge Anspannung mit drin. Es ist immer etwas beängstigend ein Newcomer zu sein, in welchem Lebensbereich auch immer. Hinzu kommt, dass wir ständig mit anderen Bands verglichen werden. Auf der anderen Seite ist es aber auch als wäre man nochmal Neugeboren.
Pamela: Da ihr als Newcomerband vielen Lesern erstmal noch kein Bergriff sein werdet, würde ich Dich bitten die Band The Raven doch einmal mit eigenen Worten vorzustellen. Wie, wann und wo kam es zur Gründung der Band. Und wer genau verbirgt sich alles hinter dem Namen The Raven.
The Raven: Ich habe schon mein ganzes Leben lang Musik gemacht und als ich nach Florida zog, wusste ich jetzt muss ich endlich eine Band ins Leben rufen, sonst würde ich es nie mehr tun. Dann traf ich Dayn Reese, der seit Anbeginn mit in der Band ist.
Pamela: Davey, Du kommst ja ursprünglich aus Zürich. Welche Beweggründe haben Dich nach Florida verschlagen?
The Raven: Also bevor ich nach Florida ging, war ich ersteinmal eine Zeit lang in Californien. Ich musste einfach raus aus der Schweiz und habe mich nun mal für Amerika entschieden (lacht).
Pamela: Denkst Du, dass es einfacher ist in Amerika – oder von Amerika aus- musikalisch Fuss zu fassen, als es in deiner Heimat möglich gewesen wäre?
The Raven: Ach, ich weiss nicht. Ich denke es ist schwierig, egal wo man ist. Natürlich, wenn man es einmal geschafft hat in Amerika Erfolg zu haben, schafft man es überall anders auf der Welt auch viel leichter. Aber es ist gar nicht so einfach für europäische Bands in Amerika durchzustarten.
Pamela: Siehst Du die Schweiz denn nach zwei Jahren in Amerika überhaupt noch als Deine Heimat an, oder ist man nach der Zeit schon von Kopf bis Fuss ein Vollblutamerikaner?
The Raven: Nun, was macht einen Vollblutamerikaner überhaupt aus?. Natürlich ist und bleibt Zürich meine Heimat, ich bin schliesslich dort aufgewachsen.
Aber natürlich fühlt sich auch ein Teil meiner Seele in Amerika zu Hause. Ich hoffe, ich verbinde irgendwie die besten Seiten beider Welten.
Pamela: Wie haben Freunde und Familie reagiert, als Du Deine Zelte in der Schweiz abgebrochen hast, um nach Amerika zu gehen? Wurdest Du bei diesem Unterfangen unterstützt, oder wollte man Dir Deine Pläne eher ausreden?
The Raven: Ja, auf alle Fälle. Meine Familie und meine Freunde haben mich immer unterstützt. Nun mein Vater zwar nicht, aber das ist eine vollkommen andere Geschichte.
Pamela: Gegründet wurde die Band The Raven ja bereits 2007. Warum hat es solange gedauert bis die erste EP fertig war?
The Raven: Wir haben die unterschiedlichsten Sounds ausprobiert, aber waren nie wirklich glücklich damit. Und wir hatten auch mit ständigen Line Up-Wechseln zu kämpfen, bis wir schliesslich alle raus schmissen und nur noch Dayn und ich übrig blieben. Das war der Zeitpunkt an dem endlich Bewegung in die ganze Sache kam. Aber bevor wir schlussendlich die EP in Angriff nahmen, hatten wir schon viele Demos unter anderen Namen – also nicht als The Raven – aufgenommen.
Pamela: Der Titel „One last Time“ klingt ja erstmal nach einem schlechten Omen für ein Debutwerk. Welche Bedeutung hat die Wahl dieses Titels für euch selbst?
The Raven: Ja, da stimme ich dir zu, es klingt tatsächlich nicht nach einem guten Titel für eine Debut EP.
Nun für uns bedeutet der Titel, dass jedesmal wenn wir uns abends schlafen legen und unsere Augen schliessen, es das letzte mal sein könnte, dass wir dies tun. Nichts im Leben ist sicher. „One Last Time“ kann ein Anfang sein, oder aber auch das Ende bedeuten. Wir persönlich hoffen natürlich in unserem Fall, dass es der Anfang ist.
Pamela: Wie ist das bisherige Feedback (seitens der Fans, aber auch seitens der Presse) auf euren ersten Silberling ausgefallen?
The Raven: Also unsere Fans lieben die EP und sind ganz erstaunliche Menschen. Einige stehen schon von Beginn an hinter uns, selbst als wir nur eine schrecklich, hässlich aufgenommen Version eines einzigen Songs hatten. Wir haben alle unsere ersten Titel mit einem einzigen Mikrofon aufgenommen, das an einem alten Lap-Top angeschlossen war.
Unsere Familien waren von Beginn an sehr unterstützend für uns und sehr glücklich über die EP. Unglücklicherweise wurden aber einige unserer Freunde durch unseren Erfolg richtig wütend und eifersüchtig auf uns. Das ist natürlich ziemlich frustrierend. Aber ich denke am Ende weisst Du einfach wer deine wahren Freund sind und wer nicht.
Die Presse ist uns eigentlich auch sehr wohl gesonnen, natürlich gibt es auch da immer wieder negative Ausnahmen. Aber im Endeffekt freue ich mich über jede Kritik.
Pamela: Und wie zufrieden seid ihr selber mit eurem Erstling?
The Raven: Ich bin glücklich, aber ich bin nie rundum zufrieden mit Dingen, die ich tue. Ich mag es mich immer weiter zu pushen. An der EP selbst sehe ich schon Kleinigkeiten, die besser gemacht hätten können. Aber man lernt mit jeder Erfahrung.
Pamela: Dann nenne mir doch mal drei gute Gründe, warum eure EP in keiner guten Plattensammlung fehlen sollte.
The Raven: 1. Wir sind heimatlos und brauchen dringend Geld für Zigaretten!!
2. Diese EP ist genau richtig für alle, die müde sind immer die selben, bekannten Sachen zu hören.
3. Menschen, die an Emotionen in dieser materiellen Welt fest halten möchten, sei der Kauf dieser EP auch zu empfehlen.
Pamela: Was wäre die schlimmste Kritik, die ihr bekommen könntet?
The Raven: Dass unsere EP „The greatest shit that is swimming in a sea of retarded sexuality“ sei.
(Anm. der Redaktion: Hierbei handelt es sich um eine Anlehnung an ein Zitat aus dem Film „This is
Spinal Tap“.)
Pamela: Und wie geht Ihr generell mit negativen Stimmen um?
The Raven: Ach ich habe den Panzer einer hawaianischen Schildkröte und die spitze Zunge einer Eidechse.
Pamela: Ihr selbst bezeichnet euren Musikstil als Dance-Metal. Eine Kombination die doch erstmal recht gewagt in den Ohren klingt. Habt ihr keine Angst, dass das Wörtchen „Dance“ potentielle Fans aus der Metalszene schon im Vorfeld verschrecken könnte, da „echte Metalheads“ mit diesem Genre vermutlich nicht all zuviel anfangen können?
The Raven: Nun ich denke, Menschen, die sich so an einer einfachen Phrase hochziehen können, würden uns wahrscheinlich eh nicht mögen. Wir sind was wir sind. Du kannst unseren Musikstil gerne so betiteln, wie du es möchtest.
Pamela: Welche Bedeutung hat für euch persönlich der Bandname „The Raven“, der ja sicherlich in Anlehnung an das berühmte Gedicht von Edgar Allen Poe gewählt wurde? Warum habt ihr genau diesen Titel gewählt?
The Raven: Wir hatten viele andere Namen im Gespräch, aber irgendwie wollten sie nicht so richtig zu unserer Band passen. Erst hießen wir nur Raven, aber es gibt in England bereits eine Band mit diesem Namen, also mussten wir uns für The Raven umentscheiden. Natürlich hatte auch das Gedicht von Edgar Allen Poe Einfluss auf diese Wahl.
Weiterhin finde ich, dass der Rabe ein ziemlich missverstandener Vogel ist, den viele Menschen nicht wirklich hübsch finden. Und so ähnlich sehe ich das auch mit unserer Band. In dieser Welt voller Stereotype, gehen die Raben in der Menge verloren. Niemand nimmt sich mehr die Zeit, die Unterschiede zu entdecken.
Pamela: Neben vier eigenen Songs, hat es mit „Eleanor Rigby“ auch ein Cover des legendären Beatle Klassikers auf eure EP geschafft. Warum habt ihr euch dazu entschieden, genau dieses Stück zu covern?
The Raven: Ich saß in meinem Zimmer und hörte diesen Song. Und genau in diesem Moment wusste ich, dass ich dieses Lied einfach covern muss. Schon als Kind liebte ich „Eleanor Rigby“. Es ist schon ziemlich verrückt zu wagen, als erstes diesen Song zu covern. Aber da ich eh nicht ganz „normal“ bin, hat es perfekt zu mir gepasst.
Pamela: Wie wichtig sind euch eure Texte? Räumt ihr Musik und Text den gleichen Stellenwert ein, oder seht ihr die Texte mehr als Beiwerk zur Musik?
The Raven: Texte habe ich noch nie als Beiwerk zur Musik empfunden. Beides -Musik und Text- hat für mich denselben Stellenwert. Ohne das eine, oder das andere, könnten wir niemals The Raven sein. Die Musik gibt die Stimmung für die Texte vor. Du musst dir das vorstellen, wie ein Maler ohne Leinwand, oder eine Leinwand ohne Maler. Beides könnte niemals ein Bild ergeben.
Pamela: Inwieweit nutzt Du das Songwriting als Eigentherapie?
The Raven: Ja in der Tat, meistens ist Songwriting gleich zu setzen mit Eigentherapie. Und das kann dann ziemlich heftig und Nerven aufreibend sein. Und man muss natürlich in der richtigen Stimmung zum Schreiben sein.
Pamela: Verarbeitest Du in den Texten persönliche Erfahrungen und Erlebnisse?
The Raven: Du wirst niemals und in keinem meiner Songs irgendetwas erfundenes hören. Ich bin nicht hier um den Wütenden, oder den Romantiker zu mimen. Ich bin einfach hier, um meine wahren Gefühle mit meinen Hörern zu teilen.
Pamela: Welche Anforderungen stellst Du persönlich an einen guten Song?
The Raven: Ein guter Song muss wahre Gefühle transportieren können, so dass man sich als Hörer mit dem Song identifizieren kann. Und er muss neben aussagekräftigen Gesang, auch eingängige, starke Melodien vorweisen können.
Pamela: Inwieweit fühlst Du Dich in der Gothic-Szene zu Hause? Würdest Du Dich selbst als Gothics bezeichnen?
The Raven: Ich würde mich selbst als gar nichts bezeichnen. Ja natürlich, ich liebe die Dunkelheit und das Übernatürliche. Trotzdem würde ich mich niemals als etwas anderes bezeichnen wollen, als einen Musiker.
Pamela: Obwohl ihr noch in die Kategorie „Newcomer“ fallt, könnt ihr schon jetzt auf ein stabiles Netzwerk von Fans und sogar Streetteams blicken. Auf eurer mySpace Präsenz findet man z.B. Streetteams aus Mexiko, Deutschland und sogar Schweden. Wie habt ihr es geschafft schon jetzt so viele Menschen aus aller Welt für euch zu begeistern, ohne dort große Touren gespielt zu haben?
The Raven: Viele Menschen sind einfach mit unserer Musik verbunden und bilden zusammen mit der Band so etwas wie eine Familie. Und das wichtigste ist – wir sind alle gleich. Es kann überhaupt nichts schöneres geben.
Pamela: Und wo wir gerade beim Thema Touren und Konzerte sind: Plant ihr in näherer Zukunft auch mal auf deutschem Boden zu spielen? Wann dürfen die deutschen Fans mit einer The Raven Tour rechnen?
The Raven: Definitiv! Sobald wir unser Musikvideo fertig gestellt haben und uns um die enstprechende Promotion gekümmert haben, werden wir auch auf Tour gehen. Allerdings ist das ganze Unterfangen nicht so einfach, wie es vielleicht im ersten Moment aussieht. Da steckt eine ganze Menge an Planungsarbeit hinter. Aber wir werden Deutschland schon sehr bald rocken!!
Pamela: Und wann darf man mit dem ersten Fullsize-Album von euch rechnen? Hättet ihr dafür genug Songs in petto, oder seid ihr vielleicht gerade dabei schon wieder an neuem Material zu arbeiten?
The Raven: Ja, es gibt bereits Pläne ein Fullsize-Album zu veröffentlichen. Ich habe ca. 75% der nötigen Songs bereits fertig und arbeite gerade an dem restlichen Material. Es wird sich insgesamt viel härter anhören, als die aktuelle EP. Sowohl der Gitarrensound, als auch der Gesang wird eine härtere Gangart einschlagen. Die Songs selber werden durch viel mehr Abwechslung überraschen. Das Album wird sich sehr von der EP abheben.
Pamela: Was war bislang Deine schönste Erfahrung in direktem Zusammenhang mit deinem Musiker-Dasein?
The Raven: Eine ältere Dame erzählte einmal dem Besitzer von „Modern Music“, einem Musikladen in Fort Lauderdale, dass sie sich bereits seit einem Jahr wünschen würde, mich zu treffen. Als ich davon erfuhr, besuchte ich sie in ihrem Restaurant, um sie kennen zu lernen. Es war ganz unglaublich, in ihrem Restaurant hing ein grosses Poster von mir. Die Geschichte endete für mich, mit der Option, dass ich fortan bei ihr freies Essen auf Lebenszeit bekomme. Es ist wirklich faszinierend, dass meine Musik Menschen aller Altersklassen berührt.
Pamela: Welche konkreten Pläne hast Du für die nahe Zukunft?
The Raven: Ein Video drehen, das neue Album aufnehmen und natürlich touren!
Pamela: Und wo siehst Du Dich in 20 Jahren?
The Raven: Auf einer Insel, Musik komponierend. Und natürlich immer noch auf Tour gehend!
Pamela: Ich bedanke mich ganz herzlich für dieses Interview und wünsche Dir natürlich viel Erfolg für Deine musikalische Zukunft.
The Raven: Ich danke Dir!!!












