Vor fast genau einem Jahr veröffentlichten die aus Oberhausen stammenden Caputt´s, bestehend aus Matthias Penkert und Daniel Moritz, ihre erste richtige EP €KZ. Seitdem hat sich viel getan und nun sind sie mit ihrer zweiten EP „Mach Mich“ am Start. Wie es zur Zusammenarbeit mit ASP kam, was für die Zukunft ansteht, was die Wunderlampe aus dem Cover zu bedeuten hat, lest ihr hier.
Eniz: Vor fast genau einem Jahr standet ihr mir Rede und Antwort. Damals hattet ihr Eure €KZ-EP noch zum kostenlosen Download angeboten. Und siehe da, aus den Lokalmatadoren wurden plötzlich Musiker, die eine Digipack-CD ihrer neuen EP „Mach Mich“ veröffentlichten. Was ist bloß aus dieser Welt geworden…
Mattes: Grüß Dich, Eniz. Leider ist die Welt noch immer keine bessere geworden. Ein Grund mehr, unsere Musik, die sich nicht nur mit genau diesem traurigen Phänomen, sondern auch mit den Gründen dafür befasst, einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
Daniel: Außerdem war ich vor einem Jahr noch nicht mit dabei, ein weiterer guter Grund für ein neueres Interview (grinst).
Nein, Spaß beiseite, musikalisch und produktionstechnisch hat sich einiges getan und wir fanden die Zeit sozusagen reif, eine „richtige“ CD zu produzieren, die halt nicht im heimischen CD-Brenner entstanden ist.
Eniz: Wie konnte sowas bloß passieren?
Mattes: Wir haben einfach sehr viel Zuspruch für die €KZ bekommen. Allerdings merkte ich bereits in der Blütezeit eben dieser Songs wieder, dass wir uns sehr schnell weiterentwickelten – musikalisch, wie auch technisch. Irgendwann lag dann auch der Wunsch nach einer professionelleren Art der Veröffentlichung im Raum. Nicht der „unglaublichen Kohle“ wegen, die man im Bereich der Independent-Musik so anstreben kann, sondern weil Caputt seit jeher sehr konzeptionell und erzählerisch war. Da gehört für mich als Endkonsument und Musikliebhaber einfach ein intensives, themenbezogenes Artwork, aber natürlich auch das haptische Erlebnis einer „echten“ CD dazu.
Daniel: Aus dem Grund auch die Wahl einens Digipacks, was auch ich einfach schöner finde als ein Jewelcase.
Eniz: Jetzt mal Tacheles geredet… ASP und monozelle höchstpersönlich steuern einen Remix bei. Wie ist es zu dieser Zusammenarbeit gekommen?
Mattes: Naja, ASP sind nun mal meine absolute Lieblingsband. Denn im Grunde tun ASP genau das, was ich mit Caputt tun möchte – Große, epische, komplexe Geschichten mit Musik erzählen. Eben so, dass die Songs auch für sich funktionieren können, aber auch eine Club-kompatible Eingängigkeit haben. Eben Musik, die in der Disco genauso gut funktioniert, wie konzentrierter und mitlesender Weise daheim auf dem Sofa.
Bevor ich den Faden verliere – Ich war und bin sehr aktiver ASP-Fan und habe ASP damals einfach den Link zur €KZ geschickt, mit der Bitte mir doch einmal seine Meinung zu sagen, wenn er Zeit hat. Das hat er getan, war sehr begeistert und man hat sich eine Weile hin und hergeschrieben und soweit es die große, räumliche Distanz zulässt auch angefreundet. So kam dann auch der Kontakt zu Ingo Römling (monozelle) und Pit Hamman (Artwork) zustande, die beide gute Freunde von ASP sind und ebenfalls toll finden, was wir machen.
Eniz: Wenn ich beide EPs vergleiche. Die „€KZ“und jetzt „Mach Mich“ fällt mir zunächst eine erhebliche Verbesserung der Musikproduktion und vor allem der des Gesanges auf. Heimlich Gesangsunterricht genommen?
Mattes: (lacht) Nein, überhaupt nicht, aber erst mal danke für die Blumen. Ich habe einfach viele andere Hobbies reduziert oder ganz an den Nagel gehängt, da ich sehr in der Musik aufgegangen bin. Ergo habe ich mehr Zeit mit dem Musizieren und Produzieren verbracht. Und es liegt ja einfach in der Natur der Dinge, dass man besser wird, wenn man übt.
Eniz: Was mir auch aufgefallen ist, sind diese seltsamen Titel. Da ist beispielsweise ein Song, der sich da nennt: „Mantje Mantje Timpe Te“ und (erstmal abschreiben) „Alakazam!“. Auf dem Cover ist eine Wunderlampe und „Tanz der Djin“… Mir schwant da schon was…
Mattes: Und damit hast Du völlig recht (grinst diabolisch). Diese Geschichte haben wir gerade erst angefangen zu erzählen… „Mantje Mantje“ hingegen ist ein exklusives Goodie für die EP, das die zugrunde liegende Geschichte eben auf ein heimisches und nicht auf ein exotisches, fernöstliches Märchen projiziert. Die Idee fand ich ganz schnucklig.
Daniel: Gehört halt alles mit zum Konzept. Alben, die wirklich eine durchgehende Geschichte erzählen fand ich schon damals bei den ersten King Diamond Scheiben großartig, die gesamte Geschichte erschließt sich natürlich nur im chronologischen Durchhören.
Eniz: Von der Gesellschaftskritik bis vor einem Jahr mit „€KZ“ hin bis zum Wunderlampen Djin… Wie erklärt sich dieser Sinneswandel?
Mattes: Nun, wenn man sich nur die „Mach Mich“ anhört, wird es vielleicht noch nicht 100%ig, nicht ganz so plakativ wie bei „€KZ“ deutlich, aber unsere gesellschaftskritischen Inhalte sind uns in keinster Weise verloren gegangen – Nur die Rahmenhandlung ist eine andere – Sonst wird’s doch irgendwann langweilig.
Daniel: Sinneswandel würde ich es nicht unbedingt nennen. Es steht halt die Geschichte mehr im Vordergrund, die Kritik ist etwas subtiler geworden, aber immer noch zentraler Bestandteil.
Eniz: Bedeutet das, dass die Einkaufszentren Euch nicht mehr stören?
Mattes: Doch! Absolut! Uneingeschränkt – Es sind einfach immer noch die gleichen Brutstätten der Dekadenz und Gedankenlosigkeit. Große Psychoversuchs-Labyrinthe, wie in Tierversuchen mit Ratten oder Hamstern. Aber was ich zu diesem Thema zu sagen hatte, das habe ich halt gesagt.
Daniel: Wir können ja auch nicht immer das gleiche Album neu auflegen.
Eniz: Mit knapp 45 Minuten ist es schon eine ausufernde Länge für einene Extended Player. War das von Anfang an so geplant oder habt ihr nach und nach eine Schaufel Kohle nach der nächsten in den Ofen geschoben?
Mattes: Nein, da war von Anfang an die Devise, möglichst dick aufzutragen. Das einzige Ziel, das ich leider nicht in dem Maß, in dem ich wollte, geschafft habe zu verwirklichen, ist den Endpreis schön gering zu halten. Der Preis ist immer noch fair, bei dieser Ausstattung, mir ging es nämlich schon darum, qualitativ und quantitativ einigen Kollegen den Stinkefinger zu zeigen. Denn was sich heutzutage teilweise EP schimpft, ist oft nicht mehr als eine vielleicht noch hübsch verpackte Single mit Remixen. So etwas wollte ich nicht, das entspricht nicht dem Geist von Caputt.
Eniz: Noch eine Neuigkeit… Hannah Miss, die auf „€KZ“ noch mitgesungen hat, hört man garnicht… Wie kommt das?
Mattes: Nun, Hannahs Auftritt war von Anfang an als Gastauftritt geplant. Wir sind noch immer liiert und sehr glücklich. Aber auf regelmäßiger Basis Musik miteinander machen, das ist es nicht. Dazu gehen unsere Vorstellungen von toller Musik und musikalischer Arbeitsweise zu weit auseinander. Zukünftige Gastauftritte möchte ich trotzdem auf keinen Fall ausschließen.
Eniz: Habt Ihr bereits über eine Live-Umsetzung von Caputt nachgedacht? Die Festival-Saison bietet sich dafür ja quasi an…
Mattes: Auf jeden Fall. Es existieren tatsächlich auch schon einige wirklich tolle Angebote, die wir aufgrund von fehlendem Equipment und Proben leider nicht wahrnehmen können. Wir planen jedoch auf Hochtouren und möchten in jedem Fall 2008 die Bühnen entern. Nur haben wir mit unseren Veröffentlichungen ein technisches Level erreicht, das wir auch Live gern erreichen möchten – Das braucht Vorbereitung, in vielerlei Hinsicht.
Daniel: Live ist gerade für mich sehr wichtig. Ich komme eher aus dem Progressive Speed Metal Bereich und bin Musik machen ganz anders gewohnt als Mattes. Halt das klassische Proben im dunklen Proberaum mit echtem Schlagzeug und verstärkten Gitarren statt studioartigen Aufnahmen. Allerdings fehlt uns da noch einiges an Equipment. Geplant sind Live-Auftritte aber definitiv.
Eniz: Und was gibt’s für die Zukunft? Kann man vielleicht irgendwann mit einem richtigen Album rechnen?
Mattes: Absolut. Dieser Sommer wird der Sommer der Djin, da steht verdammt großes ins Haus…
Daniel: Oh ja. Daran wird gerade auf Hochtouren geschraubt, verraten will ich da allerdings nicht zu viel, wir wollen ja die schöne Überraschung nicht verderben.
Eniz: Das wars auch schon. Ich wünsche Euch viel Erfolg mit der EP und bis bald.
Mattes: Dank Dir, Eniz, es war wie immer eine Freude.
Daniel: Besten Dank, auf ein andermal also.
Autor: Eniz












