Mit ihrer aktuellen E.P. – „Heading for Graceland“ – lassen Final Selection wieder von sich hören. Die beiden Plauener waren so freundlich, sich ein wenig Zeit für uns zu nehmen, um ein Interview zu führen:
Francois: Hallo Mario, hallo Riccardo!
Nach eurem Debutalbum “Antihero” gab es viel Lob von der Fachpresse. Hättet ihr mit so viel positivem Feedback gerechnet?
Final Selection: Ehrlich gesagt: Nein. Wir waren zwar oder sind noch immer selbst absolut zufrieden mit unserem Debütalbum und hatten auch gehofft, hier und da mal die eine oder andere gute Kritik zu bekommen, aber mit einem solch überwältigenden positiven Feedback hatten wir natürlich nicht gerechnet. Das hat uns selbst etwas überrascht, aber es war ein wahnsinnig gutes Gefühl.
Francois: Nun legt ihr mit „Heading for Graceland“ eine E.P nach. Warum habt ihr euch für dieses Format einer CD entschieden, und nicht etwa für ein ganzes Album?
Final Selection: „Heading for Graceland“ wurde von uns kurz nach Erscheinen der „Antihero“ geplant, um nach vielleicht etwas mehr als einem halben Jahr den Weg für unser nächstes Album „Meridian“ zu ebnen. Die E.P. stellt dabei also so eine Art Prolog zum „Meridian“-Album dar. Es wird jemand von einer Art inneren Kraft oder Stimme geleitet, sich auf die Suche nach einem schöneren oder besseren Ort zu machen (daher „Graceland“), und die Songs stellen die Bilder, Gedanken und Träume dieses „Jemand“ auf dieser Reise dar. Am Ende findet unser Protagonist auch einen Ort („at the gates of utopia“). Aber ob es sein ersehntes „Graceland“ ist, wird sich erst noch zeigen.
Wir empfanden das Format der e.p. für den Prolog und als Mittel, um einige Monate nach „Antihero“ erneut auf uns aufmerksam zu machen, als ideal.
Leider wurde unser Zeitplan durch nicht vorhersehbare Dinge wie Vertriebswechsel usw. etwas durcheinander gebracht, so dass „Heading for Graceland“ nicht wie geplant im Herbst 2003, sondern erst im Februar 2004 erscheinen konnte.
Francois: Die Zweiteilung der EP in einen Song- und einen Mixteil fand ich sehr interessant. Besonders die Benennung der beiden Teile in „Daydreams“ und „Nightshades“. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, die CD in Sektionen zu unterteilen? Und warum habt ihr gerade diese gegensätzlichen Bezeichnungen für die beiden Teile gewählt?
Final Selection: Das geschah aus einem Gefühl heraus, als wir den MC1R Remix von „Jupiter´s Child“ zum ersten Mal hörten. Irgendwie hatten wir speziell bei diesem, aber auch bei den anderen Mixen das Gefühl, dass sie irgendwie kühler und dunkler sind als die Songs, die von uns auf der E.P. waren. Da „Heading for Graceland“ ja mehr oder weniger eine Reise beschreibt, kamen wir auf die Idee, diese Reise in Nacht- und Tagabschnitte einzuteilen… Die Remixe waren also dafür unsere Intention.
Francois: Im „Nightshades“-Teil lässt sich der ein oder andere bekanntere Act finden. Wie ist es zu all den Zusammenarbeiten gekommen?
Final Selection: Nun, Agro von Rector Scanner gehört quasi zu Marios Familie, und nachdem wir vor einiger Zeit einen Remix für Rector Scanner gemacht haben, lag es nahe, Agro nun um einen Remix zu bitten.
MC1R, ein Ein-Mann-Projekt aus Erfurt, kam auf uns zu und hatte schon für andere Größen Remixe angefertigt. Ich bin sicher, dass man von MC1R, so er denn will, noch einiges hören wird.
Den Kontakt zu den anderen Remixern hat unser Label „Black Flames Records“ hergestellt. Es war jedenfalls bei allen wahnsinnig spannend zu hören, was sie aus unseren Songs gemacht haben.
Francois: Eure CD glänzt mit einer vorbildlichen Produktion, die ihr überwiegend selbst in die Hand genommen habt. Sind dies die Früchte 12 Jahre langer Arbeit, oder worin begründet sich sonst diese tolle Produktionsleistung? Profitiert ihr von dem aktuellem Stand der Technik?
Final Selection: Vielen Dank für das Kompliment! Aber wahrscheinlich ist es beides, sowohl die Erfahrung, die wir in all der Zeit sammeln konnten, als auch die Technik, die wir uns zu Nutze gemacht haben. Heutzutage ist es kein Problem mehr, mit dem richtigen Equipment, welches ja mittlerweile recht erschwinglich geworden ist, Musik komplett im Heimstudio zu produzieren.
Francois: Könnt ihr momentan von eurer musikalischen Arbeit leben? Falls Nein, womit verdient ihr euch sonst eure Brötchen?
Final Selection: Final Selection als Ganztagsjob, das wäre schön. Nein, das funktioniert nicht. Mario arbeitet im richtigen Leben als Pfleger in einem Altenheim und ich habe mich als Licht- und Tontechniker selbstständig gemacht.
Francois: Für den The Cure Tribut Sampler „Our Voices“ habt ihr den Titel „One Hundred Years“ gecovert. Wie ist es wiederum zu dieser Zusammenarbeit gekommen?
Final Selection: Myk von The Fair Sex hat uns Anfang des Jahres in Berlin von diesem Projekt erzählt und uns neugierig gemacht. Wir hatten „One hundred years“ vor einigen Jahren schon einmal gecovert und hin und wieder auf unseren Konzerten dargeboten. Dazu kommt, dass „Our Voices“ bei Equinoxe Records erscheint, welches wiederum e-noxe beherbergt, was wiederum das deutsche Partnerlabel von Black Flames Records ist. Also haben wir uns „One hundred years“ noch einmal vorgenommen und komplett überarbeitet.
Francois: Ist es nicht eine grosse Ehre, für so eine berühmte Band wie The Cure einen Song zu covern?
Final Selection: The Cure gehören auf jeden Fall zu den wichtigsten Bands unserer Jugend, und wahrscheinlich würden wir ohne diesen wichtigen Einfluss heute nicht diese Musik machen. Da ist es ganz klar, dass es eine große Ehre für uns ist, einen Song von The Cure zu adaptieren.
Francois: Welche Bands haben euch am meisten beeinflusst?
Final Selection: Wie eben schon erwähnt, The Cure waren enorm wichtig, aber auch Erasure, Front Line Assembly, Delerium, NIN, Swans, um nur einige zu nennen. Dabei kam es uns nie auf eine bestimmte Stilistik an, sondern uns war viel wichtiger, dass die Alben der Künstler spannend von Anfang bis Ende sind, man bis zur letzten Minute zuhören will.
Francois: Wie würdet ihr eure Musik (stilistisch) beschreiben?
Final Selection: Wir haben uns abgewöhnt, da weit auszuholen und irgendwelche obskuren Schubladen zu finden. Electro Pop trifft es vielleicht am besten.
Francois: In eurer Biographie war zu lesen, dass es 1993 etwas „ebm-iger“ zuging bei euch. Warum seid ihr davon abgekommen? Ist ein Einschlag in diese Richtung für euch heute noch denkbar?
Final Selection: Wahrscheinlich eher nicht. Als wir damals anfingen, Musik zu machen, war es einfach modern, irgendwie extrem zu sein. EBM ist vielleicht auch nicht die richtige Bezeichnung für das, was wir damals gemacht haben. Es waren lediglich unsere ersten Schritte, wobei wir uns damals stark an Bands wie Eternal Afflict oder YelworC orientierten, ohne dabei natürlich auch nur annähernd die Klasse dieser Bands zu erreichen.
Francois: Viele eurer Hörer bewegen sich in der „Schwarzen Szene“. Inwiefern fühlt ihr euch dieser Szene zugehörig?
Final Selection: Zumindest noch ein klein wenig, da schließlich unsere Wurzeln da zu suchen sind. Nur dass wir, mal abgesehen von unseren eigenen Konzerten, nur noch wenig Berührung mit der „schwarzen“ Szene haben. Aber irgendwie genießen wir es doch jedes Mal…
Francois: Wie wird es nun weitergehen mit Final Selection in naher Zukunft? Werdet ihr demnächst in Deutschland wieder auf den Bühnen zu sehen sein?
Final Selection: Das hoffen wir doch sehr. Uns liegt eine Menge daran, auf der Bühne zu stehen. Zunächst wollen wir aber erst mal unser Album „Meridian“ fertigstellen, damit wir es noch dieses Jahr veröffentlichen können. Vielleicht ist danach ja mal so etwas wie eine kleine Tour möglich.
Francois: Und zum Abschluss : Was wollt ihr überhaupt in „Graceland“ ;) ?
Final Selection: Bei Elvis zum Kaffee einrücken…;)
Francois: Ich bedanke mich für dieses Interview und wünsche euch weiterhin viel Erfolg!
Final Selection: Vielen Dank!
Autor: Francois












