Am 15. März stellte sich Rudy R. (:Wumpscut:) im Chat von DarkCities den Fragen diverser Fans und Wumpscut-Interessierter. Unser Redakteur Michael war ebenfalls anwesend, und stellte auf Bitten vieler Chatter aus den interessantesten Fragen ein Interview zusammen. Von Fans – Für Fans…
Michael: Hallo, Rudy!
Rudy: Hallo Michael, los geht´s:
Michael: Ich beginne mal ganz von vorn sozusagen. Es wird in meinem Umkreis immer wieder gefragt, was das Wort „Wumpscut“ bedeutet. Was sage ich denen? Wieso hast Du Dich dafür als Namen entschieden? Und in diesem Zusammenhang würde ich noch gern wissen, ob Du das Logo tatsächlich aus „Aliens“ „entliehen“ hast…
Rudy: Der Name ist rein synthetisch, das Logo schon sehr ähnlich, da geb ich dir Recht –
Es hat allerdings über die Jahre einige Metamorphosen hinter sich gebracht.
Michael: Du entwickelst Dich und Deine Musik im Laufe der Zeit natürlich auch weiter. Verschiedenen Rezensionen zur „Bone Peeler“ ist zu entnehmen, dass das Album sehr ruhig ausfalle. Mir lag die CD bereits auch kurz vor und so kann ich mich dem Urteil nur anschließen. Wo sind die wilden Kracher, die jahrelang zum härtesten gehörten, was es gab? Woher kommt dieser ruhigere, melodischere Einfluss?
Rudy: Ich bin nicht der Meinung, dass es auf Bone Peeler (oder auch auf Wreath Of Barbs) so viel ruhiger zugehen würde, als auf alten :W:-Alben, lediglich die Produktionstechnik ist eine andere bzw. ausgefeilter. Ein Debut wie „Music For A Slaughtering Tribe“ würde sicherlich im Zeitalter rein digital generierter Daten ohne Anfälligkeiten aus der Analogwelt und meinem eigenen Wissen über Produktionstechniken ebenso völlig anders klingen – Dies hätte zwar keine negative Auswirkungen, wäre aber trotzdem vom ersten Ton an gut zu unterscheiden. Bei Tracks wie „Just A Tenderness“, „The March Of The Dead“ oder auch „Fallen Angel“ rummst es wie eh und je. Den selben Effekt hast du auch bei Nine Inch Nails, Marylin Manson, Rammstein etc. etc.: Alle Genannten verstehen es, die Wildheit zu bändigen, die Demos, die uns allen regelmässig ins Haus flattern, schon im Ansatz zunichte machen. Es reicht nicht, seinen Verzerrer bis zum Anschlag aufzudrehen und zuhoffen, da käme dann Satan höchstpersönlich aus dem Kabel – So funktioniert das nicht …
Michael: Im Chat machtest Du klar, dass für :Wumpscut: kein Ende in Sicht ist, da Du die Möglichkeit ausschließt, dass :W: „ausbrennt“. Was macht Dich so sicher?
Rudy:Gefühlssache, das ist alles …
Michael: Hast Du noch genug Ideen, über weitere Jahrzehnte kreativ zu sein, ohne Dich „öde“ zu laufen?
Rudy: Da hast du was falsch verstanden: BeVOR das passiert, wird es :W: nicht mehr geben.
Michael: Weiterhin betontest Du, falls es wirklich ein Ende für :W: gäbe, es das absolute Aus wäre. Derzeit versuchen sich jedoch zahlreiche Bands sogar wieder erfolgreich mit einem Comeback. Ich möchte nur The Eternal Afflict, Oomph!, yelworC und amGod nennen. Warum schließt Du das für Dich aus?
Rudy: Weil ich das derzeit so empfinde.
Michael: Du lässt Dich laut Deiner eigenen Aussage thematisch von aktuellem wenig leiten, sondern von dem, was Dir gerade in den Sinn kommt. Heißt dies gleichzeitig, dass Dir aktuelle Ereignisse nichts bedeuten und Du in Deiner eigenen (kleinen) Welt lebst oder möchtest Du diese Themen nur nicht musikalisch verarbeiten?
Rudy: Letzteres – Ich denke, es gibt viel zu viele Dinge, die nächste Woche schon wieder ungültig sein werden, und wer soll das dann in 200 Jahren verstehen, wenn :W: nicht über den Dingen schwebt …
Michael: Es gibt dieses Lied, in dem Du erstaunlicherweise doch einmal Aktuelles verarbeitet hast, nämlich das Thema „Ehepaar Ruda“.
Rudy: Das war einfach nötig – Bunkertor 7 direkt auf den Türen, in der Bude etc.
Michael: Was hätte Dich daran interessiert, Manuela Ruda kennen zu lernen?
Rudy: Ich hab doch vom Lieben Gott einen pädagogischen Auftrag bekommen, und da hätte ich dann vieles zu korrigieren gehabt …
Michael: Bzw. was hättest Du als Reaktion auf Dein Erscheinen erwartet?
Rudy: … hätten wir dann schon gesehen, was?
Michael: Laut Chat bist Du Befürworter der Todesstrafe unter der Voraussetzung, dass die Schuld hundertprozentig nachgewiesen ist. Du denkst scheinbar deshalb so, da es Deiner Meinung nach unsinnig ist, derlei Leute weiterhin durchzufüttern. Degradiert uns das nicht auf die gleiche Stufe wie die Täter selbst?
Rudy: Nein – Ich zerhack´ ja keinen …
Michael: Oder würdest Du bei der Hinrichtung durch eine Regierung zum Schutz als der Bevölkerung hinwegsehen?
Rudy: Ja, würde ich.
Michael: Weiterhin würdest Du im Einzelfall urteilen wollen, was möglicherweise der lt. Grundgesetz vorhandenen Gleichberechtigung entgegenstünde. Wie ist das für Dich vereinbar?
Rudy: Das ändern wir dann ab.
Michael: Ich wechsele mal zu erfreulicheren Themen: Geld (wenn man es denn hat)! Angenommen, du hättest für ein (künstlerisches) Projekt unbegrenzte Mittel zur freien Verfügung, was würdest du damit auf die Beine stellen wollen? Du hättest ein Video erwogen. Wie würde dieses aussehen, was sollte es uns vermitteln und evtl. welches Deiner bereits bekannten Stücke würdest Du umsetzen?
Rudy: Auch hier denkst du viel zu weit: Das würde ich dann entscheiden, wenn es soweit wäre.
Michael: Du interessierst Dich scheinbar nicht für andere Szenegrößen und deren Musik.
Rudy:Wenig.
Michael: Wieso? Mich würde das interessieren, was andere Projekte und Bands machen, selbst wenn ich sie nicht als Konkurrenz sehen würde.
Rudy: Ich bin der Meinung, dass Szene-Bands oftmals bei weitem nicht das Niveau erreichen/die Stilistik vertreten, das mich interessiert.
Michael: Ich möchte noch so eine Art Brainstorming oder Kurzfrageminute veranstalten…
Welche drei Dinge würdest Du auf eine einsame Insel mitnehmen?
Rudy:Atomkraftwerk, Grillbesteck, Clara
Michael:Wieso gerade diese drei?
Rudy:1. brauch ich, sonst springt mir der Rechner ja nicht an, 2. ist nötig, damit ich mir nicht die Finger verbrenne, wenn ich mein selbsterlegtes Mammut brate
Michael: Die Texte in Deinen Stücken singst/raunst Du selbst?
Rudy:„Raunen“ trifft´s gut!
Michael: Werden wir Dich jemals zu einem Deiner Alben oder generell live erleben können?
Rudy: Nein.
Michael:Was spricht dagegen?
Rudy:Ich kann meine Vorstellung praktisch nicht erreichen, das ist zu komplex.
Michael: Wann arbeitest Du?
Rudy: Nachts, von Mitternach bis um 5.
Michael: Kannst Du von :W: leben und das auch ausreichend?
Rudy: Ja, derzeit lebe ich von :W:.
Michael: Was hast Du vor Wumpscut gemacht?
Rudy: Industriekaufmann… etc.
Michael: Ich danke Dir für das Interview, hoffe, dass wir bald wieder von Dir hören und wünsche weiterhin viel Erfolg, Kreativität und alles sonst erdenklich Gute.
Rudy: Freut mich, besten Dank!
Autor: Michael












