Anläßlich zum Erscheinen der neuen CD „Lebe Wohl“ und dem Abschiedkonzert von „Halb so Wild“ waren Manuel Wiegmann und Dominic Serwe bereit uns einen Einblick in ihr Schaffen und den weiteren Zukunftsplänen zu geben.
Eniz: Hallo Ihr, ja meine erste Frage gleich vorweg: Warum hört Ihr auf? Ich finde es ehrlich gesagt schade, dass soviel Potential verlorengeht.
Manuel: Hallo Eniz! Nunja. Diese Frage wurde uns zuletzt natürlich häufiger gestellt. Unsere doch recht unterschiedlichen musikalischen Einflüsse sind bezogen auf die Musik sicherlich eine interessante Mischung, haben aber auch dazu geführt, dass sich einzelne Bandmitglieder schon vor mehr als einem Jahr mit unserem Stil nicht mehr 100%ig identifizieren konnten. Dazu kam noch ein gewisses „Motivationsgefälle“ in der Gruppe, was allein schon immer wieder für Unfrieden gesorgt hat. Und so haben wir dann beschlossen, dass es so nicht weiter geht.
Eniz: Was kommt nach „Halb so wild“? Habt Ihr Euch da schon anderweitig orientiert oder was habt Ihr dann so vor?
Dominic: Ein Teil von uns steckt schon in neuen musikalischen „Schuhen“ (mal sehen ob sie passen) ;-).
Manuel: Um auf die Frage davor zurückzukommen: verloren geht hoffentlich nichts. Dominic und ich suchen derzeit die letzten fehlenden Mitstreiter für ein deutlich metallischeres Projekt namens „Solar Fragment“, Dani hat sich bereits der Schwerter (Schwerte liegt bei Dortmund) Pop-Formation „Lunastrip“ angeschlossen, und auch Susanne trommelt seit einiger Zeit mit neugefundenen Mitmusikern. Ich bin höllisch gespannt, was so aus uns wird.
Eniz: Bleibt Ihr dann weiterhin zusammen und besteht die Hoffnung, dass Ihr irgendwann mal wieder gemeinsame Sache macht?
Dominic: Wir werden nicht weiterhin zusammen bleiben. Wir haben jetzt beschlossen, dass wir uns trennen und so wird es auch sein. Ob man irgendwann mal wieder zusammen spielt steht noch in den Sternen, aber geplant ist es nicht.
Eniz: Die Aufnahmen für „Lebe Wohl“ haben sich wohl ziemlich hingezogen. Im Booklet steht, dass Ihr bereits im letzten Jahr April die Aufnahmen abgeschlossen habt. Die CD erscheint aber erst nun in diesen Wochen. Wie kommt das?
Dominic: Es ist leider einiges schief gelaufen. Unser Mischer hat am ersten, oder zweiten Tag unserer Aufnahmen einen Bandscheibenvorfall erlitten und etliche Krankenhausaufenthalte über sich ergehen lassen müssen.
Manuel: Eine sehr unerfreuliche Geschichte! Daran hat er bis heute schwer zu knacken. Wir haben dann mit seinem Equipment die Aufnahmen selbst vorgenommen, was natürlich länger gedauert hat, als wenn ein Routinierter das macht. Letzten Endes hatte er dann zwischen Arzt- und Reha-Terminen keine Zeit mehr für die Produktion, und wir konnten erst im November 2003 einen – wohlgemerkt ausgezeichneten – Ersatz bzw. Nachfolger finden.
Eniz: Ich muss ja sagen, dass ich schon begeistert bin von „Lebe Wohl“. Woher kommen diese ganzen Ideen und diese ganzen Einflüsse, die das alles so wunderbar machen?
Manuel: Danke für die Blumen! :o)
Dominic: Meist fing bei uns alles mit einer kleinen musikalischen Passage an, die dann durch alle gemeinsam ausgearbeitet wurde. Die Grundideen zu den einzelnen Stücken entstanden also zum größten Teil in „Heimarbeit“. In das fertige Stück floss dann aber stilistisch von allen etwas ein. Da wir auch recht unterschiedliche Musikrichtungen hören, ist dadurch auch ein breites Spektrum zusammen gekommen und hat zu dem geführt, das man auf „Lebe wohl“ wiederfindet.
Eniz: Bei sechs Leuten in einer Band kann ich es mir gut vorstellen, dass es manchmal zu Uneinstimmigkeiten kommen kann, was die Umsetzung der Ideen anbelangt. Wie macht Ihr das?
Manuel: Wir haben uns eigentlich immer bemüht, mit jeder einzelnen Idee und jeder einzelnen Variante einer Idee herumzuprobieren, ehe etwas verworfen wurde. Nur so hat es eigentlich geklappt, das Ganze unter einen Hut zu bekommen.
Dominic: Jeder hatte die Möglichkeit, sich einzubringen. Es ist natürlich auch immer Tagesform. Da war es dann wieder gut, dass man zu Sechst war. Wenn man mal einen schlechten Tag erwischt hatte, waren da andere, die dann die Initiative beim Songwriting übernehmen konnten.
Eniz: Wer schreibt/schrieb (ich muss ja anfangen in der Vergangenheitsform zu sprechen) die Texte und wodurch sind sie beeinflusst?
Manuel: Was die Texte betrifft, so hatten wir uns nach Fertigstellung der noch deutsch/englischen ersten CD darauf festgelegt, Deutsch als Sprache zu nehmen und uns der Herausforderung gestellt, deutsche Texte zu schreiben, die nicht zwangsläufig an Schlager erinnern. Seltsamerweise sind alle Texte auf „Lebe wohl“ in Teamwork entstanden: wir haben zu sechst teilweise sehr sehr zähe, aber letztlich produktive Sitzungen gehabt.
Eniz: An welchen Vorbildern orientiert Ihr Euch bzw. was für Musik hört Ihr für Euch selbst?
Manuel: Das ist ganz unterschiedlich. Zu unseren Lieblingsbands zählen Gruppen aus verschiedensten Bereichen. Da finden sich neben Children of Bodom auf einmal die Chili Peppers und Muse wieder.
Dominic: Wir alle hören unterschiedliche Musikrichtungen. Es gibt aber was, bei dem wir musikalisch alle auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Der Nenner heißt Rock. Bei manchen schon eher Metal, aber im Grunde ist es Musik, die noch von einer „echten Band“ gespielt wird und wo auch spielerisches Können dahinter steht.
Eniz: Männliche Stimme duettiert mit weiblicher Stimme. Da denkt man gleich an Illuminate, Within Temptation (ok, da ist jetzt kein männlicher Part dabei) usw. Und diese Band spriesten ja wie die Steinpilze aus dem Boden im letzten Jahr. Läuft man da nicht Gefahr in die selbe Kaskade gepresst zu werden?
Manuel: Ja, damit hast du natürlich grundsätzlich Recht. Aber allzu sehr ist uns das nicht aufgefallen, denn wir haben eigentlich schon bei der allerersten Probe Anfang 98 mit dieser männlich-weiblichen Stimmkombination angefangen, allerdings war unsere Musik bis einschließlich zur ersten CD deutlich weicher.
Dominic: Ich kenne bis dato vor allem keine deutschsprachige Band, die in solch eine Richtung tendiert. Außerdem hab ich nicht das Gefühl, dass wir wirklich in eine „Within Temptation“ – Richtung gehen.
Eniz: Gab es in der Band eigentlich eine hohe Fluktuation?
Manuel: Im Grunde genommen nicht. Lediglich unsere frühere Sängerin Miriam verließ die Band und macht nun mit unterschiedlichen Chören und Barbershop-Musik eine echte Gesangskarriere.
Eniz: Seit wann existiert Ihr in dieser Konstellation?
Manuel: Dani stieß im Sommer 2000 zu uns und seitdem gibt es Halb So Wild in unveränderter Besetzung.
Eniz: Wie habt Ihr Euch kennengelernt?
Manuel: Wenn man unsere Musik heute so hört, ist es etwas verwunderlich: wir haben tatsächlich als Band unseres Abiturjahrgangs angefangen und damals entsetzliche Coverversionen zum Besten gegeben.
Eniz: Macht Ihr neben der Musik noch was anderes? Also, Studium/Beruftechnisches?
Dominic: Natürlich hat jeder von uns noch ein „unmusikalisches“ Leben. Musik ist ja unser Hobby. Wir haben nicht die Möglichkeit, das anders zu betreiben.
Eniz: Am 8. April 2004 findet Euer definitiv letztes Konzert statt. Wie fühlt man sich dabei, dass es danach kein Morgen mehr gibt?
Manuel: Also bisher noch sehr gut. Ist ja nicht so, dass das Ende der Band für uns plötzlich kam. Ein Morgen gibt es auf jeden Fall, nur eben kein „halb so wildes“.
Dominic: Man geht glaub ich mit gemischten Gefühlen auf die Bühne. – Aber so tragisch wie Du es in Deiner Frage ausdrückst wird es wohl nicht werden. ;-)
Wir haben uns nicht im Streit getrennt und wir wollten das ja schließlich so. Außerdem macht das ja auch Spaß, sich mal frisch auf was neues zu konzentrieren. Wir freuen uns auch schon darauf, wenn ein ehemaliges Bandmitglied mit einer neuen Band auf der Bühne steht und wir dann im Publikum.
Eniz: Und was habt Ihr Euch für die Fans ausgedacht?
Manuel: Wir haben im Laufe der Zeit natürlich ein paar Bands kennen gelernt, die dann auch zu echten Freunden geworden sind. Und so haben wir als Gastsänger Oli von „Orange but Green“ (bekannt durch die Soundtracks von „Bang Boom Bang“ und „Was nicht passt wird passend gemacht“) und Carsten von den „Zeugen des Sofas“ (bekannt durch Zeugen-Sängerin Vanessa und ihre erfolgreiche Teilnahme an Stefan Raabs SSDSGPS-Casting) eingeladen. Wenn alles gut geht, dürfen wir auch noch einmal mit unserer früheren Sängerin Miriam spielen.
Eniz: Nunja, dann wünsche ich Euch für die Zukunft alles Gute und ich kann hier nur noch mal betonen, dass es schade ist, dass Ihr aufhört. Das letzte Wort gehört Euch.
Requiescat in pace.
Dominic: Wir möchten uns an dieser Stelle nochmal bei allen bedanken, die unseren Weg mit uns gegangen sind und uns unterstützt haben. „lebe(t) wohl“ ;-)
Autor: Eniz












