Freundlicherweise waren die Metallspürhunde bereit, ein wenig mit uns über das Neue Album „Blut & Spiele“ zu plaudern.

Eniz: Seid gegrüßt, und danke, dass Ihr Euch bereiterklärt habt, uns ein kleines Interview und somit einen kleinen Einblick in Euer Schaffen zu geben. In diesen Tagen seid Ihr ja mit „Blut & Spiele“ am Start. Ich muss sagen, ich finde es ganz gut.

Aber ich würde gerne wissen, wieso Ihr Euch „Metallspürhunde“ genannt habt. Es ist ja jetzt kein so typischer Bandname. Wobei ich dazu sagen muss, dass es weitaus schlimmere Bandnamen gibt. Wie seid Ihr darauf gekommen?

Metallspürhunde: Metallspürhunde ist ein alter Ausdruck für Minensuchhunde, welche vor allem im Vietnam-Krieg zum Einsatz kamen und dabei meist jämmerlich draufgingen. Eigentlich ist unser Bandname ein Denkmal für alle Tiere, die vom Menschen für irgendetwas missbraucht werden und hat demnach nichts mit der Musikrichtung Metal zu tun. Zudem ist es ein Name, den man nicht so schnell vergisst!

Eniz: Wie haben die Metallspürhunde sich eigentlich zu einem Rudel zusammengefunden? Und betreibt Ihr nur dieses Projekt oder seid Ihr auch in anderen Gruppen tätig?

Metallspürhunde: Wir sind in keinen anderen Projekten tätig, unsere ganze Energie fliesst in Metallspürhunde! Begonnen hat das Ganze in den 90ern, als Michel mit seinem damaligen Arbeitskumpel Peter rumzutüfteln begann. Mit Klaus kam ein weiterer Arbeitskollege dazu, und Patrick war ursprünglich Produzent bei unserer ersten CD. Seit 2000 ist er als Gitarrist fest dabei. Später hat sich Michel dann in eine gewisse Marion verguckt, welche sich dem Sog der Band nicht entziehen konnte und auch festes Bandmitglied wurde. Es bleibt aber alles in Bewegung: Klaus hat uns soeben verlassen, dafür können wir an dieser Stelle ein brandneues Bandmitglied bekanntgeben:

Ab sofort unterstützt uns ein gewisser Thomas an den Keyboards! Wir haben schon öfters mit ihm zusammengearbeitet und die Zeit war nun für beide Seiten reif, dass er ein festes Bandmitglied wird.

Eniz: Habt Ihr eigentlich eine Verbindung zu Deutschland und den hiesigen Gruppen hier oder kocht Ihr Euer eigenes Süppchen?

Metallspürhunde: Der Kontakt zu Deutschland ist uns sehr wichtig und wir haben dort auch viele Freunde. [fight the cause] sind z.B. eine Band, die wir sehr schätzen und mit der wir bereits gemeinsam aufgetreten sind. Weitere befreundete Bands sind z.B. Das Ich, access_denied, Superikone oder Escucha.

Eniz: Eure Musik ist recht facettenreich. Was sehr auffällig ist, ist das rollende „R“ im Gesang von Michel Frasse. Er klingt sehr ähnlich wie Amadeus von Relatives Menschsein. Ist dieses rollende „R“, was auch bei Rammstein zu finden ist, gewollt? Oder kommt es „aus der Natur“?

Metallspürhunde: Hm, so auffällig finden wir das R nun auch wieder nicht!

Aber im Ernst: Im Fall von Michel handelt es sich doch eher um eine natürlich Gegebenheit. Er kommt aus dem Kanton Baselland, und dort rollt man das R nun mal. Beim Singen kommt das sicher etwas verstärkt rüber, aber wie gesagt, das hat sich einfach so ergeben.

Eniz: Ähnlichkeiten sowohl vom Aussehen und vom Sing-Sang der Stimme kann ich auch eine gewisse Parallele zu Umbra et Imago nicht verleugnen. Hat man da nicht die Befürchtung, als eine Kopie dazustehen?

Metallspürhunde: Du meinst Mozart? Hat der nicht lange Haare? Spontan können wir da die Ähnlichkeit nicht ganz nachvollziehen, aber vielleicht kennen wir den Typ auch zu wenig.

Was das musikalische betrifft: Wir sind mit dem Schaffen von Umbra et Imago nicht besonders vertraut und können das deshalb nicht beurteilen.

Grundsätzlich ist es doch aber so: Musik lässt sich schwer neu erfinden und man wird immer irgendwo Ähnlichkeiten zu anderen Bands finden, das ist völlig legitim. Ich glaube aber, dass wir ganz klar sagen können, keine Kopie von irgendwem zu sein. Übrigens bist Du bisher auch der erste, der diese Befürchtung im Zusammenhang mit uns äussert.

Eniz: Thema: Neue Deutsche Härte. Ich glaube, Mitte der 90er (müsste so 1997 gewesen sein), sprießen Bands wie Rammstein, Megaherz, Weissglut, Die Schweisser und andere wie die Pilze aus dem Boden bzw. wurden zu der Zeit, katalysiert von dem Erfolg von Rammstein, die 1995 mit „Herzeleid“ die Heroischen Leitbilder Salonfähig gemacht haben.

Manche deutschen Texte, gerade wenn sie rockiger rübergebracht werden und zu dem das rollende „R“ benutzen, klingen für manchen eher peinlich.
Wie seht Ihr das?

Metallspürhunde: Das ist doch traurig! Das mit dem rollenden R haben wir, was die Metallspürhunde betrifft, ja bereits aufgeklärt. Ansonsten ist es doch einfach eine weitere gesangliche und sprachliche Spielart, warum soll das peinlich sein? Eigentlich ist es eine Schande, dass man nicht in seiner Muttersprache singen darf, ohne Gefahr zu laufen, als peinlich zu gelten.

Viele deutsche Bands schustern sich mit ihrem Schulenglisch ihre Texte zusammen, und das ist dann in Ordnung, einfach weil´s englisch ist. Wenn aber einer daherkommt und so singt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, ist das peinlich! Das ist doch paradox.

Durch die Dominanz englischer Songs sind wir so daran gewöhnt, den Text eines Songs nur als weiteres Instrument wahrzunehmen. Wenn dann einer auf deutsch singt und wir plötzlich alles verstehen, ist das offenbar noch immer ungewohnt. Da muss dann wieder künstlich Distanz geschaffen werden, indem man sagt, das ist peinlich.

Nicht dass wir uns falsch verstehen: Natürlich gibt es genug peinliche deutsche Songs. Die gibts aber in allen Sprachen, nur fällt uns das halt nicht auf…

Eniz: Ist der Titelsong „Blut & Spiele“ eigentlich eine Anspielung auf „Brot & Spiele“ aus dem römischen Reich? Sozusagen eine Adaption auf die Gegenwart?

Metallspürhunde: Ganz genau. Das Volk ist nach wie vor heiss auf Spiele, dazu kommt eine gewisse Blutgeilheit.

Wenn man mal den Fernseher anmacht, fällt auf, dass die Berichterstattung immer brutaler wird. Uns werden Bilder von Toten vorgesetzt, und alle schauen gebannt hin.

Bei Reportagen über Autounfälle zoomt die Kamera regelmässig auf die Blutlachen, die zwar bereits von diesem weissen Pulver verdeckt sind, aber nur schon zu wissen, dass sie dort waren, reicht dem Zuschauer, um seine Gier nach Sensation zu befriedigen.

Wir sind da manchmal nicht besser, verurteilen diese Entwicklung aber dennoch. Die Maxime „sex sells“ wird abgelöst durch „blood sells“. Es würde uns nicht wundern, wenn irgendwann die Gladiatorenkämpfe wieder eingeführt würden.

Noch immer erfreuen sich die Stierkämpfe in Spanien grösster Beliebtheit, und ab und zu geht dabei ja auch mal ein Torrero drauf. Auch die sogenannten Reality Shows im TV werden immer extremer, und dabei spielt ja auch die Gunst des Publikums eine grosse Rolle, welches sich für oder gegen Kandidaten aussprechen kann. Die Elemente sind also da, und es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir wieder im alten Rom angelangt sind.

Eniz: Ich finde es auch sehr gewagt eine Joseph Goebbels Rede („Wollt Ihr den totalen Krieg?“) in „Wollt Ihr die totale Information?“ umzuändern, weil man dadurch, wenn man sich nicht ausdrücklich davon distanziert, gleich in die braune Schublade gesteckt wird.

Wie steht Ihr dazu, dass man nur ein drittes Reich Sample benutzen muss, um gleich als Rechtsradikal zu gelten?

Metallspürhunde: Also gleich als erstes: Wir distanzieren uns ausdrücklich von jeglicher rechter Gesinnung, wie auch überhaupt von politischen Extremen jeglicher Couleur!

Beim besagten Satz handelt es sich um kein Sample. Wir würden auch nie ein 3. Reich-Sample benutzen, das wäre uns dann doch zu unkritisch und würde verständlicherweise Assoziationen zum Rechstradikalismus wecken. Der zitierte Goebbels-Satz ist aber trotzdem faszinierend: Es sind nur 5 Worte, aber im Geiste hört dabei jeder die Menge johlen und Beifall klatschen. Dieser Satz und die Reaktion der Zuhörer darauf sind sinnbildlich für ein gehirngewaschenes, blindgläubiges Volk. Wir hielten ihn sehr passend für die heutige Gesellschaft, eben nur mit dem Zusatz „Information“ anstelle von „Krieg“.

Natürlich ist das leicht überzeichnet, aber wir leben doch in einem Informationszeitalter, wo wir mit Informationen bombardiert werden und nicht einmal wissen, ob diese Informationen der Wahrheit entsprechen. Die Leute glauben eben allzu gerne, ohne kritisch zu hinterfragen. Ein bisschen Provokation als Gedankenanstoss kann da nicht schaden.

Eniz:Die Gesellschaftskritik ist in dem Titelsong nicht zu überhören. Seid Ihr der Meinung, dass durch Fernsehen und durch gewaltverherrlichende Computerspiele die Leute abstumpfen? Und das durchs Gaffen Unfälle erzeugt werden bzw. Rettungsdienste dadurch zu spät zur Unfallstelle kommen?

Metallspürhunde: Letzteres ist ja eine traurige Tatsache. Da sieht man, was unsere Sensationsgier anrichten kann! Wir glauben auf jeden Fall, dass die Leute abstumpfen. Wenn einer am PC virtuell schon 1000 mal den Abzug betätigt hat, fällt es ihm bestimmt leichter, dies auch in Wirklichkeit zu tun, das ist reine Gewohnheitssache.

Und wer in den Nachrichten beinahe täglich zerfetze Selbstmordattentäter vorgesetzt bekommt, muss ja mit der Zeit abstumpfen. Wir glauben nicht, dass das eine begrüssenswerte Entwicklung ist…

Eniz: Wie sieht es eigentlich um die sogenannte Szene in der Schweiz aus? Konkurriert man da mit Deutschland? Oder sind da nur versprengte einzelne Gruppen unterwegs? In Ostdeutschland zum Beispiel sind viel mehr Veranstaltungen als im Westen.

Metallspürhunde: Die Schweiz ist nun mal recht klein, und das wirkt sich natürlich auch auf die Szene aus. Es gibt auf jeden Fall keine Konkurrenz mit Deutschland, weil wir in der Hinsicht schlicht nicht konkurrenzfähig sind…

Die Szene konzentriert sich auf vier, fünf Städte, und dann haben wir ja auch noch die Sprachbarriere zur Westschweiz hin, diese beiden Szenen vermischen sich also auch kaum. Das macht es für die hiesigen Bands sehr schwierig, weil kaum Plattformen bestehen. In der Schweiz kann man auf jeden Fall auf keinen grünen Zweig kommen, weswegen wir unsere Fühler auch bevorzugt nach Deutschland ausstrecken.

Eniz: In zwei der insgesamt 13 Liedern auf „Blut & Spiele“ singt eine gewisse Alev Emine mit. Wer ist das und wie kommt es, dass Ihr mit Ihr kollaboriert?

Metallspürhunde: Alev ist eine türkischstämmige Genferin, die jetzt in Zürich lebt und die unserer Meinung nach eine grossartige Stimme hat.

Wir sind recht experimentierfreudig und offen Neuem gegenüber, und da lag es nahe, mal etwas mit weiblichem Gesang zu versuchen. Zufällig hatten wir zwei ziemlich ruhige Songs in petto und wir fanden, diese wären ideal für Alevs Stimme. Sie hat dann Texte und Gesang völlig selbstständig erarbeitet und wir fanden das Ergebnis sehr interessant. Sie hat eine wirklich geheimnisvolle Stimme, da tun sich vor dem inneren Auge Welten auf..
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Wir wollten ihr mit der Zusammenarbeit auch eine Plattform bieten, da sie auch in der Schweiz eher unbekannt ist. Für uns war es eine sehr fruchtbare Zusammenarbeit und wir finden das Ergebnis sehr gelungen.

Eniz: Habt Ihr eigentlich Vorbilder? Und wenn ja, welche? Und denkt Ihr, dass man sich nach seinen Vorbildern orientieren sollte? Man läuft ja doch sehr schnell Gefahr, selbige zu kopieren. Wobei ich es nicht verwerflich finde, wenn man den Einfluss raushört.

Metallspürhunde: Vorbilder hat man sicher immer irgendwie, wobei man sich dann aber doch auch davon loslösen sollte.

Die meisten von uns sind in den 80ern gross geworden, und dementsprechend lassen sich auch dort die Einflüsse finden. Bei uns sind das sicher Bands wie Die Krupps, DAF und später dann auch Oomph!.Wenn man sich aber zu sehr nach seinen Vorbildern orientiert, kommt man künstlerisch sicher nicht weiter.
Wir haben auf jeden Fall nie versucht, irgendwen zu kopieren.

Eniz: Gerade unbekanntere Gruppen gehen in der Electroszene ziemlich rasch unter. Ein ständiges Kommen und Gehen. Wenn man in der Diskothek z. B. von der eingefrästen Playlist abweicht und dem Publikum neuere Musik nahe bringen will, scheitert man doch schon sehr an der Unaufgeschlossenheit des Publikums neuem Gegenüber. Und selbst der ausgelutschteste Dauerbrenner lässt die Leute in Scharen auf die Tanzfläche stürmen.

Wie erklärt Ihr Euch das?

Metallspürhunde: Hm, psychologisch nennt man das klassische Konditionierung: Klingle mit der Glocke und der Hund fängt an zu sabbern.

Die Leute haben gelernt, dass bei gewissen Songs die Tanzfläche voll ist, diese Songs ergo gut sein müssen und sie sich keine Blösse geben wollen. Da spielt vielleicht auch der Gruppenzwang eine Rolle. Dadurch können die Leute gar nicht mehr unterscheiden, ob sie einen Song jetzt wirklich gut finden oder ob sie ihn nur gut finden, weil es die anderen auch tun.

Man kann es wohl auch einfacher formulieren: Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht. Die Leute fürchten sich vor Veränderung, wollen auf Nummer sicher gehen. Zudem möchte ja keiner alleine auf der Tanzfläche stehen, das könnte ja peinlich sein… (womit wir wieder beim Thema sind!).

Aber Du hast Recht, es ist wirklich schwierig.

Wir haben aber die Erfahrung gemacht, dass man die Leute durchaus an neue, gute Songs gewöhnen kann: Wenn ein DJ konsequent an jeder Party einen bestimmten Song spielt, lernt ihn (den Song…ok, vielleicht auch den DJ!) das Volk schätzen und tanzt auch gern dazu. In gewissen Clubs ist die Tanzfläche auf jeden Fall voll, wenn Metallspürhunde gespielt werden! Leider sind viele DJs halt auch zu wenig risikofreudig.

Eniz: Zum Abschluss stell ich immer gern die Frage nach Livauftritten. Kommt Ihr auch mal zu uns nach Deutschland oder spielt Ihr eher in der Schweiz?

Metallspürhunde: Wir spielen öfter in Deutschland als in der Schweiz. Leider haben wir im Moment noch keine definitiven Termine, aber schaut doch immer mal wieder auf unserer Homepage rein! -> www.mshunde.ch

Eniz: Wenn Ihr schon in Deutschland gespielt habt… wo fühlt Ihr Euch wohler?

Metallspürhunde: Uns scheint das Publikum in Deutschland offener zu sein und wir haben dort sehr gute Erfahrungen gemacht. Wir hatten auch in der Schweiz sehr gute Konzerte, im Allgemeinen hat es uns in Deutschland aber besser gefallen.

Eniz: Was für Pläne existieren schon für die Zukunft? Kann man Euch auf den bekannten Festivals, die auf uns zukommen (WGT, Mera Luna usw) bewundern?

Metallspürhunde: Wir arbeiten dran! Wie gesagt, nichts genaues weiss man nicht, aber wir tun alles, was in unserer Möglichkeit steht.

Eniz: Hiermit bedanke ich mich herzlichst für den Kleinen Gedankenstriptease und wüsche Euch noch viel Erfolg.

Metallspürhunde: Der Dank ist ganz unsererseits, hat Spass gemacht!

Autor: Eniz

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