Die beiden kleinen Wörter Aggro und Schlager einzeln für sich betrachtet lösen bei Freunden des guten Musikgeschmacks vermutlich erstmal keine allzu großen Begeisterungsstürme aus. Doch ähnlich wie Minus mal Minus Plus ergibt, resultiert im Fall von Nihao? aus der Addition von Aggro und Schlager etwas überraschend Positives – ein poppig, frisches Punkrock Album, das beim Hören einfach für supergute Laune sorgt. Und dem kann nicht mal der vertretene Seitenhieb auf die ewig missverstandenen Anhänger der Emo-Szene – kurz „Emosong“ Abbruch tun. Ganz im Gegenteil, natürlich weiß auch der im Verhältnis zum übrigen Soundmaterial recht leise und bedacht klingende Titel, dem geneigten Hörer ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern.


Abgesehen von diesem kurzen Abstecher in seichtere und akustisch interpretierte Gefilde, zeichnet sich das Debutwerk der vier Berliner Musiker, die hinter Nihao? stehen durch konsequent flotten Sound aus, der ohne Umschweife im Ohr hängen bleibt. Die perfekte Ergänzung bilden hierbei die deutschsprachigen Texte, die auch wenn sie nicht immer ganz rund klingen, spätestens beim zweiten Durchgang zum hemmungslosen mitsingen einladen. Recht schnell wird klar, dass Titel wie „Gabi“ oder „Romeo und Julia“ geschrieben wurden, um auf der Bühne, vor feierndem Livepublikum, gespielt zu werden. Und dass die Akkorde von Nihao? im Rampenlicht ihren wahren Charme erst vollends offenbaren, konnten die Berliner bereits bei diversen Auftritten, u.a. im Vorprogramm der The Bottrops, oder Serum 114 zweifelsfrei unter Beweis stellen.


Und spätestens jetzt fällt endgültig der Groschen, bei Allen denen der Begriff „Aggroschlager“ doch irgendwie dunkel bekannt vor kam. So war es niemand geringeres als die legendäre Terrorgruppe die anno dazumal den Begriff „Aggropop“ prägte und deren legitime Nachfolgeband – auch wenn Sie sich selber nicht gerne als solche bezeichnet sehen –  nun mal die The Bottrops sind.


Und somit schliesst sich der Kreis. Und wir müssen feststellen, dass Nihao? das Rad vielleicht nicht neu erfunden haben, aber dennoch mit ihrem ganz persönlichen „Aggroschlager“ altbewährtes mehr als gekonnt umzusetzen vermochten. Cleaner Gesang, rockige Gitarren, Drums und hier und da ein paar Bläser bilden eine absolut stimmige Einheit. Dabei droht das harmonische Gleichgewicht zu keinem Zeitpunkt zugunsten der Aggressivität des Unwortes „Aggro“, oder gar der Kitschigkeit des Schlagers zu kippen. 
Manch hartgesottenem Punkvertreter mag das Ganze daher vielleicht etwas zu weichgespült daher kommen, Freunde von anständiger deutschsprachiger Rockmusik werden am Ergebnis aber mit absoluter Sicherheit ihre wahre Freude haben.


Also: Album kaufen, zu Hause feiern und sich schon mal auf´s nächste Nihao? Konzert freuen!!!

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