
Alle Jahre wieder treffen sich in Hannover mehrere hundert Schwarzkittel, um den alljährlichen Christmas Ball im Capitol zu feiern. Immer mit dabei: Etliche hochkarätige Bands, die den Christmas Ball zu einem ganz besonderen Jahresabschluss werden lassen.
Zum dritten Mal rief Protain die schwarze Gemeinde auf, sich den Feiertagsspeck von den Hüften zu tanzen, und lies sich dazu etwas besonderes einfallen. Denn in diesem Jahr fand der Christmas Ball erstmalig an drei Terminen in drei Städten statt, im Rahmen einer kleinen Festival-Tour. Deren Finale war wie nicht anders zu erwarten in Hannover, wo als Special Guest niemand geringeres als Front 242 zusätzlich auf der Bühne standen.
Das Capitol, seit Beginn der Stammsitz dieser Veranstaltung, war an diesem Abend restlos ausverkauft. Während in Köln und Wuppertal noch Restkarten an der Abendkasse verkauft wurden, war hier bereits nach kurzer Zeit das Limit erreicht – „Sold out“ stand am Einlass, der zu dieser Zeit noch immer von einigen Kurzentschlossenen belagert wurde.
Mit Destroid, Welle:Erdball, Suicide Commando, Covenant und Front 242 hatten Protain ein sowohl ansprechendes als auch rein elektronisches Bandpaket geschnürt, das am 27. Dezember den Jahresausklang einläuten sollte.
Den Beginn machte Destroid, das Projekt von Daniel Myer (Haujobb), welcher gleich mit einer exklusiven Kostprobe aus ihrer neuen Single startete. Der insgesamt recht kurze Auftritt bildete jedoch einen gelungenen Einstieg in den Abend, zumal Daniel nicht das letzte Mal an diesem Abend auf der Bühne stehen sollte.
Weiter ging es mit Suicide Commando – doch halt, sollten nicht eigentlich Welle:Erdball an dieser Stelle stehen? Denn ohne den Herren Honey und Alf mit ihren bezaubernden Damen Frl. Venus und Plastique zu nahe treten zu wollen: Die Ehre eines späteren (und längeren) Auftritts hätte doch eher Johan Van Roy zuteil werden sollen. Das sahen auch etliche Fans so, und zeigten sich verwirrt und enttäuscht ob der ungewöhnlichen Running Order.
Doch nun sollten Suicide Commando zeigen, was in ihnen steckt – und damit hielten sie sich keine Sekunde zurück. Mit ihrem Hit „Bind, Torture, Kill“ startete die Formation zu einem energiegeladenen Auftritt, der neben etlichen altbekannten Stücken auch Teile vom neuen Werk „Implements of Hell“ enthielt, welches im Januar kommenden Jahres erscheinen wird.
So verging die Zeit wie im Flug, und trotz vehementer „Zugabe!“ Rufe trat die Band nach einer viel zu kurzen Spielzeit von der Bühne – nur um sich anschließend für viele persönliche Gespräche und das ein oder andere Bierchen unter das Publikum zu mischen.
Welle:Erdball wurden nun angekündigt, und standen wieder einmal mit neuem Bühnenbild vor dem Publikum. Show und Musik blieben jedoch annährend gleich, und so präsentieren Honey, Andy, und die Damen Frl. Venus und Plastique einen Querschnitt durch ihre bekanntesten und beliebtesten Stücke. Doch halt – wo war Alf und wer ist eigentlich Andy? Alf, so erklärte Honey gegen Ende, war an diesem Abend aus gesundheitlichen Gründen verhindert, sodass „Andy Catwalk“ am Keyboard aushält. Ansonsten war die Show wie gewohnt gespickt mit jeder Menge Humor und vielen kleinen Showeinlagen, bei denen neben Papierfliegern auch Luftschlangen ins Publikum flogen, und Konfetti hinterrücks über Honey geschossen wurde, von ein paar nett anzusehenden Funken- und Knalleffekten ganz zu schweigen.
Mag man zur Musik von Welle:Erdball und ihrer Dauerpräsenz auf Festivals und Parties stehen wie man will, aber die Damen und Herren mit den C64ern sorgten an diesem Abend für die gehörige Portion Humor und Spaß im Capitol und zu einem netten Kontrast zu den härteren Gangarten von Suicide Commando und Front 242. Mit dem Klassiker „Monoton und Minimal“ beschlossen Welle:Erdball ihren Auftritt nach gut einer Stunde, und machten die Bühne frei für die letzten beiden Acts des Abends.
Wie im vergangenen Jahr traten Covenant auch 2009 auf dem Christmas Ball auf. Die sympathischen Schweden fluteten zunächst die Bühne mit dichtem Nebel, um diesen anschließend in tiefes Rot und sattes Grün zu tauchen – je nach Stimmung des aktuellen Songs. Eskil, Joakim und Daniel, der Clas seit einiger Zeit an den Keys vertritt und an diesem Abend somit das zweite Mal auf der Bühne stand, starteten mit dem Clubhit „Stalker“ in ihre wie immer mitreissende Show, und fesselten das randvoll gefüllte Capitol von den ersten Takten an.
Doch auch dieser Auftritt musste zu Ende gehen, und nachdem nach „Call The Ships To Port“ die Band die Bühne verlassen hatte, fruchtete an diesem Abend erstmalig das Begehren der Zuschauer nach einer Zugabe, die in Form des Klassikers „Dead Stars“ und ein paar Abstechern ins Publikum von Eskil, inklusive Crowdsurfing, bereitwillig gegeben wurde.
Während sich die bisher aufgetretenen Bands fast gänzlich unter das Publikum gemischt hatten, und zusammen mit diesen den Headliner des Abends erwarteten, bereitete sich Front 242 auf ihren Auftritt vor. Die EBM Legende, die dieses Jahr bereits auf dem Amphi Festival in Köln auftrat (Mindbreed war vor Ort), hatte aus der ganzen Bundesrepublik und sogar dem benachbarten europäischen Ausland Anhänger nach Köln gezogen, die ihrem Begehren, die Band endlich spielen zu sehen, mit „242!“-Rufen lautstark Nachdruck verliehen.
Nach und nach erklomm die Band die Bühne, und startete den Endspurt des heutigen Abends. Schon vorher hatten sich einige Herren ihrer Hemden entledigt, und fingen mit barem Oberkörper pünktlich zu den ersten Takten an, einen wilden Moshpit zu bilden.
Jean-Luc, Patrick, Daniel und Richard präsentierten eine Auwahl ihrer größten Hits, neben „Funkahdafi“ und „Body to Body“ durfte selbstverständlich „Headhunter“ nicht fehlen, währenddessen die Menge beinahe am Überkochen war. Ein kurzes „Dankeschön“, dann trat Front 242 von der Bühne und provozierte unverzüglich lautstarke Rufe nach einer Zugabe, welche auch prompt mit zwei weiteren Stücken gewährt wurde.
Doch dann war Schluss für diesen Abend, und die letzten Klänge gingen ohne Verzögerung in die Anfänge der Aftershowparty über, auf der noch bis in die frühen Morgenstunden im Capitol gefeiert wurde.
Mit dem Christmas Ball 2009 hat Protain die Events der letzten beiden Jahre übertroffen: Ein starkes Lineup, eine schöne Location und ein reibungsloser Ablauf schufen eine großartige Veranstaltung, die lediglich ein paar Mal durch übersteuerte Mics gestört wurde.
Es bleibt zu hoffen, dass auch im nächsten Jahr an das Erfolgskonzept angeknüpft wird, und es auch in zwölf Monaten heißt: Auf zum Christmas Ball 2010 in Hannover!
Fotos vom The Christmas Ball 2009 in Hannover gibt es in unserer Galerie.












