Am letzten Samstag sollte wieder einmal die Magdeburger „Factory“, auch bekannt als „Dominion Club“, für jede Menge Partystimmung herhalten. Dies ließen die Namen der verpflichteten Acts bereits vermuten…

Das Electro Attack Festival fand bereits zum fünften Mal seine Fans und so wurde es fast zur Pflicht für jeden Szenegänger aus der Umgebung, sich in den dortigen Hallen zum gemeinsamen Feiern einzufinden.

Die „Factory“ ist, wie der Name unschwer vermuten lässt, eine ausgediente Fabrik- oder Lagerhalle und besteht aus einem großen Saal und mehreren kleinen Nebenräumen, die im Laufe der Jahre durchaus aufwendig und liebevoll verziert und hergerichtet wurden. Der ganze Veranstaltungsort ist recht dunkel gehalten und so durchaus die passende Kulisse für dieses abendliche Ereignis.

Mir war es aufgrund widriger Wetterumstände leider nicht möglich, bereits das erste Konzert von Sequenz E wahrzunehmen. So verging dieses leider ungehört und undokumentiert.


Den nächsten Auftritt hatten Coinside, über deren erfolgreichen Auftritt im Hellraiser im Oktober letzten Jahres bereits auf Mindbreed berichtet wurde.

Leider hatte diese Band eine recht kurze Spielzeit und diesmal nicht das Glück, den größten Teil des sehr zurückhaltenden Publikums zum Tanzen zu bewegen. Darüber hinaus waren die Veranstaltungshallen zu so früher Stunde noch nicht sonderlich gut gefüllt. Aufgrund der kurzen Spielzeit von knapp 30 Minuten wollte nur bei den „Hardcore“-Fans und einigen wenigen Tanzwilligen Stimmung aufkommen. Dies drückte scheinbar auch auf das Gemüt der Künstler, doch sie versuchten dennoch, das Beste aus dieser Situation zu machen. Mit ihren sowohl anspruchvollen, als auch mitreißenden Stücken, zu denen „Elf“, „Unfrei“, „Hexenhammer“ und „Söldner“ gehören, eroberten sie erneut das Herz der angereisten Fans im Publikum und gaben dann aufgrund der Wünsche des Publikums sogar entgegen der seltsamen Stimmung eine Zugabe.


IC 434, welche noch aus den 90’er Jahren bekannt sein sollten, profitierten von der schweren Last Coinsides und sahen sich einem „angewärmtes“ Publikum gegenüber, das sich dann auch schnell zu den krachenden Beats einfand, was der Stimmung sehr zuträglich war. Es fanden sich demzufolge immer mehr Festivalgäste ein, die ihren Eintritt abtanzen wollten und der Band Tribut in Form des üblichen Tanzgebahrens entrichteten.

Das Duo verstand es immer wieder recht gut, dem Publikum mit einem weiteren Hit einzuheizen und nach einer knappen Stunde aggressiven Gesangs mit musikalisch harter Untermalung aus der weit kreativeren Zeit unserer Szene und einigen Zugaben verließen IC 434 unter Jubel die Bühne.


Der nächste Auftritt stand Grendel zu. Mit ihrer Musik, die in Richtung des großen Vorbildes Suicide Commando mit einigen eigenen Ideen geht, brauchte nicht lange gefackelt werden, um das möglicherweise während der Umbaupause wieder etwas träge gewordene Publikum zu entflammen. Temporeich wurde unter Einstreuung von spärlicher Mimik und Gestik des Frontmannes eine große Anzahl von Liedern zur Zwangsfitness für das Publikum. Die eigentliche träge Stimmung erreichte an diesem Abend bei Grendel ihren Höhepunkt, dennoch schien es den Künstlern noch immer nicht genug, was sich vor ihnen bewegte.


Der Headliner [:SITD:] lieferte einen ziemlich kompletten Überblick über das bisherige Schaffen. Die Hits „Snuff Machinery“ und „Lebensborn“ sorgten ebenso für ein feierndes Publikum wie die Coverversion von Pzychobitch’s „Wake up“. Der noch so engagierte Auftritt der Band konnte aber die Menge auch nicht zum Toben bringen; Es herrschte zwar recht ausgelassene Stimmung und mengenmäßig mangelte es keinesfalls an Publikum, aber wenn man direkt vor der Bühne einen knappen Quadratmeter für sich allein beanspruchen kann, stimmt irgend etwas nicht.

Die „Schatten“ lieferten einen routinierten Auftritt mit viel Engagement ab, aber diese Mühe wurde lediglich durch Klatschen nicht ausreichend belohnt. Sogar Rufe nach Zugaben blieben aus.

So sehr man sich auch auf eine derartige Vielfalt und Bekanntheit der Bands freute, machte die herrschende Stimmung alles zunichte. Es mag an der Zusammensetzung des Publikums gelegen haben, denn Dessauer Old Schooler haben mit den Magdeburger Elektronikern nicht so viel gemeinsam, aber eventuell trafen auch zu viele verschiedene Musikstile aufeinander. Vielleicht wäre weniger mehr gewesen…

Bemühte Veranstalter und ebensolche Bands können leider nichts gegen eine gewisse Zurückhaltung des Publikums tun und so muss ich dieses Festival als eines der seltsamsten nennen, das ich je erlebt habe.

Autor: Michael

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