Das lange Warten auf das nächste Dark Dance Treffen darf wieder beginnen, denn das 17. liegt nun auch hinter uns. Nach einer recht langen Pause von mehr als vier Monaten seit kurz vor Weihnachten hatte sich das Warten hoffentlich gelohnt…

Angekündigt mit selteneren oder sehr bekannten Bands war auch diesmal die Erwartungshaltung des Publikums groß.

Vom Rahmenprogramm her sollte sich niemand beschweren können, neben den Live-Auftritten wurde für genug Zerstreuung gesorgt. Der Dark Dance Markt erfuhr scheinbar eine Erweiterung, noch weitere Stände sollten hinzu gekommen sein, die nun schon eher eine Einkaufsmeile bildeten. Das Marktzelt war meist recht gut besucht und neben dem accessoirischen, ausstattenden und kleidenden kleinen Wahnsinn war es gerade dort auch angenehm ruhig, um Gespräche zu führen, was auch rege genutzt wurde.

Fünf Tanzflächen sorgten für abwechslungsreiche musikalische Untermalung des Treffens und Unterhaltung. Mit Veitstanz-, Gothic/Batcave-, DM/Electropopfloor, Maschinenraum und Haupthalle sollte jeder Musikstil sein auslebenswertes Areal gefunden haben.

Doch nun endlich zu den Hauptereignissen des Abends, den Bandauftritten. Mit dem angekündigten und beibehaltenen Angebot wurde zwar hauptsächlich die elektronische Schiene bedient, aber die boomt ja noch immer und schreit am ehesten und lautesten nach Befriedigung. Faun und Kirlian Camera stellten an diesem Abend wohl eher die Ausnahmekünstler dar.


Nachdem sich der angekündigte Einlass um etwa eine halbe Stunde verzögerte, ließen Faun auch nicht all zu lange auf sich warten.

Ihre Mischung aus Klängen quer durch historische Epochen, angereichert mit etwas Elektronik, ihr Repertoire von nachdenklichen Balladen über gute Laune bis hin zum Tanzen anregende schnellere Stücke reichend, war wohl das idealste Mittel, das bereits zahlreiche Publikum für den Abend aufzuwärmen.

Die Instrumentenvielfalt und auch sonstige Bemühungen wurden sofort mit Applaus quittiert. Ansagen der Band zu den einzelnen Liedern waren selbstironisch und sorgten für Schmunzeln im Publikum. Mit dieser Mischung aus vermittelter guter Laune gelang es den Künstlern recht schnell, sich in das Herz des Publikums zu spielen und der Auftritt kann als recht erfolgreich angesehen werden, weshalb Faun die Bühne auch unter Applaus verließen…

Diorama gehörte die Bühne als nächstes. Der markante Gesang, unterlegt mit etwas Elektronik und den passenden, nicht wirklich finsteren, aber zumindest nachdenklich stimmenden und düsteren Gitarrenklängen boten die geeignete Grundlage für gemeinsames, ruhiges Tanzen, dahinschwelgen in Gedanken, sich treiben lassen und diese Musik zu genießen.

Die Band tat ihr übriges, um dem Liveauftritt mit ihrer ohnehin sehr zugänglichen Musik den letzten Schliff zu verpassen und so litten und stiegen die Sänger Torben und Felix während ihres Gesangs mit der Musik bis zu einem bejubelten Auftrittsende.


Die Künstler der italienischen Kombo Kirlian Camera betraten nach einer Umbaupause die Bühne auf recht seltsame Art und Weise. Der übliche Auftritt in Sturmhauben wird wohl bei einigen noch unwissenden Zuschauern für Verwunderung gesorgt haben.

Nach dem Intro wurden die Sturmhauben dann auch abgenommen und es ging in normalem Outfit weiter mit dem Auftritt.

Kirlian Camera präsentierten Stücke quer durch ihr Schaffen und damit eine Mischung aus Kritischem, Tragik und Weltschmerz mit minimaler und ruhiger bis kräftiger Instrumentalisierung.

Haben die einen schon weit überzeugendere Auftritte von Kirlian Camera erlebt, empfanden sicher ebenso viele den Auftritt als gelungen und als Erlebnis.

Kritikpunkte dürften die etwas unausgewogene Beschallung während des Konzerts und eventuell das Verhalten Angelos sein, der während des gesamten Auftritts etwas nervös und überfordert schien.

Dennoch war der Auftritt für viele sicher eine Erfahrung, die man mal gemacht haben sollte, denn als Mit-Urgestein einer Musikszene hat sich diese Band diese Aufmerksamkeit einfach verdient.

Mit Covenant schaffte es der Veranstalter, einen der ganz großen, im Sinne von bekannt, Acts zu verpflichten. Auch sie präsentierten nicht stur nur neue Stücke, sondern kramten auch ihre bei weitem noch nicht angestaubten Hits aus der Kiste und befeuerten damit die Haupthalle des Universal-D.O.G. und das zahlreich erschienene Publikum.

Die volle Halle bot kaum Platz zum Tanzen, dennoch wurde es jedem irgendwie möglich, sich auszulassen und der Musik tänzerischen Tribut zu zollen.

Bühnenshow ist bei derartiger Musik nicht wirklich möglich, von daher sollte man sich einfach an der Musik erfreuen, solange Covenants Spektrum von Future-Pop-Anleihen bis nahezu unmelodischem Elektro denn gefällt. Für einen Liveauftritt klang und wirkte das ganze aber schon fast zu perfekt.

Die Zuschauer störte das nicht weiter und so feierte ein kaum aufzuhaltendes Publikum die band immer wieder mit Applaus.

Nun bekam Stress, wer keinen der Bandauftritte des 17. DDT verpassen wollte. Während Covenant sich noch eine geraume Zeit ins Zeug legten, waren im Maschinenraum Noisuf-X bereits fast fertig, ihre Keyboards zu malträtieren und damit eine große Anzahl von Tanzwütigen an ihre physischen Grenzen zu bringen.

Geschrammel der härteren Gangart gab es hier auf die Ohren, nahezu sinnfrei, lediglich mit der Botschaft, dass die Musik Spaß machen muss und das tat sie auch…

Das Industrial-for-Clubs-Projekt Soman durfte das heiße Publikum übernehmen und weiter über die Tanzfläche scheuchen. Liveauftritt kann so etwas nicht wirklich genant werden, eher Präsentation der eigenen Musik, doch das sichtliche Spaßhaben daran übertrug sich auch auf das Publikum. Grinsend und sich ebenfalls körperlich verausgabend tanze, hüpfte und feierte Kolja hinter seinem Mischpult mit dem sich drängenden Publikum zu Stücken aus seinen bisherigen Veröffentlichungen.

Gesangliche Unterstützung erhielt er kurzzeitig von Lahannya und weiteren weiblichen Beistand mit einer kleinen Feuershow ab etwa Mitte des Auftrittes.

Als letzte Band war Klangstabil gebucht, die zwar vom Konzept her nicht ganz in den Maschinenraum passten, aber dennoch einige Gäste überraschten, aber auch ebenso viele scheinbar abstießen.

Sehr schwere, schleppende, aber auch kraftvolle Akustik schieben Klangstabil vor sich her. Dazu singen die beiden Projektmitglieder abwechselnd, wobei singen wohl sehr beschönigt ist…

Während Maurizio tatsächlich mit Gesang ansetzt und sich dann meist in Schreie steigert, um der Kritik und dem Hass in seinen Texten entsprechend Luft zu machen, versteht sich Boris eher auf den Sprechgesang und eine als überaus empfindlich anzusehende Gestik. Der Sprechgesang von Boris lässt zwar ungewollte Parallelen zum Hip-Hop-Genre aufkommen, die einige scheinbar störten und dessen Ausbruch gen Technikpult, doch endlich die Anlage voll auszufahren, war etwas unangebracht.

Insgesamt war es aber ein aufgrund von Gefühlsausbrüchen und damit in gewisser Weise schauspielerischem Talent beeindruckender Auftritt, der trotz der Spaltung des Publikums im Gedächtnis bleiben wird…

Alles in allem war es wieder ein gelungenes Musikevent. Der Veranstalter verwirklichte erneut viele Konzertwünsche. Rufe nach etwas mehr Abwechslung zum rein elektronischen angesichts des nächsten Dark Dance Treffens mit u. a. S.I.N.A. und Combichrist wurden auch erhört, es spielen schließlich auch The Birthday Massacre und ein sadistischer Weise noch geheimer Headliner. Dann lasst uns mal gemeinsam gespannt warten…

Autor: Michael

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