Nach einem fulminanten Start am Vortag, ging es am Sonntag auf die Zielgerade. 9 Bands, 9 Stunden Programm, dazu Sonnenschein ohne Ende, drückende Hitze und eine gut gelaunte Besucherschar.
Punkt 12.00Uhr öffneten sich die Pforten auf das Festivalgelände und die mehr oder minder ausgeruhten Zuschauer strömten auf das Gelände, um dort den ersten und zum Glück auch einzigen Dämpfer an diesem Tag zu erfahren…

Hatte man noch insgeheim gehofft, dass die Veranstalter von den Protesten und Beschwerden bezüglich der Pausengestaltung am Vortag Konsequenzen gezogen hatten, wurde man eines Besseren belehrt: Die Klänge von Streichinstrumenten sowie die einsetzende Stimme des Erzählers sorgten recht bald für Verstimmung.

Eine Stunde Zeit blieb bis zum ersten Konzert, welche wahlweise für ein deftiges Frühstück, zum Stöbern bei den verschiedenen Ständen oder zum Sonnen genutzt werden konnte.

Frozen PlasmaPünktlich um 13.00Uhr enterten Felix Marc (Diorama) und Vasi Vallis (ehem. NamNamBulu) die Bühne und eröffneten mit der noch recht frischen Formation Frozen Plasma den Sonntag.

Was man dem Namen nach zuerst einer Transfusionsart oder einem Medizinprodukt zuordnen würde, entpuppte sich schon nach wenigen Takten als handfester Electropop, der trotz der „frühen“ Stunde und den Temperaturen bereits für Bewegung vor der Bühne sorgte.

Frozen Plasma präsentierten dabei ihr erstes Album „Artificial„, welches im April erschien, und krönten den gerade einmal 28 Minuten dauernden Auftritt mit der Liveversion ihrer aktuellen Single „Irony„, welche von den Zuschauern mit Begeisterung angenommen wurde.

Wer aus irgendeinem Grund den Auftritt verpasst haben sollte oder einfach nicht genug bekommen kann, dem sei die am dem 13.10.2006 beginnende und durch insgesamt 11 deutsche Städte führende In Strict Confidence Tour nahegelegt, bei der Frozen Plasma als Special Guest auftreten werden.

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FaunNach dem durchaus elektronischen Auftritt des Vorgängers sollte es nun mit Faun zurück ins Mittelalter gehen.

Das Münchner Quartett konnte dabei nicht nur mit einem mitreißenden musikalischen Auftritt punkten, sondern auch durch einige nette Einlagen: Frontmann Oliver widmete beispielsweise das Stück „Rosmarin“ der bayrischen Polizei, welche in Form recht attraktiver Ordnungshüterinnen durch eine intensive (aber ergebnislose) Kontrolle für Verzögerung bei der Anreise sorgte.

So verging auch diese halbe Stunde im Nu, und Faun verabschiedeten sich mit einem „Sorry, aber wir dürfen leider wirklich nicht länger. Ihr seid großartig!“ von dem nach Zugaben heischenden Publikum.

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Dope Stars Inc.Nach kurzer Galina-Pause folgte nun der dritte musikalische Themenwechsel. Dope Stars Inc., eine aufstrebende Rock’n’Roll „Kampfmaschine“ aus Italien schickten sich an, das Amphi zu rocken. Leider mit nur mäßigem Erfolg, denn obwohl Victor Love, Grace Khold, Darin Yevonde und Brian Wolfram einen optisch und musikalisch recht überzeugenden Auftritt hinlegten, und standesgemäß in fast jedem Satz „fuck“ enthalten war, wollte der Funke nicht so recht überspringen. Vielleicht war es doch etwas zu viel Show, etwas zu dick aufgetragen für dieses Publikum, und so absolvierten die vier einen recht standardisiert wirkenden Gig mit Auszügen aus ihrem Debüt Album „Neuromance“ und der aktuellen Single „Make A Star„.

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Fixmer/McCarthyUnd es wurde wieder elektrisch, denn die Zeit für die Herren von Fixmer/McCarth war gekommen. In bester Old-School-Manier hüpfte Douglas (mit seiner obligatorischen Sonnenbrille) wie ein Flummi über die Bühne, während sich Terence wie gewohnt im Hintergrund hielt. Der Frontmann von Nitzer Ebb präsentierte eine Mischung der wohl bekanntesten Tracks, darunter „You Want It“ und „Destroy“, welche vom Publikum gut angenommen wurden. Doch auch hier ist galt, was öfter gilt: Entweder man mag die recht eigenwilligen Klangkonstruktionen oder man mag sie nicht, was nach dem Auftritt einigen Ortes zu lautstarken Diskussionen von Fans und Kritikern führte…

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Letzte InstanzZurück zu den guten alten Instrumenten!
Letzte Instanz läuteten erneut das Zeitalter von Streichinstrumenten und Gitarre ein, und zeigten mit neuer Besetzung und frischen Stücken, wo der Hammer hängt. Im Gepäck waren natürlich auch Stücke vom neuen Album „Ins Licht„, sowie ein paar nette Anekdoten aus dem Bandalltag. Ähnlich wie Faun schien es nämlich auch der Letzten Instanz nicht vergönnt, eine reibungslose Anfahrt zu genießen, das allseits beliebte Unternehmen Deutsche Bahn hatte schlichtweg den Zug von Drummer Specki ersatzlos gestrichen – böse Erinnerungen kamen da wohl bei einigen Zuschauern auf, und kollektive Beileidsbekundungen wurden laut.

Gefeiert wurde zu allem, was sich zum Party machen eignet, darunter natürlich „Tanz“ und „Das Schönste Lied“, sowie „Das Stimmlein“, welches leider nicht aus den Kehlen der Gastsänger erklang, welche das Stück auf CD mit einspielten – schade eigentlich, denn zumindest Eric Fish (Subway To Sally) und Thomas Lindner (Schandmaul) waren vor Ort, aber vielleicht wollte man einfach nicht auf Sven Friedrich (Zeraphine) verzichten. So musste das Publikum Ersatz leisten, und ohne zu übertreiben lässt sich sagen, dass ein paar tausend Kehlen dem Stück doch wahrlich mehr Kraft verleihen, als die drei Gastsänger.

Mit einem allerletzten Stück („Mein Todestag“) klang dann auch dieses Konzert nach knapp 40 Minuten aus – aber keine Sorge, ab dem 24.10. diesen Jahres geht es wieder auf Tour – mit Schandmaul!

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Samsas TraumEine Abkühlung bei dieser Hitze war eigentlich jederzeit willkommen. Dies dachte sich wohl auch Alexander Kaschte, seines Zeichens Frontmann von Samsas Traum, als er ein Wasserpäckchen auf die Fotografen vor der Bühne entleerte. Nach dieser doch recht unwillkommenen Dusche legten die Träumer auch gleich mit dem Klassiker „Es War Einmal…“ los, welches frenetische „Ich werde Taliban!“ Rufe aus den Reihen der Zuschauer provozierte. Mit dabei natürlich auch weitere Klassiker wie „Ein Foetus Wie Du…“ oder „Die Zärtlichkeit Der Verdammten“, eingeleitet von Zombie-Handpuppe Trulala, welche gehörig gefeiert wurden.

Mit „Kugel Im Gesicht“ verabschiedete sich Samsas Traum, und gab die Bühne frei für den Endspurt.

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NegativeDas Kreischen der weiblichen Fans erinnerte fast an Auftritte von Ville Vallo, als Negative sich anschickten, den Tanzbrunnen zu rocken.

Mit Ausschnitten aus dem kommenden Album „Anorectic“ und ihrer aktuellen Single „Planet Of The Sun“ heizten sie der Menge ein, die jeden Song mit der Kraft zahlreicher Kehlen unterstützte. Irgendwie kam das Gefühl auf, im falschen Film, besser, auf dem falschen Konzert zu sein, denn die Stimmung stand der auf Konzerten der Backstreet Boys oder Take That sicherlich in nichts nach. Spätestens dann, als Jonne sich in „Naive“ partiell entkleidete, und die weiblichen Fans dazu aufforderte, es im gleich zu tun, brodelte die Menge, bis mit „Until You´re Mine“ auch dieser Auftritt sein Ende fand.

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And OneZeit für den vorletzten Act, und den letzten elektronischen Beitrag auf diesem Festival. And One nutzten die gut vorgewärmte Menge, um einen Kracher nach dem anderen durch die Boxen abzufeuern. Vom aktuellen Clubhit „Military Fashion Show“ über das zusammen mit Gummiball Chris Ruiz im Duett gesungene „Metalhammer“, die „Deutschmaschine“ und den „Krieger“ – man merkte, dass Steve und seine Jungs mit vollster Inbrunst feierten, was sich binnen Sekunden auch auf das Publikum übertrug, welches ausgelassen zu jedem neuen Stück feierte.

Dass hinter der astreinen Bühnenshow noch etwas mehr steckt und er auch den Kontakt zum Publikum nicht scheut, zeigte Steves Ausflug in den Bühnengraben, wo er die ersten Reihen begrüßte. Praktisch: Man sparte Zeit und blieb vor der Zugabe einfach auf der Bühne. Das ermöglichte einen kurzen Monolog mit dem Publikum (Steve: „Das Leben ist kurz, genau wie ich“) und stimmte auf den „Technoman“ ein, der dem viel zu kurzen Auftritt einen würdigen Abschluss spendierte.

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Schandmaul21.00Uhr – Das krönende Finale des Amphi Festivals 2006 konnte beginnen. Verdeckt von einem semitransparenten grauen Vorhang bezogen die Münchener Folkrocker Schandmaul ihre Positionen und stimmten den „Drachentöter“ ein.

Eine Stunde lang präsentierte die Formation um Sänger Thomas Lindner vorwiegend Songs ihres aktuellen Albums „Mit Leib Und Seele„, aber auch die Schandmäuler kamen nicht ohne die eine oder andere Anekdote aus, und so erfuhr das Publikum, dass sich Thomas angeblich beinahe von der Band getrennt hätte, weil er nie ein Solo spielen dürfe (was ein – recht kurzes – Gitarrensolo einleitete, auf das sich die Band „geeinigt“ hatte), oder dass Gitarrist Martin „Ducky“ Duckstein vor kurzem von der Bühne stürzte, jedoch weich fiel, da er auf einem Security landete, den er mit zu Boden riss.

Erheitert und von der Musik in den Bann gezogen feierte die Menge ausgiebig zu jedem Song. Drei Zugaben wurden schließlich spendiert und nachdem „Walpurgisnacht“ und „Herren Der Winde“ noch zum tanzen animierten, wurde es ruhig, als die ersten Klänge von „Dein Anblick“ erklangen, welches zusammen mit dem Publikum zu einem wunderschönen Ende geführt wurde.

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AmbienteWas war, was bleibt? Zwei wunderbare Festivaltage mit gutem Wetter, einer genialen Location, guter Bandauswahl und unheimlich fantastischen Stimmung. Selten gab es so schnelle Umbauphasen bzw. Soundchecks und einen derart reibungslosen Gesamtablauf.

Auch wenn anfangs Zweifel aufkamen, ob sich das Tanzbrunnengelände aufgrund seiner direkten Nähe zu einer Großbaustelle als eine geeignete Festivallocation erweisen würde, bestätigten beide Tage, dass man es kaum hätte besser machen können.

Nichtsdestotrotz gibt es zwei Dinge, die sich die Organisatoren für ein (hoffentlich folgendes!) Amphi Festival 2007 überlegen sollten: Dies wäre zum einen die Pausenbeschallung, welche doch arg die Nerven und Ohren des Publikums strapazierte. Vielleicht wäre es nicht allzu schlecht, eine akkustische Ruhephase zwischen den Auftritten einzulegen.

Zum anderen war es sehr schade, dass die Auftritte so knapp bemessen waren. Zwei Bands pro Tag weniger, weiterhin so zügige Umbauten, und mehr Spaß bei jeder Band, wenn sie auch einmal den Wunsch nach Zugaben erfüllen darf.

Alles in allem bleibt dieses Wochenende jedoch in bester Erinnerung, und wir hoffen sagen zu können: Amphi Festival 2007 im Tanzbrunnen – wir kommen!

Ambiente – Fotogalerie

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