Nachdem ich nach einer mehrtägigen Odyssey durch Deutschland endlich am Samstag gegen 16 Uhr im
Amphiteater in Gelsenkirchen angelangt war, wurde ich auch gleich von guten alten Bekannten begrüsst.
Rotersand
Rasc, Gun und Krischan von Rotersand stürmten die Bühne und eröffneten mein persönliches „Blackfield
Festival 2009″ mit „Almost Violent“ und setzten ihr leider recht kurzes Set nahtlos mit ihrem Smashhit „Lost“
fort.
Rasc hypnotisierte seine Fans wie gewohnt mit seiner begnadeten Stimme und seiner fast beschwörenden
Gestik, während Gun routiniert wechselnd an Gitarre und Keyboard zu hören war.
Nachdem Leadsänger Rasc seine Heimatstadt begrüsst hatte, und wir froh sein konnten, dass er als Kind
nicht im Rhein-Herne-Kanal ertrunken ist, läutete Krischan an den Turntables „Dare to live“ ein und danach
bekamen wir eine Neuvorstellung geboten, die auch gut ein Stück von DJ Tiesto hätte sein können, was aber
durchaus positiv zu sehen ist.
Leider ging es dann auch schon wieder dem Ende zu, wobei aber natürlich die Partyhymne „Exterminate
Annihilate Destroy“ und ihre ganz persönliche Danksagung an alle Fans mit „Undone“ und dem
obligatorischen „Everybody need somebody“- Chor nicht fehlen durften.
Danke für ein geiles Konzert!!!
Project Pitchfork
Pünktlich kurz vor dem Sandmann erschienen ein paar düster geschminkt und gekleidete Gestalten im
Nebel auf der Bühne.
„Project Pitchfork“ waren da!!!
Gerade vor 2 Monaten noch bei ihrer Tour in Magdeburg gesehen, hatte ich meine All Time-Dark Wave –
Favourites schon wieder vor der Nase, aber es gibt vieles auf der Welt, was mich mehr stört.
Mit Dirk Scheuber und Jürgen Jansen an den Keyboards, dem charismatischen Peter Spilles am Mikro und
einem Live-Drummer, der sein Handwerk sehr gut versteht, war die Hamburger Band in einer Top-Party-
Besetzung, was sich auch sofort auf die tanzbegeisterten Fans auswirkte.
Im Laufe des Auftritts bekamenn wir eine absolut feiertaugliche Song-Mischung geboten, die sich von den
Anfängen der „Pitchies“ in den frühen 90ern über die „Daimonion“ bis hin zum aktuellen Album „Dream
Tiresias!“ zog.
Genannt seien hier nur ihr „Requiem“, „Alpha Omega“ mit einem mitreissenden Drum-Solo,
und der „Timekiller“, diesmal leider ohne Mitwirkung von And One-Frontmann Steve Naghavi, was auch
Frontmann Peter sehr bedauerte.
Damit ging auch dieses Konzert leider zu schnell zu Ende, aber zumindest Herrn Spilles sahen wir an diesem
Wochenende nicht zum letzten Mal.
Diary of Dreams
„Diary of Dreams“ ist hauptsächlich Mastermind und Leadsänger Adrian Hates, der den Rest der Band in
mehr oder minder wechselnden Besetzungen um sich schart.
Seit mehreren Jahren sind nun der extravagante „Gaun:A“ an der E-Gitarre und als 2.Stimme, „D.N.S.“ an
den Drums und „Taste“ als Keyboarder dabei, und in dieser Besetzung standen
„Diary of Dreams“ als erster Headliner an diesem Abend auf der Bühne im Amphitheater in Gelsenkirchen.
Mit „Chemicals“ öffnete das „Tagebuch der Träume“ seine Seiten, und Adrian Hates´ Stimme entführte das
versammelte Publikum in sein ganz eigenes Universum.
In der nächsten Stunde zeigten die SynthPop-und Dark Wave-Band einen Querschnitt aus 20
Veröffentlichungen, der teils aus rockigen, teils aus fast klassischen Elementen bestand, und durch eine
faszinierende Stimme und eine einzigartige Bühnenshow zusammengehalten
wurde.
Egal, ob es sich um den Klassiker „Butterfly Dance“ handelte, der auf keiner Party fehlen sollte,
um das melancholische „Traumtänzer“ oder auch um das rockige „The Curse“, dieses Konzert wird keiner
der Anwesenden so schnell vergessen.
VNV Nation
Abends halb zehn in Deutschland, einfach mal das Bier wegstellen, die scharfe Currywurst vertilgen und zu
VNV das Tanzbein schwingen.
„Es ist eine Ehre für euch zu spielen!“, diesen Satz von Ronan Harris kann ich in jeder Weise zurückgeben,
denn es war für mich eine Ehre, diesem Auftritt beiwohnen zu dürfen.
Unterstützt durch seinen Kollegen und Freund Mark Jackson an den Drums, Vasi Vallis(Reaper/Frozen
Plasma) an den Keyboards und eine Videoshow der Spitzenklasse, rockte der Frontmann der englisch
irischen Band das „Black Field Festival“, als gäbe es kein Morgen.
Die Menge war von Anfang an am Toben und mitfeiern, als alte und neue Hits zum Besten gegeben wurden,
und er das neue Album „Of Faith,Power and Glory“ präsentierte, das an diesem Abend veröffentlicht wurde.
Ronan war wie immer das reinste Energiebündel, tobte über die Bühne und zelebrierte diesen Gig auf seine
ganz eigene einzigartige Art und Weise.
„Beloved“, „Honour“ und „Homeward“ sind nur einige der dargebotenen Stücke, die die versammelte
Fangemeinde von vorn bis hinten mitsingen konnte, und beim Abschluss des Konzerts mit „Perpetual“ war
Mister Harris fast den Tränen nah.
Für alle, die nicht da waren, kauft euch das Album und wir werden uns auf der Herbsttour sehen, da bin ich
mir ganz sicher.
„VNV Nation“ ist eine Band der Superlative, und jeder, der auch nur ansatzweise mit dunkler Musik zu tun
hat, kommt an Mark und Ronan nicht vorbei.
Dope Stars Inc.
Als ich mich am Sonntagmorgen nach einer recht mageren und langweiligen Aftershowparty verkatert wieder
aus dem Bett/Schlafsack quälte, hatte ich an die erste Band dieses Tages eigentlich keine besonders großen
Ansprüche, bis auf den, nicht so laut zu spielen.
Den Gefallen taten mir die Jungs aus Italien zwar nicht, aber der erste Eindruck, auf dem Konzert einer
Manga-Band mit Tokio Hotel-Einflüssen zu sein, verflüchtigte sich zum Glück schnell wieder.
Auch wenn die Bandmitglieder recht klein und zierlich rüberkamen, haben sie dennoch mir und dem leider
noch recht überschaubaren Publikum bewiesen, dass sie Feuer im Blut haben.Mit einer gesunden Mischung
aus Electro und Rock hatten sie schnell die Zuschauer auf ihre Seite gezogen und zumindest zum
mitklatschen gebracht.
Von diesen Jungs werden wir noch einiges hören.
Santa Hates you
Und da war er wieder, Peter Spilles, die zweite.
Der „Project Pitchfork“-Frontmann mit einem seiner Solo-Neben-Projekte,“Santa hates you“.
Unterstützt durch seinen Keyboarderkollegen und die tanzwütige dunkelhaarige Latexqueen Jinxy als zweite
Stimme, die exklusiv die Aufmerksamkeit der gesamten männlichen und auch weiblichen Zuschauer auf ihrer
Seite hatte, konnte er, wie üblich mit Körperbemalung verziert, mit seiner recht neuen Band durch harten
Electro-Sound und teils hintergründig komische und manchmal auch sarkastische Texte überzeugen.
Auch wenn mir Sinn und Zweck des Aufzählens aller möglicher Gottheiten in „Pantheon“ verborgen blieb,
war es doch ein gutes Konzert, das sich in die Highlights des vorigen Tages einreihte.
Zum Glück für uns alle wurde die Gestaltung des Albumcovers nicht in die Realität umgesetzt, so dass uns
der Anblick von im Mund steckenden Tintenfischen und blutverschmierten Gesichtern erspart blieb.
Faun
Die seit 2002 existierende Mittelalterband präsentierte sich auf der Bühne mit einem ansprechend
gestalteten Bühnenbild, das unter anderem aus Unmengen an Weinlaub bestand, und natürlich auch mit
der passenden Gewandung.
Schon beim Opener „Rosmarin“ waren die ebenfalls stilvoll gekleideten Fans der Band in ihrem Element und
trotz der frühen Stunde nicht mehr zu halten, was sich auch weiterhin nicht änderte.
Mit alten und neuen Hits war das Konzert leider schon viel zu früh wieder vorbei, gipfelte zum Abschluss
aber nochmal im schnellsten Kreistanz aller Zeiten, dem sich auch so mancher Electro und Cybergoth nicht
entziehen konnte.
Frozen Plasma
Was gibt es über “ Frozen Plasma“ zu sagen?
Für mich zur Zeit eine der besten SynthiePop-Bands, die es gibt, was nicht wenig an Felix Marc´s Stimme
liegt, die live ebenso rein und klar klingt, wie auf CD.
Natürlich ist auch Vasi Vallis daran mitschuldig, dass mich die Hits der Band immer wieder auf die
Tanzfläche (oder vor die Bühne) locken, und genauso war es auch diesmal wieder in Gelsenkirchen.
Musik zum Augenschließen und einfach loslassen, und zum Feiern!
Gleich zum Anfang erwies Felix Herrn Harris von VNV Nation seinen Respekt, in dem er ihn immer wieder in
den Refrain des Opoeners einbaute, was die Fans beider Bands mit lauten Jubel kommentierten.
Aber auch beim Rest des Konzerts, das aus alten Hymnen wie „Tanz die Revolution“ oder „Warmongers“
bestand und auch aus Stücken vom neuen Album „Monumentum“, konnte keiner mehr stillstehen.
Ein rundherum gelungener Auftritt!
Letzte Instanz
„Ihr seid schuldig“ verkündeten „Letzte Instanz“ gleich am Anfang ihres Auftritts, aber eigentlich waren sie es,
die dem Titel ihres neuen Albums „Schuldig“ gerecht wurden.
Schuldig daran, ihre Fans gnadenlos zum feiern zu bringen, schuldig, auch dem letzten zu beweisen, dass
die „Letzte Instanz“ immer noch eine Rockband ist, schuldig aber auch, ein gesamtes Amphitheater zum
Händehalten zu bringen.
Die sächsisch-bayrisch-preussische Vereinigung bewies einmal mehr, dass ihre Hits nicht nur musikalischer
Einheitsbrei sind, sondern eine Kombination aus Energie und Präzision, dem sich niemand entziehen kann.
Neben Stücken vom „Schuldig“-Album durften natürlich auch das „Stimmlein“ und „Wir sind allein“ nicht
fehlen, die von den Fans begeistert aufgenommen wurden.
Ich hoffe, man sieht sich bald mal wieder.
IAMX
Wer ist denn diese Mischung aus David Bowie, Prince, und Bill von Tokio Hotel?
Ungefähr so waren meine Gedanken, als die 5-köpfige Band inklusive Frontmann Chris Corner (Sneaker
Pimps) und einer Trash-Lack-Transen-Queen am Keyboard die Bühne stürmte und sofort mit einer Mischung
aus Rock und Electro loslegten.
Dass aber auch so merkwürdige Gestalten richtig Party machen können, zeigte sich in den 45 Minuten, in
denen ihre doch recht zahlreich vertretenen Fans keine Minute zum Stillstehen kamen.
Mein persönlicher Höhepunkt war „Spit it out“, das so klar rüberkam, dass ich kurz den Verdacht hatte, es
handele sich um Playback vom androgynen Bandleader Cornell, was aber zum Glück nicht so war.
In mir haben die Briten auf jeden Fall einen neuen Fan gewonnen.
Suicide Commando
Na super, kaum geht man einem menschlichen Bedürfnis nach, verpasst man die Hälfte!
Zu den Anfangstakten von „Bind Torture Kill“ flitzte ich die leeren Treppen vom Amphi-Theater mitten im Pott
runter. Leer deshalb, weil sich der größte Teil der Massen vor der Bühne versammelt hatte, wo der Meister
persönlich, Mister Johan van Roy, schonmal die Sau rausliess, und die Menschenmenge geschlossen
mitrockte.
Untermalt mit Videos aus dem Bereich der Dentalhygiene oder auch Blutkaraoke tobte sich der Belgier voller
Aggression, Partystimmung und Energie mit seiner Band so dermaßen aus, dass man sich eigentlich nur
wundern konnte, wie der Mann das durchhält, und zeigte mit Tracks wie „Love breeds suicide“,“Hellraiser“
oder „Hate me“, dass es neben dem momentanen Einheitsmassenmusikbrei, auch noch Leute gibt, die die
Fahne des wahren Electro hoch halten, und das schon seit mehreren Jahrzehnten.
Danke dafür.
Mesh
Der totale Umschwung, eben noch harter Electro mit Suicide Commando, und jetzt die eigentlich beste
Synthiepop-Band, wenn man mal Depeche Mode wegnimmt, MESH!
Nachdem ich eigentlich schon nach SC direkt an der Bühne geblieben bin, hatte ich jetzt auch den perfekten
Blick auf Mark Hockings, der mir mit seiner Stimme schon so manchen Abend gerettet hat. Das ganze
Konzert besteht aus Stücken, die ich und Unmengen von Fans, die zum größten Teil überraschenderweise
männlich waren, bis auf den letzten Buchstaben mitsingen konnten.
Egal ob, es „Firefly“ war, oder auch „Not prepared“, war es „Friends like these“ oder die erste Single „Only
better“ vom neuen lang ersehnten Album, das im September erscheinen wird, jeder einzelne Takt war Gänsehaut
pur.
Mein persönliches Highlight war „It scares me“, das endlich wieder mal in der kuscheligen Originalfassung
präsentiert wurde und von allen mitgesungen wurde.
Danke auch für das Autogramm und wir sehen uns im Herbst, da könnt ihr sicher sein.
Apoptygma Berzerk
Da mir leider der persönliche Bezug zu ASP fehlt, waren die Norweger von „Apoptygma Berzerk“ der eigentlich
Headliner an diesem Abend.
Im Gegensatz zum Magdburger Konzert, das ich am Anfang diesen Jahres gesehen hatte, fehlte hier (zum
Glück!) die nicht sehr gelungene LED-Backgrounddeko, und Stephan und seine Crew mussten alles tun, um
ihre Fans selbst zum Feiern zu animieren.
Das fiel aber nicht weiter schwer, denn pünktlich zum Beginn der Show kam nochmal die Sonne raus,
und irgendwie kennt jeder, der sich im Dark-Sektor bewegt, diese Band, und dementsprechend war schon bei
„Love never dies“ die Stimmung am kochen.
Das zog sich auch wie ein roter Faden durch das ganze Konzert, denn Klassiker wie „Deep Red“,
„Starsign“ und „Until the end of the world“ oder auch neuere gitarrenlastigere Stücke wie „You keep me from
breaking apart“, „In this together“ und „Apollo (Live on your TV)“ haben einfach einen hohen
Wiederkennungswert, und brachten auch den letzten zum mitwippen.
„Non-Stop-Violence“ durfte natürlich auch nicht fehlen, und einziger Wermutstropfen war, dass die Duett-
Aktion vom letzten Amphi-Festival nicht wiederholt werden konnte, da Mark von MESH bei „Mourn“ am
Autogramme geben war.
Trotzdem ein grandioses Konzert.
Autor: Daniel Buff












