Die kanadische Sängerin und Komponistin Loreena McKennit kann auf eine fast zwei Jahrzehnte lange Plattenkarriere zurückblicken. Mit „An Ancient Muse“ kommt nun ihr siebtes Studioalbum heraus, bei dem Sie die Zuhörer mit ihrer keltischen Musik verzaubert.
Auf dem Album beschreibt Loreena eine Reise vom Griechenland Homers über das ottomanische Istanbul bis ins England der Kreuzzüge. Dabei greift sie sowohl auf die Geschichte der Kelten, als auch auf melodische Elemente und Instrumente traditioneller irischer, griechischer, türkischer und spanischer Musik zurück.
Beim Einleitungsstück „Incantation“ („Die Beschwörung“) des Albums scheint einen die Künstlerin wirklich zu beschwören und in den Bann ihrer sphärischen Musik zu ziehen.
So sieht man beim zweiten Titel „The Gates of Istanbul“ wirklich jene Tore vor sich, welche die Künstlerin beschreibt: Man sieht Pferde, Kamele und Menschen, die sich in die Arme schließen vor seinem inneren Augen: In dem Lied geht es um die Rückkehr der Truppen in die türkische Stadt im Jahre 1453.
Ein breiter Klangteppich aus altbekannten Trommeln und den unterschiedlichsten orientalischen Argumenten lässt diese Vision so deutlich erscheinen und regt zum Träumen an.
Im dritten Stück „Caravanserai“ beschreibt die Songpoetin das Zugehen in einer Karawanserei, einer Raststätte für wandernde Händler, ihre Diener und Tiere. Das Stück spiegelt nicht nur turbulente und beschwingte Basare wieder, sondern auch die Reise dorthin, auf der Vergangenheit und Gegenwart reflektiert werden.
,The English Ladye And The Knight‘ basiert auf einem Liebesgedicht von Sir Walter Scott.
Die klassische keltische Melodie wirkt trotz der tragischen Geschichte nicht kitschig oder niedlich, was unter anderem dem Klang der Gambe, einem noch älteren Streichinstrument, zuzuschreiben ist. Das Stück wirkt so echt und traurig, dass man schwer ein paar Tränen zurückhalten kann.
Eines der Instrumentalstück des Albums, „Kecharitomene“ („voll der Gnade“)geht auf den Namen eines Klosters zurück, in dem die byzantinische Prinzessin und Historikerin Anna Comnena ihr wichtigstes Werk verfasste. Hier hat der Hörer die Möglichkeit, sich ganz auf die Instrumente einzulassen, die übrigens von allerlei hochkarätigen Musikern eingespielt sind.
Die eingängige Melodie des Lieds beginnt ruhig und steigert sich gen Ende immer mehr, bis sie nahezu in einem Klangfeuerwerk aus unterschiedlichsten Instrumenten explodiert.
Die zarte und doch so kraftvolle Stimme von Loreena McKennit erzählt uns in „Penelope’s Song“ die Geschichte von Penelope, dem wartenden Weib von Odysseus, der in Homers Odyssee viele Jahre auf Reisen ist. Die sanfte musikalische Untermalung und der gefühlvolle Gesang lassen den Hörer wirklich glauben, dass die Sängerin ihren Liebsten voller Verzweiflung und Liebe auf ihre einsame Insel herbeisehnt.
Das neben dem Einleitungsstück kürzeste Lied „Sacred Sabbat“ liegt einer im Mittelmeerraum bekannten Melodie zu Grunde. Obwohl das Volkslied einen Text hat, wurde es als zweites Instrumentalstück aufgenommen. Der Zuhörer kommt in den Genuss von selten zu hörenden Instrumenten wie der Oud (einer Art Kurzhalslaute), dem Kanoun (ähnlich einer Zitter) und der Lyra (ähnlich einer Leier).
Mit den Stücken „Beneath A Phrygian Sky“ (Unter einem phrygischen Himmel) und „Never-ending Road“ (Amhrán Duit) (Straße ohne Ende – dein Lied) lässt die Musikerin das Album und somit die Reise durch fernöstliche Kulturen und Träume langsam ausklingen.
Das letzte Lied umklammert laut der Sängerin all ihre jahrelange Lektüre der Werke von allerlei Poeten und Mystiker aus verschiedenen Traditionen. Ihre Quintessenz daraus: Liebe ist das Gefühl, das überdauern wird.
Nachdem man dieses Album zu Ende gehört hat, glaubt man wirklich an diese Worte. Die recht langen Stücke öffnen nicht nur das Herz, sondern auch die Augen für andere Traditionen und Geschichte. Ich kann wirklich empfehlen, sich eingehend mit Loreenas Intentionen und Hintergründen zu befassen, welche im Album-Inlay in englisch und französisch aufgeführt sind.
Im ganzen Album steckt der Geist der Künstlerin und das hört man auch. Oft fühlt man sich an andere bekannte Stücke erinnert.
Loreena McKennit liefert mit „An Ancient Muse“ wieder ein Album von Weltklasse. Augen schließen, zurücklehnen und genießen!
Eine kleine Hörprobe erhält man, wenn man folgender E-Card folgt:
An Ancient Muse E-Card
Titelverzeichnis
1. Incantation
2. The gates of Istanbul
3. Caravanserai
4. The english ladye and the knight
5. Kecharitomene
6. Penelope´s song
7. Sacred shabbat
8. Beneath a phrygian sky
9. Never-ending road (Amhrán duit)
Autor: Sylvia












