Proceed – ein Fast-Neuling auf altem Terrain… Ebenso wie ihre schwedischen Kollegen von Spetsnaz fröhnen sie den kräftigeren elektronischen Klängen und kommen mit dem tiefsinnigen ansatzweise geklauten Albennamen „Neusprache“ daher…

Bereits 1999 fanden Andre S. und Daniel P. zu Proceed zusammen und begannen, sich der Fusion älterer musikalischer Stile mit neunen Stilmitteln zu widmen. Erst im Jahr 2004 kam es dazu, dass das Debütalbum „Fehlgesteuert“ auf Machineries Of Joy erschien. Die Unterstützung durch Fans und Freunde sorgte für fantastische Auftritte wie den auf dem WGT 2005. Als Verstärkung zu den Live-Konzerten stieß Drummer Rene S. zu Proceed.
Mit Veröffentlichung eines Stück auf dem „Out Of Line“-Sampler „Awake The Machines Vol. 5“ gab es genug positive Resonanz auf die Band und so kam ein Vertrag mit dem Label zustande, deren erstes Kind „Neusprache“ (Veröffentlichung. 27.01.2006) ist…

Mit knapp 48 Minuten Spielzeit kann man ohne Probleme behaupten, dass sich die Künstler nicht zu kurz gefasst hätten, schließlich zählen Inhalt und Qualität, nicht die erschlagende und minderwertigere Masse. Neben 12 neuen Stücken ist auf „Neusprache“ auch ein Remix der oben erwähnten artverwandten Band Spetsnaz vertreten.
Proceeds Rezept für ihre Musik könnte in etwa so lauten: ein wenig Aggression durch Stimme, wahlweise ausgedrückt als viel Bestimmtheit ohne Zulassung von Widerspruch, eingebettet in elektronische Klänge sehr vielfältiger Weise aus den Bereichen von Old School EBM, elektronischer Natur in Form von filigranen und ohrwurmtauglichen Melodien, ansatzweise a la And One, und etwas Hommage an die ersten Klänge aus Synthesizern in den 80’er Jahren.
Dominierend hierbei jedoch ist die Zutat Old School, dessen einfache aber wirkungsvolle Grundstrukturen sich durch nahezu jedes Lied ziehen und den Reiz dieser Musik ausmachen.
Derbere schnelle Beats treiben im Einklang mit mehr gepressten und gesprochenen als gesungenen Texten voran und entfachen ein akustisches Feuerwerk, das dem Inhalt der Lieder teils als Gegenstück erscheint, teils aber ebenso deren Wut auf bestehende Zustände wiedergibt.
Musikalisch verarbeitete Kritikpunkte und Themen von Proceed sind u. a. nicht gelebte Träume aufgrund von Vorgaben der Gesellschaft, Überwachung, unerwarteter Tod. Alltäglichkeiten und Schicksalsschläge also, mit denen sich jedermann identifizieren können sollte.
Stellenweise sind kleine Stolperer in Form von nicht hundertprozentigem Zusammenspiel von Gesang und untermalender Melodie vorhanden, auch wenn diese dieser Musikrichtung irgendwie anhängen und zueigen sein mag. Ansonsten jedoch bieten Proceed mehr, als man von purem Old School EBM erwarten kann. Die Musik ist durchdacht, klingt sehr bemüht umgesetzt und das Ergebnis kann sich gut hören lassen.

Proceed sprechen unsere Sprache, sowohl inhaltlich, als auch die einiger in dieser Musikrichtung verkehrenden Hörer und treffen damit seit Ihrem öffentlicheren Auftreten auf einen Nerv, der sich wieder entwickelt. Diese Sprache ist nicht neu, aber wiederbelebt, von daher rechtfertigt sich auch der CD-Titel. Wir wünschen auf diesem Weg weiterhin viel Erfolg und hoffen auf noch viele Alben, die uns ebenso erfreuen werden und nachdenken lassen.

Diskographie:

Neusprache (28. Januar 2006)
01. Intro [room 101]
02. Identität
03. Trippin`
04. Engpass
05. Autark
06. Kontrolle
07. Koma
08. Widerstand
09. Silent Choir
10. Reaktion [endtrance]
11. Kein Zurück
12. Re|gest [neuzeit]
13. Identität [detuned by SPETSNAZ]

Fehlgesteuert (Oktober 2004)

01. Geächtet
02. Point of view
03. Dein Gesicht
04. Auf Kurs
05. Aufprall vor dem Fall
06. Schuldig
07. Nur ein Versehen
08. Reaktion
09. Tödliches Potential
10. Atomic café [re-engineered]
11. Nur ein Versehen [Spetsnaz-Remix]
12. Auf Kurs [Remix]
13. Dik|ta|tur

Autor: Michael

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