Schon der einschlägige Name dieser Newcomer-Formation aus dem Osten der USA (MMTM steht für More.Machine.Than.Man.) sollte unmissverständlich deutlich machen, dass sich deren kreative Outputs wohl eher in Richtung Elektro/Industrial bewegen werden…

…und mit dieser Vermutung liegt man auch gar nicht mal so ganz verkehrt. Allerdings sollte sich der Hörer hüten, voreilige Schlüsse zu ziehen, denn dieses innovative Zweiergespann (namentlich unter Tech und Tasha bekannt), vermag durch einen ausgefallenen und innovativen Sound durchaus zu überraschen…
Ihre zweite EP „Binary Sex“, entpuppt sich als recht interessanter Stilmix verschiedenster elektronischer Genres und die Stücke schaffen es dennoch, nicht übermäßig experimentell zu klingen, sondern verschmelzen auf wundersame Weise zu großflächig angelegten Soundgefilden und propagieren somit einen ganz eigenen Stil. Dezent eingebaute E-Gitarren, sowie ein grandioses Gespür für ohwurmtaugliche Melodien, verleihen dem Ganzen eine musikalische Dichte, die mich sehr stark an das Schaffen der Senkrechtstarter und Landesgenossen Mindless Faith erinnert…
Vor allem Tech`s elegant verzerrte Stimme kommt in klassicher Mindless Faith-Manier zum Tragen und wird, quasi als Bonus, noch von Tasha`s glasklarem Geträller unterstützt. Eine solche Kombination findet sich in der hierzulande bisweilen recht einseitg gewordenen Elektro/Industrialszene selten und so kommt MMTM`s neuestes Werk als angenehmer, frischer Wind daher, was die dumpfe Ahnung, dass sich in den USA derzeit richtig gute Impulse für die Weiterentwicklung der elektronischen Gangart entwickeln, mehr als bestätigt.
Schon mit ihrer ersten EP „Electrolust“ sprengten die Zwei die amerikanische Fetish-Szene und ihre geschickt inszenierte „Cybergoth-Attitüde“ scheint wohl den Nerv der Zeit zu treffen. Dass Tech und Tasha in graphischen und filmischen Dingen durchaus bewandert sind, machen sowohl das Coverartwork der neuen Platte, wie auch die Aufmachung ihrer HP deutlich. Das Kunstverständnis der Beiden scheint breit gefächert zu sein und deren HP ist zu entnehmen, dass neben ihren musikalischen Bemühungen auch noch Zeit für diverse graphisch-künstlerische Nebenprojekte bleibt.

Respekt! Einziges Manko wäre vielleicht, dass die EP mit insgesamt zehn Stücken (von denen aber sage und schreibe acht Songs als Remixe fungieren), etwas minimalistisch angelegt ist. Mit „Why?“ und „Tonight“ als einzigen „eigenständigen“ Songs wird das Hören der kompletten Platte recht schnell langweilig, obwohl die Remixe vielseitig und gut durchdacht aufgebaut sind. Was manch einen eingefleischten Industrial-Freak ebenfalls noch etwas ungemütlich stimmen könnte, wäre der (vor allem im weiteren Verlauf der Platte) aufkommende „Happy Hardcore“-Einfluss, welcher die komplette Songstruktur stellenweise recht oberflächlich und stumpf wirken lässt.
Aber wer nichts gegen flotte Tanzhymnen und ein wenig elektronische „Spaßmusik“ einzuwenden hat, der sollte bei dieser Formation voll auf seine Kosten kommen und es bleibt zu hoffen, dass MMTM es auch in die hiesigen Tanztempel schaffen werden – das Potenzial ist allemal vorhanden!

Autor: Shirin

Werbung
Redaktion
Unter diesem Benutzernamen werden Beiträge ehemaliger und freier Mitarbeiter zusammengefasst.