Beim Namen Hanin Elias assoziiert man meist zuerst rebellisches Megaphon-Geschrei über hartem Cyberpunk. Mit Alec Empire und Co. brachte die Digital-Hardcore-Queen die Bühnen Europas zum Wackeln und so manches Trommelfell zum Platzen. Doch vorbei sind die noisigen Atari Teenage Riot-Zeiten: Nach „No Games No Fun“ folgt nun Hanin Elias’ zweiter Streich auf ihrem eigenem Label “Fatal-Recordings“. Mit TweakerRay im Schlepptau, der u.a. schon mit Kiew und Pzychobitch gearbeitet hat, möchte Hanin ihr ganzes Potential beweisen.

Der ein oder andere wird sicherlich überrascht sein, wenn er „Future Noir“ das erste Mal in den CD-Player legt. Direkt auf dem ersten Track beeindruckt Hanin Elias mit ihrem gewaltigen gesanglichen Potential, welches vorher nie wirklich zur Geltung gekommen ist. Das gewohnt minimale Elektro-Fundament wird gefühlvoll geführt von einem Piano, das den gothischeren Touch des Album unterstreicht. „Untouchable“ ist wahrlich gelungen und zeigt, zu welchen Meisterwerken Madame Elias fähig ist.
Die fundamentalen Zutaten, die die gewohnte Hanin Elias-Soundphilosophie ausmachen, bleiben erhalten; und auch wenn der Elektro-Trash seltener als zuvor zu finden ist: Minimalistische 808/909-Beats mit rotzfrechen Industrial-angehauchten Synthlines warten förmlich auf Hanin´s sexy Stimme. Diese fällt auf dem Album jedoch cleaner aus als sonst.
Als Extra gibt’s eine unplugged Version des Startes „Untouchable“, in der die Halb-Syrierin sich als erwachsene Gothic-Diva beweist, die persönlicher und kontrollierter denn je ihre Fans berühren möchte.

„Future Noir“ überzeugt bis zur letzten Minute mit emotionalen und sozialkritischen Songs, die gut ins Ohr gehen. Nicht nur mit „Untouchable“ zeigt Hanin Elias, dass synthetische Songgebilde nicht mehr seelenlos sein müssen.

Autor: Francois

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