Eher durch Zufall fiel mir erst jetzt das Debüt-Album „Stronghold“ von [:SITD:] in die Hände. Der Name der Band war mir durch den Hit „Snuff Machinery“ und die Maxi „Laughinstock“ schon ein Begriff, doch dort hörte es auch schon auf…
[:SITD:] heißt ausgeschrieben „Shadows In The Dark“. Hinter diesem Musikprojekt, das im Frühjahr 1996 gegründet wurde, stehen Carsten Jacek und Thomas „Tom“ Lesczenski. Zusammen mit Thorsten Lau, der sich mittlerweile aus privaten und beruflichen Gründen von der Musik zurückgezogen hat, nimmt Carsten am lokalen Musik-Contest “Rock Around Bochum“ teil, aus welchem die Band als Gewinner hervorgeht. Es folgen diverse Samplerbeiträge und die CD-Eigenproduktionen “Trauerland“ ( 1996 ) und “Atomic“ ( 1999). Im Herbst des Jahres 1999 stößt „Tom“ zur Band hinzu; kurze Zeit später, im Frühjahr 2000, entsteht eine erste Demoversion von “Snuff Machinery“, die als “D.J.’s-Only-Maxi-CD“ in Eigenregie und in sehr begrenzter Stückzahl herausgegeben wird. Der Song avanciert durch Mundpropaganda und Weiterkopieren zum Club-Hit, und obwohl er bis dahin nie offiziell erschien, erhält das Stück Einzug auf den Tanzflächen der schwarzen Club-Szene und wird schließlich als “Club Version“ im Oktober 2001 CD-Compilation “Septic II“ released. Was jetzt folgt, ist die Kurzbiographie eines Siegeszuges:
– 28.Oktober 2001 als Support von VNV Nation auf deren “Futureperfect-Tour“
– Im April 2002 erscheint die 9-Tracks umfassende “Snuff E.P.“, mit der [:SITD:] internationale Erfolge feiern, unter anderem auch mehrere erste Plätze.
– 13.07.2002 Festivaldebüt beim Zillo Festival 2002
– Februar 2003 U.S.-Konzertdebüt. im Q.X.T. in New York City
– 13.06.2003 Herausgabe der Maxi-Single “Laughinstock“ bei Accession-Records / EFA
– Juni 2003: [:SITD:] veröffentlichen mehrere Remixe von Musikgrößen wie Suicide Commando und Bruderschaft
– 09.08.2003 Auftritt beim M’era Luna Festival, etwas später beim InFest in Bradford / England – dem größten Goth- und Dark Electro-Festival im Vereinigten Königreich
– 12.09.2003: “Stronghold“ erhört den Klang dieser Welt und blockiert wochenlang Platz 1vieler Alternativcharts weltweit
– Oktober / November 2003: es erscheinen mehrere Remix-Arbeiten, die [:SITD:] für Bands wie Lights of Euphoria, Pride and Fall, Sleepwalk Agonoize, Absurd Minds machte
Bis jetzt ist nichts anderes zu erwarten, als dass sich dieser Siegeszug fortsetzen wird…
Das Album „Stronghold“ präsentiert sich nicht unbedingt auffällig, doch das Äußere muss schließlich nicht viel über den Inhalt einer CD aussagen. Cover und Albumtitel stehen dahingehend im Einklang, dass man vielleicht hineindeuten kann, dass eine Industrieanlage eine Festung der heutigen Gesellschaft ist, aber daraus war noch nicht absehbar, was mich, meine Gehörgänge und inhaltlich wirklich erwartete.
„Stronghold“ umfasst 10 Titel, die meines Erachtens der Elektroszene im allgemeinen von Future-Pop bis zu basslastigem härteren Elektro mit Industrialanleihen a la Suicide Commando meets Hocico einiges bietet. Damit ist das Album zumindest relativ abwechslungsreich, doch die „Stilbrüche“ im Wechsel der Titel empfinde ich teilweise als sehr gewagt und teilweise sogar undurchdacht.
Ich bin von Alben eigentlich gewöhnt und dann überaus angetan, dass sich der berühmte „Rote Faden“ durch die Geschichten der Texte und damit auch durch die musikalische Untermalung zieht – doch das wird in diesem Fall zumindest musikalisch nicht erreicht, da beispielsweise bei der ersten Hälfte der Tracks die Bässe, eine üblich kratzige Stimme und eine mitreißende Melodie die tanzbegabten Gliedmaßen zucken lassen, doch die nachgesetzten Lieder mit einem Mix relativ „weicher“, fast schon poppiger Musik und der passenden stimmlichen Unterstreichung lassen einen sich dann fragen, was mit diesem Umschwung in der Musik erreicht werden soll, weil man als Fan der etwas härteren Gangart doch langsam Gefallen gefunden hat. Andererseits findet so vielleicht ein breiteres Publikum zu den „Schatten“ und die Futurepop-Jünger sind auch glücklich, nachdem der Anfang vielleicht zu hart war.
Doch dies ist diese eine Sache, die ich zu bemängeln habe. Insgesamt bietet das Album auch neben den bereits bekannten Stücken noch neues Potential, die müden Glieder wachzurütteln. Wie schon erwähnt, halte ich [:SITD:]’s Debüt für eine Art Mischung aus Suicide Commando und Hocico, doch das soll nicht bedeuten, das die Ruhrpottler ein billiges Plagiat darstellen. Die Musik ist zwar mit bekannten und bewährten Elementen ausgestattet, doch auch die neu eingebrachten tragen ebenso zur Abrundung und der Näherung der Grenze zur Perfektion der einzelnen Stücke bei.
Übliche Sprachsamples dienen als Einleitung und gröbste Erklärung zum folgenden, wenn auch raren Text, doch auch dies ist den Titeln der CD nicht abträglich. Diese einzelnen Samples finden ihre würdige Fort- und Umsetzung in den nachfolgenden Klängen. Somit erweist sich jedes einzelne Stück des Albums als durchdachtes Werk. Wer hier thematisch vielleicht den Anschluss noch nicht ganz gefunden hat, kann sich Unterstützung im Booklet holen. Dort ist zu jedem Lied noch ein Kommentar oder in einigen Fällen auch ein Denkanstoß eingefügt.
Carsten und Thomas orientieren sich an aktuellen oder noch immer brisanten Themen. Wieso lässt ein Gott zu, dass Amokläufe geschehen? Wieso wurden Kinder zu Nazizeiten „germanisiert“ und als Opferlämmer vorgeführt? Doch auch einfach nur die eigene Gefühlswelt, die damit verbundenen Wirren und Krankheit, sowohl geistige als auch körperliche, fesseln die Bandmitglieder thematisch.
Fazit: Da ich denke, dass „Shadows In The Dark“ hauptsächlich den Anspruch erheben, tanzbare Musik zu produzieren, kann ich sagen, der Erstling ist sehr gelungen. Über meinen einzigen Makel kann man hinwegsehen, da so nicht nur eine musikalische Stilrichtung akkustisch befriedigt wird. Wer dennoch etwas Anspruch möchte, denkt eben während der teils doch recht düster gelungen Musik über die ebenso düsteren Aussagen nach. Jedem, dem sich die Chance bietet, das Album zu hören: Nicht verpassen!
Titel:
01. Epitome 3:55
02. Laughinstock 6:48
03. Lebensborn 5:32
04. Locked In Syndrom 6:15
05. 2nd Death 4:14
06. Rose Coloured Skies 6:03
07. Snuff Machinery 6:27
08. Hurt 7:31
09. Venom 5:40
10. Stronghold 2:35
Autor: Michael












