And One sind wieder zurück, und nicht nur das Cover erinnert an alte Tage.
Ich habe immer noch das VIVA-Lied „Wasted“ im Ohr, das für mich, als ich es im TV sah und hörte, nur noch reinste Popmusik war.
Die ersten Takte von „Aggressor“ blasen dann meine Zweifel weg, hören sie sich doch wieder richtig typisch nach AND ONE an. Und das im Grunde beschreibt dann auch den neuen Silberling: keine Überraschungen, die selben Beats, die gleichen Samples. Also austauschbar. Gut, mögen AND ONE ihr eigenes Rad nicht selbst erfinden, ist dieses Album doch schon besser als das 2000 erschienene „Virgin Superstar“.
Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass Steve Naghavi wieder mit Chris Ruiz an den Reglern schraubt, der ja auch schon 1990 für das Debüt an den Geräten saß.

Das erste Lied nennt sich „Kein Anfang“ und das letzte „Kein Ende“. Man darf also davon ausgehen, dass AND ONE nach dieser Platte nicht die Stromstecker aus ihren Mischpulten ziehen. „Schwarz“ geht anfangs in Richtung „Deutschmaschine“, verliert sich jedoch im zweiten Teil. Insgesamt weiß ich echt nicht, was ich von der Platte halten soll. Für AND ONE-Fans sicher wie Weihnachten, aber jemand, der mit AND ONE´s Humor nicht so richtig umgehen kann, wird sich über die „Reim-Dich-Oder-Ich-Fress-Dich“-Texte und die Kinderlied-ähnlichen Melodien sicherlich nicht so freuen. Spaßige Lieder, die vielleicht stellenweise gut tanzbar sind, aber leider nichts Innovatives bieten.

Momentan scheint das Thema DAF und Amerika, Politik etc., hochaktuell zu sein, so haben AND ONE dann auch so ein Lied im Repertoire. „Strafbomber“ nennt sich das gute Lied und „fickt euch jetzt alle“. Aber das scheint uns zu gefallen, weil er „uns im Visier“ hat. Dass das Land trotzdem schön ist, „aber angebrannt“ riecht, stört keinen, wenn der Strafbomber die „schönsten Rosinen“ abwirft. Im ersten Moment dachte ich: „Hä? Nitzer Ebb?“ – Und etwas später: „Ach nee, doch Knorkator“. Aber dann läutete mir ein: „Achso, ja, ist ja immer noch AND ONE“.

Dass AND ONE DAF nun endgültig huldigen, beweisen sie dann mit „Fernsehapparat“. Monotoner Beat, etwas Gefiepe hier und ein wenig AND ONE da. Nichtsaussagender Text.
Was vielleicht dann die ganze Platte, die wenig mit Aggressionen zu tun hat, noch mal vor dem totalen Absturz rettet, ist das textlich provokante Lied „Tote Tulpen“. Es unterscheidet sich hörbar vom restlichen Einheitsbrei. Einige Frauen der Schöpfung werden sich eventuell auf den Schlips getreten fühlen, aber das Frauenzentrum, denke ich, wird das wohl nicht wahrnehmen.

Ecken und Kanten fehlen bei der Platte gänzlich. Nur zwei Lieder vielleicht bleiben im Ohr hängen, aber das auch nicht lange. Klassiker mit hohem Wiedererkennungswert lassen leider auf sich warten.

Da nehme ich doch lieber die „I.S.T.“ von AND ONE und leg die auf. Da ist dann wenigstens die echte „Deutschmaschine“ drauf und AND ONE haben sich dort auch noch nicht so stark selbst kopiert.
Anhören und vergessen, nur für hartgesottene Fans.

Autor: Eniz

Werbung
Redaktion
Unter diesem Benutzernamen werden Beiträge ehemaliger und freier Mitarbeiter zusammengefasst.