Mit ihrem zweiten Album „Feindbild“ (mindbreed berichtete) haben Treibhaus aus Hannover es auf Anhieb in die DAC geschafft. Einen Einblick in ihr schaffen gibt und Curt Doernberg, Frontmann der Electroband mit den harten E-Gitarren.
Eniz: Vielen Dank erstmal für deine Zeit. Deinzweites Album „Feindbild“ wurde am 3. November veröffentlicht. Wie fühlt mansich, wenn man sein Werk auf die Menscheheit loslässt?
Curt Doernberg:
Man fühlt sich wie eine schwarze Feder in der Schwerelosigkeit einer fremden Galaxy… Nee, im Ernst: Wenn du eine Arbeit abschließt, die dich 12 Monate lang Tag für Tag beschäftigt hat, fühlst du dich natürlich mehr als gut… Und jetzt kommt Ihr: Begebt Euch direkt zu Eurem CD-Dealer und kauft das Teil!
Eniz: Als ich die CD zum ersten in den Player einlegte, erinnerte mich dein Gesang sogleich an E-Craft. Waren das unter anderem auch deine Inspirationsquellen? Auch Querverweise zu den Krupps kann man heraushören…
Curt Doernberg:
Ich lasse mich von einer derartigen Bandbreite inspirieren, da würde sich der Eine oder Andere im Grab umdrehen. Was mir gefällt, das höre ich – was ich höre, beeinflusst mich auch.Ich kann nicht zu jeder Stimmung die gleiche Musik hören, deshalb gibt es je nach Laune Covenant, Filter, Clawfinger, Zeromancer, Billy Joel, Rat Pack, Blümchen oder Meshuggah auf die Ohren.
Eniz: Du und deine Band benutzen sehr viele E-Gitarren in Euren Liedern. War das von Anfang an so geplant, dass ihr das machen wolltet?
Curt Doernberg:
Die Wurzeln von TREIBHAUS liegen ja ganz klar im Heavy-Bereich. Ich habe in meinem Leben als Drummer ausschließlich in harten Bands gespielt. Unser Gitarrist Martin, der neben Treibhaus noch bei der Band „Hate Squad“ spielt, hat seine Wurzeln aus einer noch härteren Ecke. Eine der größten Herausvorderung bei Treibhaus ist, die Gitarren mit Elektronik so zu vereinen, das es doppelt rockt. Das macht Treibhaus aus!
Eniz: Was man an den Texten eigentlich sofort herauslesen kann, ist diese beinahe schon grenzenlose Kritik an Mitmenschen. So sagst du bei „Besser“: „Eine Stunde ohne Dich kam für mich noch nie in Frage“. Bei „Ewigkeit“: „Ich warte schon mein Leben lang auf einen lauten Untergang“. Wie kommt man auf solche Texte? Vielleicht sogar autobiographisch?
Curt Doernberg:
Ich bin geschockt! Da sollte ich wohl mal schnellsten eine Therapie machen! Meine Texte werden von meiner Umwelt als negativ empfunden – mir dagegen liefern sie eine positive Energie. Muss ich mir Gedanken machen? Nein! Die Lyrics sind kritisch, regen zum Nachdenken an und spiegeln viele meiner Erlebnisse und Erfahrungen wieder. Die von Dir zitierten Passagen sind im Übrigen total aus dem Zusammenhang gerissen und stehen im Ganzen in einer völlig anderen Bedeutung.
Eniz: Wenn Du dein Debüt „Unsterblich“ mit „Feindbild“ vergleichst… Wo liegen – sowohl texlich, als auch musikalisch – die Unterschiede?
Curt Doernberg:
Die neue CD ist härter und elektronischer zugleich. Die Vocals sind kräftiger und haben mehr Ausdruck. Die gleiche Entwicklung sehe ich auch in den Texten, die direkter und provokanter sind – wie wir ja eben gesehen haben.
Eniz: Welches Lied sich vom Album hervorhebt ist für mich eindeutig „Radikal“: Vielleicht liegt es daran, dass die E-Gitarren dazurückgefahren wurden und das Keyboard die dominierende Rolle übernimmt. Aber auch gesanglich akzentuierst Du deine Stimme, was sehr eingängig klingt. Wie kommt das, dass sich das so von den anderen unterscheidet, die dann doch eher sehr hart klingen…
Curt Doernberg:
„Radikal“ ist cool! …ein echtes Highlight! Der Song hat durch die rein elektronische Instrumentierung einen total eigenen Charakter bekommen und passt sich dennoch nahtlos in das Gesamtbild der CD ein. Ich finde immer mehr Gefallen an elektronischer Musik und werde dieses Stilmittel auch in Zukunft weiter ausbauen.
Eniz: Auf der Homepage www.treibhaus-sound.de distanziert ihr Euch ausdrücklich vom extrempolitschem Gedankengut. War dieser Hinweis durch irgendein Ereignis nötig?
Curt Doernberg:
Nötig ist das sicher nicht – aber angebracht allemal! Du kannst Dir nicht vorstellen, in welche Richtungen Du gesteckt wirst, wenn Du diese Art von Musik machst wie ich – und dann auch noch so aussiehst wie ich. Es ist schon erschreckend wie schnell sich Menschen eine Meinung bilden und diese in der Öffentlichkeit verkünden und vertreten, ohne sich vorher mit der Materie beschäftigt zu haben. Ich habe diesen Hinweis auf die Homepage gesetzt, um diesen so genannten „Experten“ von Anfang an sämtlichen Wind aus den zerschlissenen Segeln zu nehmen.
Eniz: Ihr kommt ja nun aus Hannover. Kann man dort gut leben? Ich wohne ja dort in der Nähe und Hannover ist wirklich sehr hässlich (ok, Hildesheim ist auch nicht viel besser).
Curt Doernberg:
Hannoverist die schönste Stadt der Welt!!! Ich liebe diese Stadt! … Hildes… was?
Eniz: „Liebst du Treibhaus, schenk sie deinen Freunden, hasst du sie, schenk sie deinen Feinden“ schreibt ihr unter anderen auf Eurer MySpace Seite (www.myspace.com/treibhaus), wo man auch in Eure Songs reinhören kann. Klingt beinahe, als würde es nur schwarz oder weiss für Euch geben…
Curt Doernberg:
Gibtes denn noch etwas Anderes?… Ein besseres Motto gibt es nicht! Die Musik vonTreibhaus mag man eben nicht nur ein Bisschen – dafür ist es einfach zu sehr Treibhaus. Die Motivation Fahrstühle und Kaufhäuser zu beschallen haben schon genug andere Künstler und zählt definitiv nicht zu unserer Berufung!
Eniz: Ihr seid ja nun eine recht junge Band, gegründet erst 2003. Hat man es als relativer „Newcomer“ schwer in einem überfüllten Electro Markt zu bestehen?
Curt Doernberg:
Es ist nicht schwerer und auch nicht einfacher. Solange Du das machst, was Du willst und daran glaubst, ist alles im grünen Bereich. Jeder hat es letztendlich in der Hand und ist am Ende selbst dafür verantwortlich, in wie weit man sich durchsetzen und etablieren kann.
Eniz: Oder besteht der Aspekt eher im künstlerischen und wird der Mittelfinger gezeigt?
Curt Doernberg:
Naklar, der Mittelfinger ist immer gut…ist nicht jeder ein musikalischer Anarchist? Nur weil man etwas aus Überzeugung macht, heißt es ja nicht automatisch, dass man den Mittelfinger zeigt. Ich mache mit Treibhaus das, was mir gefällt – das war der Auslöser diese Band ins Leben zu rufen.
Eniz: Wird man Euch in der kommenden Festival Saison auf irgendeinem live sehen können, und falls es Live-Pläne gibt, könnt ihr da schon was darüber sagen?
Curt Doernberg:
Wir werden im kommenden Jahr auf jeden Fall mehr Konzerte und Festivals spielen. Treibhaus ist ein echtes Live-Erlebnis und es macht unglaublich viel Spaß mit den Jungs auf die Bühne zu gehen. Diese Band rockt! Sobald es neue Termine gibt werden sie auf unserer Homepage www.treibhaus-sound.de veröffentlicht. Also: Check it out!
Eniz: Das war’s dannauch schon bereits. Ich bedanke mich herzlichst für das Email-Interview und wünsche viel Erfolg mit dem neuen Album.
Curt Doernberg: Das Vergnügen war ganz auf meiner Seite. Ich hoffe, wir sehen uns auf einem unserer Konzerte auf einige leckere Getränke!
Autor: Eniz












