Mit Florian (Vocals, Keys) und Andi (Keys, Gitarre) von der Band Versus Goliath konnte ich kürzlich ein Interview via E-Mail führen. Wir sprachen über Sorgen, Erwartungen, Songwriting, Einflüsse und mehr. Ihr neues Album „Wüstenland“ erscheint am 12. September 2025.

Welches Album hatte den größten Einfluss auf dich als Musiker?

Das ist schwierig und ich glaube, ich muss da direkt zwei nennen: The Fragile und The Downward Spiral von Nine Inch Nails. Beide Platten haben mir gezeigt, wie weit man Musik öffnen und dehnen kann und das Härte und Zerbrechlichkeit sich nicht ausschließen, sondern sogar gegenseitig verstärken können.
Diese Mischung aus Industrial, Noise, Melancholie und sehr intimen Momenten hat mich damals umgehauen. Und bis heute hallt davon sicherlich auch einiges in unserer Musik nach.

© Versus Goliath - © Photo Credit: Juliane Haerendel
© Versus Goliath © Photo Credit Juliane Haerendel

Welcher Song kam positiver bei dem Publikum an, als du erwartest hast? Und wieso hattest du diese Erwartung(en)/Befürchtungen?

Das war bei uns eindeutig „System“. Wir haben uns gefragt, ob die eher getragene Hook live funktionieren würde, gerade in Kombination mit den Trap-Rap-Strophen. Für ein klassisches Metalpublikum ist das ungewohnt. Aber wir haben schnell gemerkt, dass es die Menschen packt. Vielleicht auch, weil das Thema Depression und mentale Gesundheit heute viele berührt – im Publikum genauso wie bei uns selbst.

Gibt es ein Buch/Film, das/der Einfluss auf eure Texte genommen hat? Wenn ja, welches/welcher und wieso (gerade dieses Werk)?

Definitiv. Bei mir sind es oft Werke, die dystopische Welten entwerfen. „1984“ von George Orwell oder Filme wie „Blade Runner“ haben mich sehr geprägt. Uns fasziniert die Grundidee, dass Systeme versuchen, Menschen zu kontrollieren und dass gerade in diesen Brüchen, im Unberechenbaren, wieder etwas Menschliches sichtbar wird. Weil wir große Geschichten lieben, haben wir auf unserem neuen Album auch eine weitere Ebene eingebaut: eine allwissende KI, die als Erzählerin durch die Songs führt und die Welt von „Wüstenland“ noch intensiver erlebbar macht.

Wie entstehen eure Songs in der Regel, ausgehend von einem Riff, spielt ihr einfach los und ordnet dann …?

An „Wüstenland“ sind wir anders herangegangen als an unsere bisherigen Produktionen. Wir haben alle Songs zunächst am Klavier geschrieben, ohne Gedanken an Produktion oder Sounddesign. Nur Stimme, Melodie, Text. Das hat uns gefordert, weil wir uns nicht hinter Sounds oder Lautstärke verstecken konnten. Gleichzeitig war es für uns eine Rückkehr zu etwas Ursprünglichem. Sehr roh und reduziert.

Erst als alle Stücke standen, haben wir sie weiter produziert. Mal hart und brachial, mal atmosphärisch und cineastisch. So sind Stücke entstanden, die uns wieder daran erinnert haben, warum wir überhaupt Musik machen.

© Versus Goliath - Wüstenland
© Versus Goliath Wüstenland

Was für Emotionen wollt ihr beim Publikum auslösen und weshalb?

Unsere Musik soll bewegen. Auch wenn es weh tut, bleibt Hoffnung das Herzstück. So dunkel ein Song auch sein mag, ein Funke Licht muss bleiben. Und wenn jemand nach einem unserer Konzerte nach Hause geht und sich nicht mehr ganz so allein fühlt, dann wissen wir, dass unsere Musik ihren Zweck erfüllt.

Welches Instrumentarium habt ihr bei euren Aufnahmen zum aktuellen Album genutzt und wieso fiel die Wahl genau darauf?

Das Fundament bilden harte Gitarren, treibende Drums und elektronische Synthflächen. Das ist das, was uns generell ausmacht. Neu dazu gekommen sind Klavier, Soundscapes und sphärische Effekte, die den Songs zusätzliche Tiefe geben. Wir wollten, dass „Wüstenland“ wie ein Film wirkt, cineastisch und dass es eine eigene Atmosphäre entfaltet. Das Klavier bringt Intimität, die Gitarren die rohe Kraft, und die Synths verweben alles zu dieser Welt, die wir erschaffen wollten.

Die nächsten Konzerte von Versus Goliath:

11.09 VSG – WÜSTENLAND Release Show, München
14.09 Gemeinsam gegen Rechts Festival, Gießen

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