Mit Waves under Water versucht nun ein weiterer Schweden-Export den heiß begehrten deutschen Musikmarkt zu erobern. „Serpents and the Tree“ haben die drei Skandinavier, rund um Frontfrau Angelica ihr Debutwerk getauft. Und auch wenn das hochwertige Artwork (mit dezent nostalgischem Touch) des neuen Silberlings zunächst auf eine falsche Fährte locken will, verbirgt sich hinter Waves under Water keinesfalls ein weiteres Kammercore-Ensemble, sondern eine frische neue Synthie-Pop-Formation mit wunderbar düsterem Einschlag.
Direkt mit dem Opener „My Cup“ beweisen die Schweden herausragende Songwriterqualitäten. Ein flotter, aber keinesfalls zu aufdringlicher Beat bildet das Grundgerüst für eine eingängie Melodie, die perfekt von den weiblichen Vocals getragen wird. Trotz des latent melancholischen Timbres in Angelicas Stimme, hat der Song beim Hörer einen anregenden Effekt und läd nicht wie der Titel vermuten lässt zu einem gemütlichen Tässchen Tee ein, sondern animiert viel eher dazu in der Disco das Tanzbein zu schwingen.
In eine ähnliche Kerbe schlägt mit „Thirsty“ der zweite und mit Abstand herausragendste Titel auf dem Album. Schon beim ersten Hören nistet sich die Melodie im Gehirn ein und lässt einen so schnell auch nicht mehr los. Die soften elektronischen Spielereien verleihen dem Titel einen poppigen Charakter, der auch hier einen wunderbaren Kontrast zur teilweise künstlich verzerrten Stimme und ihrer düster-monotonen Färbung bildet.
Neben den flotten Tanzboden-Nummern finden sich im weiteren Verlauf aber auch ruhigere Momente, die mehr auf Tiefgang und Athmosphäre setzen auf „Serpents and the Tree„. Zwar fällt es einem bei diesen Low-Tempo-Stücken, nach den vorrangegangenen Ohrwumkandidaten, zunächst etwas schwer den richtigen Zugang zu finden, doch spätestens nach dem zweiten Durchgang erschliessen sich einem auch die fast theatralisch anmutenden Klangkonstrukte und die Assoziation zu sanften Wellen, die sich unter dem Wasser wiegen, liegt plötzlich klar auf der Hand.
Thematisch befasst sich das skandinavische Trio bevorzugt mit den Mythen der nordischen Sagenwelt. Der elektronisch untermalte Ausflug in dieses faszinierende Reich von Meerjungfrauen und anderer Mysterien endet schliesslich nach knapp 50 Minuten Spielzeit und 12 abwechslungsreichen Songs mit dem sanften Titel „Wake the World„, der zu einem mit männlichem Backgrounggesang und leisen Gitarrentupfern überrascht und zum anderen den gelungen Ausklang für ein ebensolches Album bildet.
Fazit: Perfekt verschmelzen Waves under Water mit ihrem Debutwerk flotten Synthie-Pop-Sound mit EBM-Anleihen und düsterem Darkwave-Klang. Die Schweden streifen dabei alle Stilrichtungen, ohne sich dabei, in irgendeiner Schublade zu verlieren. So gerät „Serpents and the Tree“ zu keinem Zeitpunkt in Gefahr den Hörer mit zuviel Melancholie und Schwere zu erdrücken, aber auch nicht durch den Einsatz allzu aggressiver Elektronik zu verprellen. Es handelt sich hier um ein Album, das abgesehen von dem bewusst monoton gehaltenen Gesang, kaum abwechslungsreicher sein könnte und genau deshalb auch auf lange Sicht hin viel Freude beim Hören machen wird.












