5. Nocturnal Culture Night - Festivalbericht

Der Sonntagmorgen startete gleich mit einer Überraschung. Den Opener für diesen letzten Festivaltag sollten eigentlich VANESSA geben. Die sagten aber kurzfristig ab, so dass ADDICTED DREAMS diesen Platz spontan besetzten. Doch so wirklich war niemand traurig über diesen Tausch. Die 2 sympathischen Jungs Rene (Vocals), Stephan (Keyboard) und Alex (Keyboard) leiteten zur Mittagsstunde den finalen Festivaltag mit ruhigen Synthi-pop Klängen und tiefsinnigen Texten ein.

Bei „Sweet like an angel“ wurde das Publikum, welches noch etwas spärlich vorhanden war um diese Uhrzeit, gebeten mit zu klatschen. Dieser Bitte kamen die Anwesenden zumindest gern nach. Rene musste zwischendrin einen Unfall verhindern und band sich erst einmal den Schnürsenkel zu. Auch das Styling war gekonnt gewählt. Im silbernen Jackett und mit Steve Naghavi Gedächtnisfrisur ist Rene nicht nur stimmlich beim Publikum gut angekommen, sondern bot auch was fürs Auge.

Setlist:

01. Play with Me… // 02. That I Can Live // 03. Sweet Like An Angel // 04. Take My Heart // 05. Dark Loneliness // 06. Always Wanted // 07. My Head // 08. Beautiful Day // 09. You Don’t Believe

Nocturnal Culture Night 2010 - Slave Republic Auf der großen Bühne machten sich SLAVE REPUBLIC bereit. Das Duo versuchte wirklich alles um beim Publikum zu landen, aber entweder waren alle noch zu müde oder die richtigen Fans waren nur spärlich vorhanden. Denn mehr als ein wenig Fuss- oder Kopfnicken war dem Partyvolk nicht zu entlocken. Obwohl die Songs von Slave Republic sich gerade durch ihre Tanzbarkeit auszeichnen. Damals noch zu viert konnten aber auch die 2 verbleibenden Mitglieder Alec Fu (Gitarre, Gesang) und Alex Alice (Bass, Drumcomputer) die Songs in ein stimmiges Set verwandeln.

Songs des neuen Albums „Electric One“ waren natürlich oft im Set vertreten.

Setlist:

01. The Driver // 02. Hadron Collider // 03. Number Three // 04. Electric // 05. Less of Me // 06. Choking / Drowning // 07. My Maker

Nocturnal Culture Night 2010 - Solar Fake Weiter ging es mit SOLAR FAKE auf der kleinen Bühne, fast ein Heimspiel für Sven Friedrich, der aus der Nähe des Festivalspielortes stammt. Nahezu niemand kommt an diesem Namen vorbei, wenn man sich in der Szene bewegt. Ob Dreadful Shadows, Zeraphine oder eben Solar Fake – jeder findet in Svens Projekten etwas Passendes für sich. Das letzte Solar Fake Album ist zwar schon aus 2008, dennoch kommt hier keine Langeweile auf. Bereits mit dem ersten Beat zu „The Shield“ hatten Sven und Frank (Keyboards) das Publikum bereits voll in ihren Bann genommen.

Die bebende Masse ließ keinen Song aus um ordentlich mitzuwirken.

Die Songs waren wie immer ein Wechsel zwischen tanzbar, gedankenversunken, emotional und kritisch. Alle „Klassiker“ waren vertreten, so z.B. auch „Stigmata Rain“, was vielen Fans ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Es hat riesen Spass gemacht die Performance zu verfolgen, die Freude stand aber auch den Akteuren ins Gesicht geschrieben, da sieht man mal, wer die Musik wirklich mit Leib und Seele macht.

Setlist:

01. The Shield // 02. Resigned // 03. Stigmata Rain // 04. Here I Stand // 05. Sometimes // 06. Radical // 07. Hiding Memories From The Sun // 08. Spit It Out (IAMX Cover) // 09. Lies

Nocturnal Culture Night 2010 - Star Industry Lange nicht gesehen – wieder ein Act aus Belgien wartete auf der großen Bühne – STAR INDUSTRY heißen die 5 Herren und boten so einiges. Ihr Ruf als hervorragende Live-Band eilte den Jungs voraus, aber es wurde nicht zu viel versprochen. Schon die Outfits waren absolut passend zum Musikstil. Rockig aber adrett mit Schlips, Frontmann Peter Beckers hat sich diesmal für den Cowboyhut entschieden. Natürlich durfte auch der Biervorrat für die Herrschaften auf der Bühne nicht fehlen, so dass überall kleine Depots angelegt waren.

Der Live-Auftritt war wirklich super. Musikalisch etwas in Richtung Fields of the Nephilim oder Paradise Lost, stimmlich bewegt sich Peter Beckers aber eher mit Andrew Eldritch auf einer Ebene. Der moderne Touch kam vor allem beim etwas jüngeren Publikum super an. Frisch und ohne Altlasten rockten die Belgier die Stage. Highlight für mich war auch die rockige Cover- Version von MGMT’s „Kids“. Die Combo ist absolut empfehlenswert Live zu genießen!

Setlist:

01. Be Real // 02. Spirits Within // 03. Ceremonial // 04. Pray // 05. City Of Light // 06. Kids // 07. Lost Generation // 08. Nineties

Bisher war der Event ohne Planänderungen vorüber gegangen. Doch der nächste Act des Plans MODCOM konnte wegen einer Flugverspätung nicht rechtzeitig auftreten. Ronan Harris bekam noch einmal Aufschub und es ging auf der großen Bühne mit XOTOX weiter, währen als Überbrückung auf der kleinen Stage sich GIRLS UNDER GLASS fertig machten.

Nocturnal Culture Night 2010 - Xotox Aber zurück zu XOTOX. In Windeseile war das Bühnenbild aufgebaut und Andreas konnte in Begleitung seiner Frau Claudia loslegen. Seit der Gründung 1998 ist die Fangemeinde zwar langsam aber beständig angewachsen, so dass XOTOX aus kaum einem Festivalspielplan mehr wegzudenken ist. Die Mischung aus Härte, Noise und filigranen Songstrukturen kommt immer wieder gut beim Publikum an. Frau Claudia gab ihr Bestes mit einer Nebeltrommel – gestalterisch mal eine Neuheit auf der Bühne! Akustisch nicht so sehr das Highlight des Tages.

Dies war aber wohl eher technisch bedingt und lag weniger an dem Duo. Obwohl man XOTOX-Stimmung sicherlich auch eher in dunklen Disco-Gruften als bei Sonnenschein und Open Air bekommt.

Nocturnal Culture Night 2010 - Girls under Glass Wie bereits erwähnt sprangen GIRLS UNDER GLASS erst einmal ein, bis Ronan Harris das Festival erreicht hat. Als Legende in der Wave-Szene waren die Hamburger überaus flexibel und professionell. So konnte der Auftritt reibungslos absolviert werden. Die Düstersound kommen steht ehrlich und authentisch rüber, das Publikum war sofort gebannt und fühlte sich sichtlich wohl zu den Klängen dieser Combo. Nach dem Intro legten die Boys gleich richtig los mit „In die Einsamkeit“ und auch das darauffolgende „Ohne Dich“ wurde gebührend gefeiert und lud zum Tanzen ein. Hitgiganten aus den letzten 20 Jahren wechselten sich Schlag auf Schlag ab, so dass kaum etwas zu vermissen war.

Zum krönenden Abschluss gab es das Erstlingswerk „Humus“, welches ein letztes Mal die atemberaubende Stimmung anheizte. Verglichen mit dem Blackfield Festival war diese Performance um einiges besser.

Setlist:


01. In die Einsamkeit // 02. Die Zeit // 03. Ohne Dich // 04. Never Go // 05. Du bist das Licht // 06. Frozen // 07. When I Think About You // 08. Burning Eyes // 09. Feuerengel // 10. Erinnerung // 11. Humus

Nach einer kurzen Umbaupause war nun auch MODCOM eingetroffen und bereit die Ohren vieler, vieler Zuhörer und Zuschauer zu beglücken. Vorrangig warteten VNV Nation Fans vor der Bühne und auch ich war gespannt, was Ronan im Gepäck hatte. Viele Einflüsse von VNV kamen dann auch rüber, aber durch die Live-Darbietung mit live generierten, manipulierten und abgemischten Sounds der Synthies gaben dem Ganzen eine ganz besondere Note. Da Ronan leider mit hin und herspringen an den Synthies und dem Laptop beschäftigt war, bliebt nicht viel fürs Auge außer ab und zu ein kleines Lächeln des One-Man-Show Künstlers. Einiges klang auch sehr ähnlich, so dass nur die harten Harris-Fans das ganze Konzert lang vor der Bühne verbrachten.

Anschließend, gleich 5 Meter weiter, gab es auf der Kulturbühne den SCHEMENTHEMEN zu lauschen, eine skurrile Lesung von Myk Jung und Klaus Märkert. Im Hintergrund noch MODCOM zur Untermalung war nicht ganz so übel. Das illustre Duo gab einige Leseproben aus dem gleichnamigen Buch zu Besten. Die Kurzgeschichten handeln von der Auseinandersetzung mit der schwarzen Szene, und dass es ja schon zu einer Sinnkrise kommt wenn nur ein blauer Kuli und weißes Papier vorhanden ist… oder auch von einer zwiegespaltenen Persönlichkeit die ihren Gefallen an „4 Fäusten und kein Finger“ fand.

Absolut zu empfehlende, leichte Lektüre. Auch das anwesende Auditorium bestätigte diesen Eindruck mit häufig aufkommenden Gelächter und großem Applaus. Interessant war auch eine Buchvorstellung, leider nur ein Exemplar zum Ansehen nicht zum Kaufen, über die Sexualpositionen in einem Ostdeutschen Aufklärungsbuch in dem Erika und Bernd alles bildlich nachstellten.

Nocturnal Culture Night 2010 - Nachtmahr Im Anschluss gab es NACHTMAHR auf der großen Bühne zu besuchen. Leider, wie auch zum Amphi, wurde rein optisch nicht viel geboten. Die beiden Mädels zur Bühnengestaltung standen regungslos mit den Armen auf dem Rücken verschränkt und taten nicht einen Schritt. Wobei eine von ihnen zum Ende des Auftritts wohl einen Schwächeanfall erlitt und zusammensackte. Das „Geschrei“ von Nachtmahr war wie immer gewollt brachial, in meinen Augen ohne Sinn und Verstand. „Schwarzflug“ eröffnete das Set und Thomas Rainer und sein Bruder performten von ihren Synthie-Podesten aus. Ab und zu sprang Thomas vor der Menge rum, aber wirklich ansehnlich war die Show nicht.

Nocturnal Culture Night 2010 - Leather Strip Aber der erste Headliner für die kleine Bühne versprach Besseres. Die Zeit war gekommen für LEATHER STRIP. Der Dänische Elektro-Industrial Musiker Claus Larsen eröffnete sein Set mit den Worten „Are you ready for 90 minutes in hell?“ und die tosende Menge stieg zu 100% darauf ein und jubelte dem Einzelkämpfer auf der Bühne zu.

Die Tanzwut der Fans fand keine Grenzen und selbst die, die Leatherstrip nur so am Rande „mitnahmen“ konnten die Beinchen nicht still halten, mich eingeschlossen. Absolut fantastisch die Show, es ist mir noch immer unklar wie ein einzelner Mann 90 Minuten lang so viel Power geben kann. Das Set wurde angekündigt als „Special Deutzen Mix“ und das war es auch. Volle Energie und Power vom ersten bis zum letzten Ton. Für mich die Überraschung des NCN schlecht hin.

Setlist:

01. Deutzen Noir (Intro) // 02. Battlemind // 03. Desert Storm // 04. Hate me // 05. Introvert // 06. Japanese Bodies // 07. Strap Me Down // 08. Don’t Tame Your Soul // 09. Evil Speaks // 10. Civil Disobedience // 11. Adrenalin Rush // 12. No Entry No Exit // 13. Body Machine Body // 14: Crash Flight 232 // 15. Battleground (Dessau Version)

Nocturnal Culture Night 2010 - Saltatio Mortis Last but not Least… Einer muss ja das Licht ausmachen.. diese Ehre wurde auf der großen Bühne nun SALTATIO MORTIS zu teil. Leider verließen die Hardcore-Electro Fans bereits nach Leatherstrip das Gelände. Obwohl Saltatio Mortis nicht zu den herkömmlichen Spielmannsleuten gehörten, fanden sie leider nur wenig Akzeptanz beim Elektrovolk.

So trat die Combo vor gerade Mal der Hälfte der Festivalbesucher auf. Dabei haben die Spielmannsleute von Saltatio Mortis es seit gerade einmal 2000 geschafft sich nahtlos zwischen Subway to Sally und In Extremo oder Schandmaul einzureihen. Die Bühnenshow versprach ebenso richtig „heiß“ zu werden. Das 7er-Gespann tat alles um dem Publikum einzuheizen. die intelligenten Texte und die Vielzahl an Instrumenten ließen das 1,5 stündige Set nicht langweilig werden.

Frontmann Alea der Bescheidene versetzte das Publikum von Beginn an in eine unheimliche, mysteriöse Stimmung und gab alles um den Songs auch Gesten beizugeben. Wie wild sprang er in alter Manier aus dem Stand in die Höhe und drehte sich wie ein Brummkreisel auf der großen Bühne. Das Intro „Rastlos“ beschreibt den Abend wohl sehr treffend. Denn rastlos waren auch all die andern 6 Spielmänner, welche ab den ersten Klängen freudig vom Publikum begrüßt wurden. Die Show riss einen jeden mit, wenn auch nicht von Beginn an, und so folgten auch die Songs „Tritt ein“ und „Wirf den ersten Stein“.

Bei dem Lied „Keines Herren Knecht“ schnappte sich Alea einen kleinen Jungen namens Robin aus dem Publikum, das in der Zwischenzeit zur Bühne aufgeschlossen hatte, und performte diesen Song mit dem Jungen auf seinen Schultern im Huckepack. Das Publikum wurde bei „Koma“ aufgefordert sich an den Händen zu halten und auch „Prometheus“ oder „Wir säen den Wind“ brachten die doch langsam ausgezehrte Gemeinde immer wieder zu Höchstleistungen und diese griffen noch einmal auf ihre letzten Kraftreserven zurück. Die von Alea angeführte Polonaise wurde wohlwollend von den Fans mitgestaltet. Aber auch der schönste Gig geht mal zu Ende und so beschloss die 7er Mannschaft mit „Spielmannsschwur“ ihren Auftritt und ließen ein völlig erschöpftes und ausgepowertes Publikum zurück. Ein wirklich gelungener Auftritt und eine Wahnsinnsshow!

Und damit war auch das 5te NCN Geschichte… das Wetter hielt sich, zum ersten Mal in der NCN Geschichte war es nicht komplett verregnet! Die Bandauswahl ließ keine Wünsche offen und so einige Überraschungen hatten wir auch dabei. Man darf sich wohl jetzt schon auf das 6. NCN in 2011 freuen, denn noch vor wenigen Jahren ein Insider-Tipp entwickelt sich dieses 3tägige Event zu einer echten Szenegröße. In 2009 waren es bereits 1200 Besucher, dieses Jahr dürften ein einige mehr gewesen sein, aber leider gibt es hierzu noch keine offiziellen Zahlen vom Veranstalter.

Wer es bisher nicht kennt sollte sich schon einmal jetzt den Termin im kommenden Jahr freihalten, es lohnt sich definitiv!

Bericht und Fotos: Mandy Privenau


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Matthias Irrgang
Von Anfang an dabei, lag mein Hauptaugenmerk zunächst vor allem auf der technischen Realisation des Magazins. Inhaltlich habe ich mich über die Jahre vom Allrounder weg, hin zu den Bereichen Konzertfotografie und Newsredaktion entwickelt. Man trifft mich regelmäßig vor den Bühnen diverser Clubs in NRW, sowie auf meinen Pflichtfestivals (M'era Luna, Amphi Festival).