Punkt elf am Sonntag Morgen betrat Andreas Stitz, auch bekannt als „Leichtmatrose“, die Bühne, um seinen ersten Auftritt auf dem M´era Luna abzuleisten.
Das Ganze klang für mich wie eine Mischung aus „Hans Albers“, ein bißchen „2 Raumwohnung“ und a little bit „Der Junge mit der Gitarre“, was ja nicht unbedingt was Schlimmes sein muss. In den knapp 20 Minuten präsentierte er Stücke von seinem Debüt-Album „Gestrandet“, für die er auch immer wieder Applaus von geschätzten 100 Zuschauern erhielt, die sich um diese noch recht frühe Uhrzeit versammelt hatten.

Bisherige Auftritte mit „DAF“ und anderen zeugen auch von weiterem Potential, wir werden ihn also nicht zum letzten Mal gehört und gesehen haben.

 

 

Zeromancer

Normalerweise ist es recht ungewöhnlich, die norwegischen Jungs auf einem Festival ohne „Project Pitchfork“ zu sehen, sind sie doch in den letzten Jahren auf gemeinsamer Dauertour unterwegs gewesen, was nicht verwunderlich ist, da diese Bands hervorragend zusammen passen. Die 5 Mitglieder um Frontmann Alex bringen bei ihren Konzerten einen bunten Mix aus SynthPop und Rock, zusammengestellt von bisher 4 Alben, der aus krachigen Rocksongs, aber auch aus gefühlvollen Balladen besteht.

Im Zeichen des Opel-Blitzes, den die Jungs seltsamerweise leicht verfremdet zu ihrem inoffiziellen Bandlogo erkoren haben, gabs als Opener diesmal „Need you like a drug“ von meinem ersten Zeromancer-Album „Eurotrash“. Alex verausgabte sich schon am Anfang so dermassen, dass gleich nach dem ersten Song das T-Shirt wegflog, und er seinen trainierten und tätowierten Oberkörper präsentierte, was den Mädels neben mir ganz offensichtlich sehr gefiel.

Getreu ihrem Motto: „No Live No Love“ rockten sie das M´era Luna während ihres Sets von vorn bis hinten durch, „It Sounds Like Love But It Looks Like Sex“, „Dr. Online“, und „Clone your Lover“ sind nur einige Tracks aus ihrem leider viel zu kurzen Konzert, aber als kleinen Leckerbissen wurde noch ein älterer Klassiker aus den 80er angekündigt und meinereiner als Depeche Mode-Fanatiker erkannte natürlich sofort „Photographic“. Auch wenn wir DM-Fans auf Coverversionen unserer Helden immer erstmal etwas pikiert reagieren, muss ich zugeben, dass es „Zeromancer“ doch recht gut gelungen ist, die Power und Energie dieses Hits auf ihre rockige Art und Weise rüberzubringen.

Respekt! Weiter so!

 

 

Spetsnaz
Frontbericht: Es ist Krieg!

 

Der Feind, personifiziert durch langweilige und ideenlose Musikanten, versucht den Angriff auf den guten Musikgeschmack der deutschen EBM-Elite. Diese wird bei ihrer Verteidigung von Kameraden aus Schweden unterstützt, die mit harten elektronischen Rhythmen stark dazu beitragen, den Frontverlauf zu unseren Gunsten zu verschieben.

Mal ganz im Ernst, aus den ersten Reihen beim „Spetsnaz“-Konzert heil rauszukommen, ist echt eine Kunst. Aber gleichzeitig ist es immer wieder auch ein Familientreffen, denn wo auch immer Pontus Stalberg und Stefan Nilsson auftauchen, trifft man vor der Bühne stets die gleichen Chaoten. Und so wars auch diesmal wieder, schonmal sicherheitshalber 20 min vor dem offiziellen Beginn des Gefechts vor der Bühne, vom lästigen T-Shirt befreit, und sich auf blaue Flecken und schlimmeres einstellend, traf man sich noch auf ein Erfrischungsbierchen und eine Zigarette.

Zum Glück, denn die Jungs fingen durch Verschiebungen im Programm circa 10 Minuten eher an, was aber zumindest am Anfang noch für Platz in der Arena sorgte, Das wars dann aber auch bald wieder, bei „Apathy“, „Mangod“, „Reign of wolves“, „Allegiance“ und anderen gabs dann ordentliches Männergeschubse, und sogar die eine oder andere Lady war mutig genug, sich dazwischen zu mischen.

Spätestens, nachdem wir bei „Perfect Body“ festgestellt hatten, dass Stefan wohl eindeutig zu weit vom Fitness-Studio entfernt wohnt, war dann die Hölle los, und bei der Zugabe „Hardcore Hooligans“ waren alle in ihrem Element und tobten sich nochmal richtig aus.

Man(n) sieht sich sicher bald wieder!

 

 

 

SITD

Shadows in the Dark, kurz „S.I.T.D.“ genannt, bestehen aus Frontmann Carsten, und Tom und Frank an den Keyboards. Bekannt sind sie spätestens seit ihrem Szenehit „Snuff Machinery“, der an keinem gelungenen Partyabend fehlen darf.

Bei Auftritten gehts eigentlich immer eher spartanisch zu, ohne Verschnörkelungen und große Bühnendeko, und genauso war es auch diesmal wieder. Nichtsdestotrotz schaffen sie es immer wieder, die Massen, und der Hangar war sehr gut gefüllt, zu begeistern. Die Setlist bestand zum größten Teil aus wohlbekannten Klassiker ala „Stammheim“, „Lebensborn“ oder „Rose Coloured Skies“, aber auch Stücke vom neuen Album „Rot“ durften nicht fehlen, ebenso wie Alltime-Favourites wie „Bestie Mensch“ und natürlich „Snuff Machinery“.

Aufs neue Album und die Herbsttour kann man jedenfalls sehr gespannt sein.

 

 

Crüxshadows
Das letzte mal, als ich die „Crüxshadows“ gesehen habe, war es leider Gottes in der betreffenden Discothek so schlecht gefüllt, dass Rogue, seines Zeichens Sänger und Frontmann der Band, jeden Gast noch per Handschlag begrüßen konnte.

 

Das war beim diesjährigen Auftritt in Hildesheim zum Glück nicht der Fall, der Platz vor der Main-Stage war schon rappelvoll, und die Jungs und Mädels aus Florida liessen ihre Fans auch keinen Moment zur Ruhe kommen. Nachdem sich Rogue wie gewohnt zu Beginn des Auftritts seinen Weg durch die Menge bahnte, und dabei viele Fans begrüßte, ging es wie immer voll zur Sache: Unterstützt von sexy Tänzerinnen und begleitet von Rogue´s üblichen akrobatischen Klettereinlagen zogen sie voller Elan einen Auftritt voller Hits und unbekannterer Stücke durch, mit „Winterborn“, „Deception“, „Immortal“, „Happy Birthday“, „Sophia“ und vielen mehr. Auch die obligatorische Klettereinlage und die Abstecher ins Publikum durften selbstverständlich nicht fehlen.

Ein „Crüxshadows“-Konzert ist eben immer wieder ein Erlebnis und sein Geld wert, und nur zu empfehlen.

 

 

Subway to sally

 

Auch wenn Mittelalterrock nicht unbedingt mein Fall ist, darf man sich einen Auftritt von „Subway to Sally“ nicht entgehen lassen. Live sind die Jungs und Mädel(s) einfach nicht zu toppen, und verstehen es immer, das Publikum zum Rocken zu bringen.

Los gehts gleich mit dem „Aufstieg“ (bis zur Sonne), was bei diesem geilen Wetter auch keine Kunst ist, denn das ist wohl das beste Wetterchen, dass ich bisher bei einem M*era Luna hatte. Und als wärs nicht heiss genug, knallen die Flammensäulen auf der Bühne eine Hitze raus, dass man um Eric und seine Mannen fürchten muss, die sich davon jedoch nicht beeindrucken lassen, und munter selbst Feuer spucken.

Dann muss man sich bei „Besser du rennst“ auch noch im Dauerlauf sportlich betätigen, so dass ich mir danach gleich mal ein leckeres Bierchen gönnen muss, was auch dem Großteil der Menge nach einer Hüpforgie so geht.

Weiter gehts mit einem Song, der wirklich in keiner Disco fehlen darf, denn „Veitstanz“ ist eine Garantie für eine volle Tanzfläche, genauso wie „Eisblumen“, dass auch im „normalen“ Musikbusiness durch die gleichnamige Coverband bekannt wurde und prompt von Subway to sally nochmal neu veröffentlicht wurde.

Bei „Falscher Heiland“, „Sieben“ und „Julia und die Räuber“ sorgten nochmal großartige Feuerspucker für Hitze auf der Bühne, was vom Publikum mit minutenlangem Applaus und „Zugabe“-Rufen honoriert wurde.

Ein perfekter (Vor)-Höhepunkt für den Sonntagabend.

 

The Prodigy

 

Gratulation an das ganze Veranstalterteam des „M´era Luna“ 2009 – Diese Band zu verpflichten, war ein absoluter Geniestreich!

Ich hab „The Prodigy“ das letzte Mal vor ca. 16 Jahren auf der „Mayday“ in Dortmund gesehen, dort flippten Keith Flint und Maxim wie wild auf der Bühne rum, und bearbeiteten Eisenbahnschienen mit Trennschleifern, aber die Musik war damals schon extrem geil, denn bei Tracks wie „Out of Space“ oder „Everybody is in the place“ konnte man sich schon gut austoben.

Aber dieses Konzert in Hildesheim hats nochmal getoppt!

„To all my german people!“

Nachdem ich mich mit einigen Freunden der wohlbekannten EBM-Fraktion bis direkt vor die Bühne gekämpft hatte, war mir bei deren Anblick eigentlich schon alles klar, denn die bestand eigentlich nur aus Blindern, Strobes und Boxen. Damit die Band und das Equipment nicht gleich beim ersten Song abfackeln, hatte man große Ventilatoren in Richtung Bühne aufgestellt, die wohl einen Hauch von Abkühlung bringen sollten.

Dass das eine verdammt gute Idee war, zeigte sich schon nach dem ankündigenden Sirenengeheul beim Opener „Worlds on fire“. Und das war auch schon das Signal zu einem der besten Konzerte meines bisherigen Lebens, denn das waren 1 1/2 Stunden, die keiner der beteiligten Gäste wohl jemals vergessen wird.

„Breathe“, „Omen“, „Voodoo People“, „Invaders must die“, „Out of space“, „Firestarter“, „Warriors Dance“ , „Take me to the Hospital“ – Das ist der Soundtrack zu einem Leben, das wohl jeder von uns gern hätte.

Wenn man zum „Circle of death“ aufgefordert wird und dann wild springend durch die Menge fliegt, wenn man die Ehre hat, Keith Flint auf Händen zu tragen und auch noch ne „High Five“ zu bekommen, wenn bei „Smack my bitch up“ auf Kommando 20.000 Leute in die Höhe springen sieht, dann ist das auf jeden Fall einen Platz im Langzeitgedächtnis wert.

Ein würdiger Abschluss für den 10. Jahrestag des „M´era Luna“ in Hildesheim, ich hoffe, es wird noch viele weitere geben. Es sei Ihnen und uns wirklich gegönnt!

Im großen und Ganzen kann man über dieses Festival nur eins sagen, es war seit langen eins, bei dem zumindest ich aber auch überhaupt keinen Grund habe, mich über irgendetwas aufzuregen.

Von vorn bis hinten super durchgeplant, sehr gute Preispolitik, auch wegen der Idee mit dem Billigbier auf dem Zeltplatz, sehr nettes Personal und Security, es war für jeden was dabei, in jeder Hinsicht, sei es musikalisch oder auch im Begleitprogramm, kurzum, es war eigentlich perfekt, schließlich wäre sonst auch nicht die unglaubliche Gästezahl von über 23.000 zustande gekommen.

Also weiter so, und dann sehen wir uns sicher im nächsten Jahr wieder.

Autor: Daniel Buff

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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