Während in Schweden mittlerweile fast jeder die Heavy Metal / Hard Rock Band Mustasch kennt, sind sie in Deutschland noch weitgehend unbekannt. Vollkommen unberechtigt muss man sagen, denn wie die Herren am 15. September ihrem Publikum im Nachtleben in Frankfurt die harten Gitarrenriffs um die Ohren schlugen, ließ wirklich keine Wünsche offen.

Bereits an der auf der Bühne aufgehängten Flagge, welche vom Bandschriftzug und einem Pin Up Girl geschmückt ist, kann man erahnen, dass die aus Kopenhagen in Dänemark stammende Band Supercharger, Vorband von Mustasch, dem Publikum mit einer ordentlichen Ladung dreckigem Rock´n´Roll einheizen wird. Als fünf tätowierte Kerle in ausgeflippten Outfits gegen kurz vor 9 zum Soundcheck die Bühne betreten, wird dieser Verdacht nur noch verstärkt. Ein aus etwa 50 bis 60 Leuten bestehendes, überwiegend männliches Publikum, das dem Teenager Alter bereits entwachsen ist, hat sich eingefunden, erste Bierflaschen wandern über die Bühne und durchs Publikum. Kurzum: Viel versprechende Stimmung.

Die Musik von Supercharger ist hart, aber dennoch melodisch. Im Vordergrund steht der Gesang und die Gitarren mit einem Solo nach dem anderen. Auch wenn die Band außer „Prost“ scheinbar nicht allzu viel Deutsch versteht, schaffen sie es trotzdem, der Menge ganz gut einzuheizen, mit Songs wie „If You Wanna Rock“ oder „Hell Motel“, wobei sie letzteren ihrem Tour Wohnmobil widmen, welches aufmerksame Fans auch schon vor dem Eingang des Nachtlebens sehen konnten.

Aber genug von der Vorband, kommen wir zum eigentlichen Act des Abends. Es ist kurz vor 10 und die Zuschauermenge hat sich in der letzten Stunde sicher fast verdoppelt, als die Eurovision Fanfare aus den Boxen klingt und zum Ende hin ausleiert, wie bei einem Kassettenrecorder, dessen Batterien gerade leer gehen. Zu diesen zunächst majestetischen, später trashigen Klängen betritt das Viergespann Mustasch die Bühne. Allein an ihrer Erscheinung kann man erkennen, dass der Abend von nun an düsterer wird. Alle tragen schwarze Jeans und schwarze Band Shirts. Bis auf den Sänger haben alle eine lange Mähne, während dieser dafür sein Gesicht hinter Koteletten versteckt, die groß genug für Zwei wären. Hinter ihnen thront der metallene Mustasch Schriftzug.

Sie beginnen den Abend mit „In The Night“ vom Album „Latest Version Of The Truth“, anschließend wendet sich Sänger und Lead Gitarrist Ralf Gyllenhammar zur Begrüßung an die Menge. „Ich habe in der Schul funf Jahren Deutsch gelernt. Gib mir dein Bier!“ Aha. Nun gut, da weiß man immerhin woran man ist. Weiter geht es zunächst leider mit leichten technischen Schwierigkeiten. Das Schlagzeug geht etwas unter und auch die Gitarren sind anfangs viel zu leise, worüber sich auch Ralf beschwert. Während dem Stück „My Disorder“ scheint Hannes ein schwerwiegendes Problem mit seiner Gitarre zu haben und wechselt diese mitten im Stück, was natürlich sehr abgespeckt klingt. Doch irgendwann vergehen auch die letzten Auseinandersetzungen mit dem Wunderwerk Technik und nun steht einem lauten Abend nichts mehr im Weg.

Mustasch haben harte, schwere Riffs, schnelles Schlagzeug und kraftvollen, mit Hall hinterlegten Gesang. Alles in allem ein sehr ausgewogener Sound, da fehlt einfach nichts! Die Musik ist eine Mischung aus Heavy Metal und Hard Rock. Es erinnert manchmal ein wenig an Motörhead, nur abwechslungsreicher und melodischer. Kein Wunder, dass Mustasch in Schweden als „Beste Hard Rock Band“ ausgezeichnet wurden und auch schon einen Grammy verbuchen können.

Doch so finster und hart die Musik von Mustasch auch ist, Ralf lässt es sich nicht nehmen, den Spaßvogel raus hängen zu lassen. Bei der Textpassage „The higher the flight, the harder the falling down“ wedelt er mit den Armen wie ein flatternder Adler und während er zwischen den Stücken seine Gitarre stimmt, fängt er an ein schwedisches Seemannslied zu lallen. Auch seine Versuche, Deutsch zu reden, sorgen immer wieder für einen kurzen Lacher zwischendurch. Was auch immer er mit Äußerungen, wie „Wir fahren nach deutsche Autobahn und fahren auf und zu“, sagen will…

Auch als der Klassiker „Down in Black“ des bereits etwas älteren Mustasch Albums „Above All“ angestimmt wird, hält Ralf die Menge bei Laune. Mit Gebärden wie ein Opernsänger fordert er dazu auf, eine aus „lalala“ bestehende Melodie mit zu singen, die aus einer schwedischen Kinder Fernsehserie aus den 70er Jahren stamme. Die Stimmung ist einfach super, im ganzen Publikum fliegen die langen Haarmähnen durch die Luft und der Raum ist von Biergeruch erfüllt. Doch auch der wildeste Abend neigt sich irgendwann dem Ende zu und so verabschieden sich die vier sympatischen Schweden schließlich gegen 11 Uhr mit ihrem Hit „Double Nature“.

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