Am 17. März fand das mittlerweile 21. Dark Dance Treffen statt. Mit einem scheinbar immer sensationeller werdendem Line-Up lockte auch diesmal der Veranstalter die Gäste nicht nur aus ganz Deutschland an.
Es hat sich wohl herumgesprochen, dass auf den Dark Dance Treffen einiges geboten wird, weshalb einige Gäste sogar aus Italien anreisten, um sich schätzungsweise den Auftritt der legendären Formation Die Form anzusehen.
Ab dem Öffnen der Pforten für einen weiteren düsterbunten Abend in den Räumen des Universal D.O.G. blieb wie immer noch etwas Zeit, um sich vor den Konzerten etwas umzusehen. Wie üblich wurden Möglichkeiten für den abendlichen und nächtlichen Einkauf geboten, sei es in Bezug auf Kleidung, Accessoires, CDs oder Verpflegung für den langen Abend. Die Stände wurden wohlwollend angenommen, sie waren gleichzeitig auch Treffpunkt für die zahlreichen Besucher.
Ziemlich pünktlich gaben Dolls of pain ihren Einstand. Ihre gut hör- und tanzbare Musik war sicher der entscheidende Wachrüttler für den einen oder anderen der Besucher. Einfache Musikstrukturen sorgten für klares und wenig kompliziertes Tanzvergnügen mit nur einer Richtung: Durch da! Frontmann Laurent tobte mal über die Bühne, bewegte sich mal gemächlicher, wenn es angemessen schien. Sie boten mit ihrem Auftritt einen gelungenen Auftakt.
Eisbrecher nahmen als nächstes die Bühne in Beschlag. Bei deren Erscheinen wurde sofort klar: Männlichkeit war angesagt. Leger und cool in Lederjacke und mit Sonnenbrille betrat Sänger Alexx die Bühne und riss wohl einen Teil des weiblichen Publikums auf seine Seite, während der andere Teil eher zum langhaarigen Gitarristen Martin tendierte.
Rein musikalisch erwartete den Hörer und Zuschauer Musik in der Richtung, die auch Oomph! und Rammstein beschreiten. So kämpften sich Band und Publikum Lied für Lied in härterer elektronischer und gittarenlastiger Gangart mit teils Gesang und teils sehr EBM-nahen Rufen vorwärts. Publikumsnähe durch coole Sprüche und ebensolches Auftreten seitens Alexx war angesagt, aber er vergaß auch seine Band nicht und stellte diese nach und nach vor. Das wollten wir doch alle schon mal sehen: Einen singenden Vin Diesel, der auch seine Mitstreiter nicht vergisst und diese in die Party mit einbezieht. Wenn deren Musik auch vom reinen Hören her nicht die Kreativität schlechthin ist, live sind die Eisbrecher allemal erlebenswert.
Nach acht Jahren deutscher Bühnenabstinenz gaben sich nun Philippe und Eliane Fichot als Headliner die Ehre, das Lahrer Publikum zu fesseln. Dazu trug zum einen die Musik aus 30 Jahren Bandgeschichte bei, von denen die Band ihre besten und gleichzeitig auch bekanntesten Stücke präsentierte, zum anderen die groß angekündigte und durchaus sehenswerte Bühnenshow.
Zusätzlich zu Eliane am Mikro und Philippe an den Geräten machte eine Tänzerin den Auftritt zu einem optisch abstrakten Erlebnis. Anfangs versponnen in aufgespannte Stricke, während des Auftrittes immer wechselnd in unterschiedlichster „Kleidung“ von Rüschenkleid über Ketten bis hin zu Armstützen gab sie vor befilmter Leinwand, auf der ebenfalls abstrakte Videos aus dem Fetisch und SM-Bereich liefen, ihr Bestes, um den zugleich melodischen, mitreißenden, aber auch nicht ganz einfach verdaulichen Stücken den entsprechenden Tribut zu zollen.
Während Philippe nur hinter den Mischpulten agierte, trug Eliane ihren Teil zum Auftritt singend und in Reichweite des Mikrofons tanzend bei. So schaffte es das Trio problemlos, das Publikum in seinen Bann zu ziehen, mit diesem gemeinsam in die Nacht zu schwelgen und so einen gelungenen Neuauftakt in Deutschland zu präsentieren.
Über Geschmack und Ästhetik lässt sich bekanntlich streiten, da aus mancherlei Sicht die präsentierten Körper keine taufrischen Sahnehäubchen waren. Das Rauchverbot während des Konzerts der Band wird der Großteil als sehr angenehm empfunden haben, hier gilt der Dank auch dem Publikum, das dieses scheinbar einhielt.
Nach nur kurzer Pause war dann auch Gerumpel im Maschinenraum angesagt und dieses startete mit Neon Cage Experiment. Der Auftritt des Duos war recht gut beleuchtet und auch vom Ton her recht angenehm. Elektronische Klangcollagen umwoben Laurent deutlichen Gesang. Hier gab es zum einen etwas zum Tanzen, zum anderen mehr zum normalen Hören und miterleben. Gelungener Auftritt!
Stahlfrequenz rüttelten dann eine ganze Ecke heftiger an den Grundfesten des Red D.O.G.: Ihre brachiale Musikfolter, nach der die Zuschauer und -tänzer dürsten, ließ kaum Wünsche, den Krach betreffend, offen. Überschattet wurde diese überaus tanzbare Zeit lediglich von der Zurückhaltung der Krachkünstler selbst. Dass bei einem elektronischen Projekt lediglich Musik live abgespielt wird, ist nicht wirklich anders zu erwarten, aber die scheinbare Teilnahmslosigkeit, die Stahlfrequenz an den Tag legten, drückte sicher einigen auf Gemüt. Musikalisch top, live Flop!
Den Ausgleich zum optischen Stillstand bot dann letztendlich Dirk Ivens, der schon wieder auf dem DDT auftrat. War es beim letzten Mal sein Projekt Sonar, gab er sich diesmal in typischer Dive-Manier mit Mikro und auf der Bühne kaum zu halten die Ehre. Die Boxen ausgereizt, um dem Noise die Wirkung zu geben, die er verdient, tobte Ivens über die Bühne und zeigte erneut, wie fit er noch sein kann. Musikalisch gabs hier wieder richtig auf die hoffentlich geschützten Lauscher, das Strobo tat den Rest zu seiner fast schon psychotisch angehauchten Livepräsenz. Wem die Show mit MD-Player und seinem Getobe zu wenig war, der war hier wohl leider falsch aufgehoben. Ich fands gelungen, aber das ist wohl Geschmackssache…
Insgesamt dürfte sich auch hier wieder der noch immer nicht zu hoch angesetzte Eintritt gelohnt haben. Hochkarätige Bands sowie ein fröhlich-kuschliges Miteinander bescherten hoffentlich den meisten einen gelungenen Abend.
Weiter so!
Autor: Michael












