Es ist ein Anblick, der George A. Romero sicher die Freudentränen in die Augen treiben würde: Klaffende Wunden, gequältes Stöhnen und literweise Blut beherrschen die Szenerie. Und nein, es handelt sich dabei nicht um die Anhänger der argentinischen Nationalmannschaft. Es handelt sich um Zombies. Um echte, lebende Untote! Moment, geht das überhaupt? Am Samstag schon, denn es ist Zeit für den jährlichen Frankfurter Zombiewalk.
Um 18:30 Uhr ist der Vorplatz des Hauptbahnhofs bereits so von Kunstblut überzogen, dass die Schuhe stellenweise am Boden kleben bleiben. Den aus der Straßenbahn kommenden Fußballfans, die lautstark den Sieg Deutschlands über Argentien feiern, verstummen die Vuvuzelas. Damit hatten sie nun wirklich nicht gerechnet! Auch Touristen, Fernreisende und reguläre Passanten sind noch unschlüssig, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Während viele sich sofort ins Getümmel stürzen, Fotos machen, oder sich den Zombies freiwillig als „Opfer“ anbieten, suchen andere schnellstmöglich das Weite.
Die meisten Zombies tragen den zeitlosen Klassiker des zerschlitzten, weißen T-Shirts mit Blutflecken zur Schau. Doch wie immer sind auch einige – mitunter sehr liebevoll gestaltete – Mottokostüme dabei. Untote Bauarbeiter und Elektriker, ein untoter Clown (mein persönlicher Favorit), untote Ärzte, untote Brautpaare und aus aktuellem Anlass auch untote Fußballer und Fans.
Bis 19 Uhr ist die Zombie-Population auf etwa 400 gestiegen und setzt sich stöhnend und schlurfend in Bewegung. Nach einem kurzen Trip in die B-Ebene des Hauptbahnhofs quellen die Zombies schließlich wieder aus dem Untergrund hervor und bahnen sich ihren Weg durch die Kaiserstraße. Doch bereits an der Kreuzung zur Gallusanlage taucht das erste Problem auf: den laut stöhnenden Zombies steht ein laut hupender Autokorso gegenüber.
Um Auseinandersetzungen mit betrunkenen Fußballfans zu vermeiden, leiten die Polizisten, die den Walk aus Sicherheitsgründen begleiten, das Ganze spontan um. Und schon das nächste Debakel: Obwohl der Zombiewalk eine offiziell angemeldete Veranstaltung ist, kennen die Polizisten die genaue Route nicht. Sie wissen lediglich, dass es zur Alten Oper gehen soll und führen die Zombies nun auf direktem Wege dort hin. Doch eigentlich sollte das Ziel erst nach einer kleinen Tour über die Zeil (Frankfurts große Einkaufsstraße) und am Dom vorbei erreicht werden. Es scheint, als hätte der Zombiewalk ein vorzeitiges Ende gefunden.
Doch nach einer kurzen Pause für Gruppenfotos setzt sich der Trupp erneut in Bewegung. Die Polizisten wollen wohl nicht als Spielverderber dastehen. Doch auf die Zeil geht es immer noch nicht. Lediglich durch ein paar enorm unterbevölkerte Seitenstraßen. Und mal ganz im Ernst: Wozu ist ein Zombiewalk schon gut, wenn niemand ihn sieht? Denn immerhin geht es auch um die Reaktionen des (noch) lebenden Teils der Bevölkerung.
Als zu guter Letzt die Zeil erreicht wird, ist es leider schon so spät, dass von großen Menschenmengen keine Spur mehr zu sehen ist. Die Zombies haben sich müde gelaufen und das schlurfen und stolpern ist nicht mehr nur gespielt. Schade! Frankfurt hat definitiv schon bessere Walks gesehen. Und kann sich hoffentlich auch in der Zukunft wieder auf bessere freuen. Und was lernt man aus der Geschichte? Zombies und Fußball verträgt sich nur mäßig gut.
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