Seinen ersten Szenehit landete der Kölner Musiker und Produzent Malte Schmidt-Kohl, damals noch unter dem Namen Lunastoy, bereits 1996 mit dem Song „Tränen“. Nachdem dann im Jahr 2003 das deutschsprachige Electroprojekt Superikone ins Leben gerufen wurde, folgten diverse Compilationbeiträge und regelmässige Konzerte als Support und Headliner (u.a. mit Devision und Das Ich). Im April 2004 erschien der erste Longplayer „Opiate“ und im Oktober letzten Jahres die aktuelle CD „Energie“.
Das Album beginnt mit einem kurzen Intro, in dem uns eine Frauenstimme mit latentem Befehlston zum Tanz bittet. Eine Aufforderung der man schon beim folgenden, gleichnamigen Titel „Energie“ unweigerlich nachkommen muss und sich auch während der weiteren insgesamt 14 Songs (wenn man das In- und Outro mitrechnet) einfach nicht entziehen kann. Die Spielerei, seine Songs mit kleinen Ansagen zu beginnen, scheint dem Künster generell gut zu gefallen, denn es werden noch zwei weitere Songs nach diesem Schema starten.
Den Musikstil, den Superikone hier präsentiert, kann man wohl am treffensten mit „Moderner Electropop meets 80er Jahre Sound a´la NDW “ bezeichnen. Das hört sich zunächst sicher ein wenig seltsam an, kommt dem Ganzen aber doch sehr nahe und weiss nach der ersten Verwunderung auch schnell zu überzeugen. Superikone scheint nur eine einzige Regel zu kennen: „Was mir gefällt, ist auch erlaubt“. Und getreu dieser Maxime vermischt der Künstler auf einzigartige Weise Electro/Futurepop, Synthieklänge, Darkwave und 80er Jahre Sound miteinander und kreiert somit seinen ganz persönlichen, unverkennbaren Stil. Untermalt werden die ausschliesslich deutschsprachigen Songs von Maltes prägnanter Stimme, die zwischenzeitlich durch weibliche Vocals Unterstützung erhält.
Die Texte handeln zum grössten Teil von Liebe, meistens der romantischen, aber auch wie beispielsweise in dem Titel „Du bist so schmutzig“ der frivolen, fetischorientierten Seite. Dies ist sicherlich Geschmackssache, sei aber in Hinblick auf den gut tanzbaren Sound verziehen.
Über ein eventuell bestehendes sexuelles Trauma des Sängers möchte ich mir an dieser Stelle keine näheren Gedanken machen, dennoch könnte es einem wenn man sich den einen oder anderen Song mal etwas genauer anhört, durchaus in den Sinn kommen.
Textlich herausstechend ist dagegen der Song „Machtmensch“, der sich als einzigster auf politischem Terrain bewegt. Und Superikones politische Gesinnung dürfte ja spätestens beim genaueren Betrachten der Coverrückseite klar sein, auf der sich ein kleines „Gegen Nazis“-Logo befindet.
Dank der starken musikalischen Eigenständigkeit, die sich konsequent durch das ganze Album zieht, hat „Energie“ einen unglaublich grossen Wiedererkennungswert. Melodien und Texte sind schnell zu verinnerlichen und werden einmal ins Ohr gekrochen, dieses auch nicht so schnell wieder verlassen. Zusätzlich lassen die immer wieder dezent auftauchenden NDW-Elemente so ein angenehmes Retrofeeling aufkommen.
Superikone hätte für sein zweites Album wirklich keinen passenderen Namen als „Energie“ wählen können. Dieses Album ist einfach Energie pur. Abwechslungsreiche Soundgebilde, eingängige Melodien und tanzbare Beats machen gute Laune und lassen auch nach mehrmaligem Hören garantiert keine Langweile aufkommen.
„Energie“ – ein Album das sicherlich hauptsächlich für lange Disconächte gedacht ist, aber dank seines bestechend melodischen Sounds durchaus das Potenzial hat „tanzwütige Clubbesucher“ und „ruhige Zuhausemusikhörer“ gleichermaßen von sich zu überzeugen.
Tracklist:
01) Anfang
02) Energie
03) Eiskalt
04) Wo auch immer
05) Heisses Wachs
06) Machtmenschen
07) Du bist so schmutzig
08) Apokalyptische Reiter
09) Wenn Du tanzt
10) In dieser Nacht
11) Keine Angst
12) Wo auch immer (Retromix)
13) Land der Egomanen
14) Ende












