Kaum zurück von der Tour mit den Trommlern von Wadoyko läuten die Spielleute von Corvus Corax mit „Gimlie“ das goldene Zeitalter ein. „Gimlie“ bezeichnet in der nordischen Mythologie das Paradies und genau an diesen Ort laden uns die Könige der Spielleute ein. Mit insgesamt 13 Songs erwartet den Zuhörer eine randvolle CD, die einmal mehr sowohl ungewöhnlich als auch Corvus Corax-typisch klingt.
Mit dem Intro „Die Seherin“ beginnt die Reise an den Ruhmesort der alten Germanen. Der Titeltrack „Gimlie“ schließt sich sofort im Anschluss an und zeigt einmal mehr wofür Corvus Corax stehen, vielschichtige Dudelsack-Melodien untermalt von Klängen von eigens entworfenen Instrumenten erschaffen eine besondere Stimmung, die man nur schwer in dem vollen Mittelalter-Genre findet. „Unicornis“ kommt fröhlich und beschwingt daher. Die Kolkraben beschreiben in diesem Song die Utopie einer friedvollen Welt. Definitiv ein Song, der live zünden wird.
Mit „Der Schrei“ zeigen sich die Berliner von ihrer melodischen Seite, sehr sanfte Beats, untermalt von Gesang wird die Erinnerung an den Frühling wach. „Königinnen werden ihr neiden“ ist das rythmischte Stück des Albums, trotz deutschem Titel wird ausschließlich in alt-schwedisch gesungen. Ein schöner, leichter Song, der ebenfalls ein Live-Garant werden sollte. Die Vorab-Auskopplung „Derdriu“ steht stellvertretend für das gesamte Album. Neue Melodienvarianten und ein leichter Gesang machen dieses Stück zum neuen Liebling Song eines jeden Marktgängers. „Grendel“ beginnt düster, wird dann aber durch die Dudelsackklänge deutlich aufgeheitert. Der Bass kommt satt daher und die Melodie und der Takt lassen den Zuhörer nicht mehr los, absolute Ohrwurmgefahr. „Beowulf is min nama“ wird in mittelhochdeutsch dargeboten und überzeugt durch hypnotische Schlagwerkqualitäten und einem Refrain, der sofort zum Tanzen einlädt. Besser geht’s nicht. Erinnerungen an die großen Songs wie „ Venus vida musica“ werden wach. „Sigeléasne sang“ ist typisch nordisch. Sowohl im Tempo als auch im Klang der Instrumente. Eines der düsteren Songs dieses Albums. Dem Zwischenspiel „Intro Crenaid Bain“ folgt sofort „Crenaid Brain“. Sehr ungewöhnlich, der Flötenklang klingt hypnotisch und entführt den Zuhörer in eine unwirkliche Welt. Der Song an sich kommt wieder schnell, treibend und mit einer genialen Melodie daher, die wohl jeden Mittelalterfreund das Herz erwärmt. Der Refrain wird sicher jede Menge Freunde finden und auf der Tour lauthals mitgeschmettert werden.
Der Songtitel „Twillight of the thunder god“ kommt euch bekannt vor? Richtig, es handelt sich um eine Coverversion der legendären Hymne von Amon Amarth. Das Gewand, das Corvus Corax dem Song verpassen, hätte nicht besser sein können. So entwickelt dieses Stück ein komplett neues Eigenleben und begeistert im Jahre 2013 auf ein Neues. Den Abschluss macht das altbekannte Mittelaltermarkt-Stück „Krummavísur“. Eine sanfte Version, die es sich lohnt zu hören.
Fazit: Corvus Corax legen mit „Gimlie“ ein Album vor, das im Bereich der musikalischen Sagenerzählungen neue Maßstäbe setzen wird. Die alten Sprachen werden genauso gekonnt intoniert wie die ungewöhnlichen Instrumenten mit denen sich die Kolkraben präsentieren. Wer auf abwechslungsreiche Kost steht, darf bei diesem Album beherzt zugreifen und wird eine gute Zeit im Paradies der nordischen Götter haben.















