Der Ursprung der bereits 1990 gegründeten Band Chandeen aus Frankfurt am Main findet sich in der Dark-Wave-Szene wieder. Die Band selbst bezeichnete zu der Zeit ihren Musikstil als „Electronic Poetry“. Auch wenn sich Chandeen infolge von personellen Umbesetzungen auch auf musikalischer Ebene immer wieder neu entdeckt haben, und dabei sogar Rock und Trip-Hop Elemente in ihr Schaffen einfliessen liessen, gehört die Band noch heute in erster Linie zu den Wegbereitern des „Heavenly-Voices“-Genres.

Beinahe 5 Jahre sind seit der letzten Veröffentlichung aus dem Hause Chandeen ins Land gestrichen. Nun meldet sich Mastermind, oder auch „Chef d´orchestre“ Harald Löwy mit einer neuen Sängerin an der Front und einer neuen CD im Gepäck endlich wieder zurück. Bereits die Wahl des Titels „Teenage Poetry“ macht Hoffnung, dass sich Chandeen auch im Jahre 2008 auf ihre „poetischen“ Wurzeln besinnen. Und tatsächlich gelingt es den Frankfurter Urgesteinen mit ihrem neuen Silberling altbewährte dunkle Romantik mit neuen frischen Visionen zu einer harmonisch, verträumten Einheit zu verschmelzen.

Die Reise in die Anderswelt von Chandeen beginnt mit einem kurzen, aber sehr athmosphärischen Opener. Eine männliche Erzählstimme scheint den Hörer hier auf ein düsteres und bedrohliches Märchen einstimmen zu wollen.

Doch die beängstigende Stimmung, die der erste Titel zu prophezeien scheint wird im folgenden nicht aufrecht erhalten. Vielmehr wird diese im Verlauf der insgesamt 11 Songs Stück für Stück durch vemehrt melancholische Schwingungen und verwirrenden, aber umso verführerischen Surrealismus ersetzt.

Schon beim zweiten Titel wird klar, dass nicht nur Julia Beyers kristallklare Stimme himmlisch klingt, sondern das komplette musikalische Konzept von Chandeen auf eine positive Art und Weise wunderbar weltentrückt anmutet. Neben leisen Gitarren und Pianoeinlagen bestimmen hauptsächlich synthetische Klänge die musikalische Landschaft über der Julias süßer aber trauriger Gesang schwebt. Dabei wirkt der Sound trotz aller elektronischer Raffinessen nie zu poplastig. Gezielt eingesetze Halleffekte und andere elektronische Spielereien unterstreichen vielmehr die ätherisch wabernde Athmosphäre, die sich konsequent durch das ganze Album zieht. Chandeen erschaffen hier eine zerbrechliche Traumwelt voller Wehmut und Sehnsucht. Diese Musik kann man nicht nebenbei hören, diese Musik muss man mit allen Sinnen spüren.

Ein einzelnes Lied hervorzuheben fällt hier schwer, fügen sich die einzelnen Kompositionen doch zu einem dunkel-romantischen Gesamtkunstwerk zusammen.

Der einzige Pferdefuss bleibt da, dass ein ganzes Album voll latenter Melancholie im Alltag doch schnell etwas langatmig werden kann. Doch wenn man diesem mal für eine Weile entfliehen will, um zum Beispiel einen regnerischen Tag lang im Bett zu verweilen und ein wenig Weltschmerz zu leiden, liefern Chandeen mit „Teenage Poetry“ ganz bestimmt den idealen Soundtrack.

„Teenage Poetry“ wird am 28.03.2008 über das Label Kalinkaland Records veröffentlicht und enthält neben den 11 gelisteten Songs noch einen speziellen Hiddentrack, stimmlich untermalt von der Gastsängerin Anji Bee von Lovespirals.

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Pamela Stahl
Pamela Stahl ist ehemalige Mitarbeiterin von Mindbreed.