Die beste Band der Welt meldet sich zurück. Am 2. November ist es endlich soweit, das „je nach zählweise ungefähr zwanzigste“ Album der Ärzte wird das Licht unserer schönen Welt erblicken. Und wenn „Jazz ist anders“ hält, was die erste Singleausskopplung „Junge“ uns schon jetzt verspricht, steht fest, den Ärzten aus Berlin ist auf alle Fälle ein weiteres grosses Hitalbum gelungen.

Nun gut ich muss es zugeben, als ich „Junge“ zum ersten mal gehört hatte, war ich für einen kurzen Moment gleichermaßen erstaunt, als auch erschüttert. Grandioser Song – zweifelsohne, schoss es durch meinen Kopf, aber woher zum Henker kennt Farin Urlaub denn bitteschön meine Mutter? Und warum durfte ausgerechnet Sie den Text zu „Junge“ schreiben? Ok, soviel zur Theorie, meine Mutter hat den Song selbstverständlich nicht geschrieben, das kann Herr Urlaub zweifelsfrei auch alleine mehr als gut. Und die vielen fürsorglichen Appelle und Ratschläge, die hier zum besten gegeben werden, dürften wohl auch nicht nur meine Wenigkeit an die gute alte Zeit, als ich meine zarten Füße mit den schweren, klobigen Stiefeln noch unter Mutters Tisch stellen musste, erinnern.

Nein, Farin Urlaub spricht hier aus, was unzählige rebellischer Jugendliche, sich jeden Tag von ihren besorgten Eltern anhören dürfen und schon immer durften.
Auch wenn sich Punks und Gruftis in vielen Dingen wesentlich unterscheiden, so haben sie doch eines gemeinsam. Für ihre Eltern sind sie alle eine beängstigende, fremdartige Lebensform …. wenn nicht sogar echte Zombies!!

Zugegebenerweise Text und Thematik stehen hier nicht für den anspruchsvollsten Song, den wir je aus Farin Urlaubs Feder, zu Gehör bekommen haben. Aber das ist in diesem Fall absolut nebensächlich, denn bei „Junge“ geht es vielmehr um Identifikation, Zynismus und natürlich jede Menge Spass.

Perfekt gespielte Gitarren, gossartiger Gesang und eine geniale Melodie sollen natürlich auch nicht unerwähnt bleiben, verstehen sich aber genau genommen von selbst, es handelt sich ja schliesslich um den brandneuen Song der besten Band der Welt.

Für die B-Seiten „Das schönste Lied der Welt“ und „Tut mir leid“ zeigt sich dann Bela B. Felsenheimer verantwortlich. Ob Campino nun für „Das schönste Lied der Welt“ wirklich, wie von Bela B. besungen seine Band auflösen würde, kann an dieser Stelle nicht mit Sicherheit beantworten werden. Sicher hingegen ist, dass die Ärzte eine der wenigen Bands sind, die das Thema B-Seite auch heute noch ernst nehmen und ihre Singleauskopplungen nicht mit drittklassigen Remixen vollstopfen.“Tut mir leid“ ist definitiv der heisseste Anwärter für den „Kneipen-Schunkel-Hit“ des Jahres.

Das grosse Highlight dieser Single ist dann aber der Videoclip zu „Junge“, der auf der CD selbstverständlich nur in der jugendfreien Version zu sehen ist. Mit diesem Video ist den Ärzten ein echter Geniestreich gelungen Nie zuvor gab es bei einem Video öffentliche Diskussionen, ob die original- oder die zensierte Version, die bessere sei. Ein Urteil zu fällen gelingt da auch mir nicht. Beide Versionen sind auf ihre Art einfach genial. Deshalb sollte man sich auf alle Fälle die Mühe machen, sich beide Videos anzuschauen und miteinander zu vergleichen. Vorausgesetzt man hat das dementsprechende Alter – natürlich!

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Pamela Stahl
Pamela Stahl ist ehemalige Mitarbeiterin von Mindbreed.