Da können sich die niederländischen Symphonic-Metaler von Within Temptation schonmal warm anziehen. Die neueste und vielleicht schärfste Konkurrenz, die sich jetzt aufmacht den deutschen Plattenmarkt zu erobern, kommt sozusagen aus der eigenen Familie. Nachdem Martijn Westerholt, seineszeichens der Bruder von Within Temptation Gründer Robert Westerholt, Within Temptation aufgrund einer schwerwiegenden, chronischen Erkrankung verlassen musste, hielt es den quirligen Keyboarder nicht lange im Krankenbett und es kam wie es kommen musste: Martijn Westerholt gründete zusammen mit der noch unbekannten Charlotte Wessels ein eigenes Musikprojekt und taufte es, inspiriert durch einen Stephen King Klasssiker, auf den Namen Delain.
Nun feiert „Lucidity“, das von vielen zu Recht mit Spannung erwartete Debutalbum, welches in den Beneluxländern bereits vor einem guten Jahr veröffentlicht wurde, endlich auch bei uns seine Premiere. Ein erster Blick auf die lange Liste der Gastmusiker für dieses Projekt verrät sofort, von Konkurenzdenken fehlt hier jede Spur. Martijn Westerholt ist es gelungen für „Lucididy“ sozusagen das „Who is Who“ der alternativen Musikszene zu verpflichten. Angefangen bei dem finnischen Bassisten Marko Hielata (Nightwish, Tarot), über Liv Kristine (Ex-Theatre of Tragedy, Leaves´ Eyes), oder Jan Yrlund (Ex-Lacrimosa), um nur einige zu nennen, endet die internationale Besetzungsliste schliesslich in den Niederlanden mit Sängerin Sharon den Adel von Within Temptation, womit sich der Kreis wieder schliesst.
Viele Köche verderben vielleicht den Brei, aber viele hochkarätige Musiker erschaffen, unter Westerholts Leitung, ein starkes, abwechslungsreiches Album, in dem sich die unterschiedlichen Einflüsse, der einzelnen Beteiligten, zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügen.
Natürlich kann man sich an der Stelle fragen, brauchen wir denn überhaupt eine zweite Symphonic-Metal Band aus den Niederlanden? Die Ähnlichkeit zu Within Temptation lässt sich, nicht zuletzt auch durch Sharon den Adels grossartigen Beitrag, gewiss nicht leugnen. Aber wenn ein Album wie „Lucidiy“ durchweg gelungene Kompositionen aufweisen kann, dann lautet die Antwort eindeutig: Ja, wir brauchen diese Band. Bombastischen Chöre, schwere Gitarren und markante Keyboards gehen einfach ins Ohr. Hier braucht es keinen zweiten Anlauf, Songs wie „The Gathering“ bleiben schon beim ersten Hören im Gedächtnis hängen.Tempiwechsel innerhalb der einzelnen Stücke, sowie die immer wieder unterschiedlichen Gesangskonstellationen, sorgen stets für die nötige Abwechslung. Selbstverständlich darf hierbei auch das altbewährte und immer wieder gern genutzte „Beauty and The Beast Schema“, sprich engelsgleicher Frauengesang trifft auf tiefes Männergegrunze, wie in „Silhoutte of a dancer“ zu hören, nicht fehlen. Doch das Hauptaugenmerk liegt eindeutig auf Charlotte Wessels Charakterstimme, die sich von den für den Gothic-Metal so typischen, opernartigen Einheitsstimmen, angenehm abhebt. Besonders schön gelingt es der jungen Sängerin in der Ballade „See me in shadow“ ihre Stimme zu entfalten.
Im Vergleich zu den übrigen, kravftvollen Stücken fällt „See me in shadow“ mit seinem ruhigen Charakter schon etwas aus dem Rahmen. Aber es ist gerade diese leise, unterschwellige Intensität, die den besonderen Charme, dieses Liedes ausmacht. Nicht ohne Grund haben Delain für ihre zweite Singleauskopplung diesen Song gewählt, zu dem es inzwischen auch einen Videoclip gibt.
Fazit:
Delain haben das Rad hier selbstverständlich nicht neu erfunden, aber sie präsentieren uns den Gothic-Metal von seiner schönsten Seite. Emotional, kraftvoll und einfach mitreissend. Mal melancholisch, dann wieder voll positiver Energie sprühend, kann dieses Album einfach auf ganzer Linie überzeugen. Martijn Westerholt ist es gelungen mit seinem Debutalbum eines dieser Werke, das definitiv in keiner guten CD Sammlung fehlen sollt, zu komponieren.
Etwas fraglich bleibt vielleicht, wie Delain die einzelnen Songs, die doch zu einem nicht unerheblichen Teil von dem Einfluss der prominenten Gastmusiker leben, live auf der Bühne umsetzen wollen.
Ob und wie Delain diese Umsetzung gelingt, davon kann man sich spätestens im Oktober ein genaueres Bild machen. Denn dann kommen die Niederländer gemeinsam mit den Kollegen von Within Temptaion für einige ausgewählte Konzerte auch nach Deutschland.
„Lucidiy“ erscheint am 28.09.2007 in den deutschen Plattenläden und wird neben einem Bonustrack, eine Videodatei mit dem Making of zum Album enthalten.












