Aus der Schweiz stammen die wohl berühmtesten Kräuterbonbons und nicht zu vergessen die leckerste Schokolade der Welt. Mit Kräuterbonbons möchte ich die 4 Jungs von Stoneman nun wirklich nicht vergleichen und süss wie hochkalorische Zuckerware sind diese Schweizer höchstens unter optischem Aspekt betrachtet. Denn was Stoneman hier musikalisch mit ihrem Debutalbum sex.murder.drugs abliefern ist beeindruckender Industrial-Goth-Rock, gepaart mit der gewissen Spur an Metalapproach, und das in seiner vollen Härte.

Doch auch wenn wir es hier zweifelsohne mit einem Werk aus dem härteren Genre zu tun haben, zeigt sich schon beim ersten Song „in my arms“, dass hinter Stoneman viel mehr steckt als Industrial Noise, schweren Gitarrenwänden und einem Frontman, der ins Mikrofon growlen kann. Nein, Mikki Chixx vermag den Opener sowohl mit Shouten, als auch mit erstaunlich klarem und melodischem Gesang zu interpretieren. Ob da am Ende wohl doch der berüchtigte Schweizer Kräuterzucker mit im Spiel war?
Schlag auf Schlag geht es dann direkt weiter. Der bereits vorab als Single veröffentlichte Titel „devil in a gucci dress“ ist definitiv der stärkste Track auf diesem Album. Eindrucksvoll beweisen Stoneman hier, dass sie das Zeug dazu haben, absolut eingängige Tanzflächenkracher mit Ohrwurmgarantie zu schreiben. Vorsicht, dieser Song hat grosses Suchtpotenzial!!
Schnell fühlt man sich an bekannte Namen wie Dope Stars Inc. oder die schwedischen Deathstars erinnert. (Mit letzteren waren Stoneman im letzten Jahr übrigens bereits auf großer Tournee). Doch auch wenn Stoneman hier das Rad nicht neu erfunden haben, müssen sie sich hinter ihren musikalischen Vorbildern bestimmt nicht verstecken.

Im weiteren Verlauf wechseln sich harte, nach vorne preschende Songs mit fast balladesk angehauchten Stücken harmonisch ab. Und düstere, schleppende Titel, teilweise mit deutschen Textfragmenten untermalt, bilden immer wieder einen gelungen Gegenpol zu Tracks, die auf Tempo und Noise setzen. Von Langweile und Eintönigkeit ist hier weit und breit keine Spur. Ganz im Gegenteil, soviel Vielseitigkeit bei einem Debutalbum zu liefern, fällt gleich doppelt positiv ins Gewicht.
Eines dieser melodiös, harmonischen Highlights bildet das mit einem Spieluhrenintro versehene „protect me“.
Als Gastsängerin konnten Stoneman hierfür die unvergessene und leider viel zu früh verstorbene Sabine Dünser von der Band Elis gewinnen. Und die Rechnung geht auf, das „Beauty and the Beast“-Prinzip, das ein wenig an die frühen Tage von Theatre of Tragedy erinnert, kann natürlich auch in diesem Fall überzeugen. Traurig bleibt da nur der Gedanke, dass es diesen Song, in dieser Konstellation leider niemals live zu hören geben wird.

Kaum ein gutes Debutalbum, das ohne eine Coverversion eines berühmten Klasssikers auskommt. Stoneman haben sich hier für JJ Cales legendäres „Cocaine“ entschieden. Einen Song, den man mögen muss, oder eben nicht. Das gilt sowohl für das Original als auch für die Coverversion. Fest steht, Stoneman haben dieses Stück musikalischer Zeitgeschichte keinesfalls verschandelt, sondern würdig in die Welt des modernen Düsterrock transportiert.

Fazit:
Stoneman können mit ihrem Debutalbum mehr als überzeugen. Auch wenn es hier, wie bereits erwähnt vielleicht nichts bahnbrechend Neues zu entdecken gibt, wurde hier aber altbewährtes in Perfektion und mit der richtigen Dosis an Abwechslung umgesetzt. Man darf gespannt auf den weiteren Werdegang dieser Senkrechtstarter aus unserem schönen Nachbarland sein.

Und nicht zu vergessen, als Bonus enthält die CD neben den 11 Musiktracks zu dem Song, dem man sich wirklich nicht entziehen kann „devil in a gucci dress“ zusätzlich auch noch einen Videoclip.

Werbung
Pamela Stahl
Pamela Stahl ist ehemalige Mitarbeiterin von Mindbreed.