„Und wenn du heut gehst durch den Walde allein und findest am Weg einen schwarzen Stein. Dann denk an dies´ Lied aus vergessenen Zeiten. Denn Liebe… ist ewiges Leiden“. Mit ihrer aktuellen EP mit dem schlichten, aber klangvollen Namen Laya entführen uns Adversus auf einen langen, nachdenklichen Spaziergang durch einen großen, dunklen Wald.
Und eines ist gewiss, nachdem man diese CD zu Ende gehört hat wird man den Wald für immer mit anderen Augen sehen. Beim nächsten Mal etwas bedächtiger des Weges entlang schreiten und sich vielleicht dabei erwischen, wie man in einem unbeobachteten Moment mit den Augen den Wegrand absucht, ob dort nicht doch irgendwo ein böse funkelndes, schwarzes Juwel im Dickicht verborgen liegt.
Diese Rezension soll sich nicht unnötig mit nüchternen Details, oder verzweifelten Kategorisierungsversuchen, die bei einer Band wie Adversus schon so manchem Schreiberling arge Kopfschmerzen bereitet haben, aufhalten. Nein, dies ist vielmehr eine Art Liebeserklärung an ein Werk, welches das große Potenzial besitzt einen in eine fremdartige und gleichzeitig beängstigend vertraute, dunkelromantische Welt zu entführen. Ungeachtet dessen, dass über diesem Geständnis stets Rosendorns mahnende Worte schweben werden „….Liebe ist ewiges Leiden“.
„Verschlungene Pfade“ bildet das Intro zu unserer Reise in eine Zwischenwelt in der Naturgeister und längst erloschene Mittelalterromantik plötzlich zum greifen nah und faszinierend real erscheinen. Wenn man die Augen schliesst hört man sie nicht nur, man kann sie wirklich sehen, die Tiere des Waldes, der Wind rauscht durchs Geäst, von irgendwoher erklingt eine Fanfare, Reiter nähern sich. Unweigerlich wird man vom bloßen Zuhörer und Beobachter zum festen und eigenständigen Bestandteil des Geschehens.
Die erste Geschichte auf unserem Weg „Der Wind auf den Feldern“ handelt von einem Liebespaar dessen Beziehung unter den ungünstigen Sternen Unsicherheit und Fremdbestimmung steht, die wohl grössten Feinde der Liebe. Es wundert kaum, dass dieses Glück kein gutes Ende finden kann. Überraschend hingegen fällt die klare Strukturierung des Textes sofort ins Auge. Der typische Adversus Hörer, an verworrene, opulente Text- und Soundkonstrukte gewöhnt, mag sich im ersten Moment vielleicht gekränkt und unterfordert fühlen. Doch fälle dein Urteil mit Bedacht, auch hinter dem scheinbar Offensichtlichen vermag sich viel mehr zu verbergen als man zunächst erkennen kann. Auch aus musikalischer Sicht geben sich Adversus im Vergleich zu den Vorgängeralben nahezu minimalistisch. Dennoch diese neue, leise und vollkommen aggressionsfreie Faszette ist trotzdem unverkennbar und absolut Adversus. Sängerin Aysel, vielen bereits von Konzerten bekannt, singt dieses erste Lied ohne Rosendorns Unterstützung. Nachdem Susanne Ende 2005 die Band verlassen hat übernimmt sie die Rolle der weiblichen Hauptdarstellerin. Diesen oftmals etwas undankbaren, weil stets äusserst kritisch beäugten Part, meistert sie nun endlich auch auf CD gebannt, genau wie bei ihren Liveauftritten, mit Bravour. Wenn man sich im weiteren Verlauf ein Stück, wie das bedrohlich, bedeutungsschwangere „Krähen im Gewölk“ genauer anhört, wird einem Aysels Stimmgewalt vollends bewusst und man ist sogar fast geneigt zu sagen, dass sich ihre klare Sopranstimme vielleicht noch eine Spur besser in das musikalische Gesamtkonzept von Adversus einzufügen vermag, als die ihrer Vorgängerin.
Das Hauptstück dieser CD „Laya oder die Ballade vom schwarzen Stein“ handelt von einem Succubus, dessen Schicksal es war, das Wesen der Liebe zu erkennen… doch leider viel zu spät. Vom König der Elfen und Geister in die Welt der Menschen gesandt, um diesen die Liebe zu stehlen, verführt Laya einen Landsknecht um ihn danach dem Tode geweiht zu verlassen. Am nächsten Tag wird sie sich ihrer Gefühle für ihn bewusst, doch es ist zu spät, der Landsknecht ist bereits tot.
Text und Musik alleine für sich betrachtet sind so wunderschön wie sie gleichzeitig bitter und traurig sind, doch in Kombination vermögen sie einem schier das Herz zu zerreissen. Einige Passagen jagen einem förmlich kalte Schauer über den Rücken. Auch wenn das Schicksal beider Protagonisten grausam ist, so ist doch der Landsknecht mit dem Tode erlöst worden, während Laya verdammt ist auf ewige Zeit zu leiden, da sie als Fee unsterblich ist. Kann es wohl eine härtere Strafe geben?
Um in der romantisch, verklärten Waldatmosphäre zu verbleiben überraschen uns Adversus schließlich noch mit einer Lagerfeuerversion ihres Klassikers „Seelenwinter“.
Was zunächst ungewohnt klingt, gefällt jedoch schnell, weil es sich einfach perfekt in das melancholische Gesamtkonzept einfügt. Rosendorn und Aysel singen hier im gewohnten Wechselspiel, doch ist es in diesem Fall ganz besonders Rosendorns klare und traurige Interpretation des Titels, die den ganz besonderen Charme dieser speziellen Darbietung ausmacht.
Hier endet er nun fürs erste, der Ausflug in den magischen Wald. Doch die CD ist an dieser Stelle noch keinesfalls zu Ende. Als krönenden Abschluss beinhaltet Laya noch einen Datentrack hinter dem sich ein Live-Video zu einem der schönsten Liebeslieder aus dem Hause Adversus überhaupt „Deiner Schönheit Gewahr“ verbirgt. Dieses Live-Video wurde am 27. Mai 2006 in Darmstadt aufgenommen und bietet all denjenigen die schon einmal in den Genuß gekommen sind, diese Band live erleben zu dürfen, die Möglichkeit in ihren Erinnerungen zu schwelgen. Für die übrigen dürfte es gewisslich ein Anreiz sein dieses Versäumnis schleunigst nachzuholen.
Eine Adversus CD wäre selbstverständlich niemals komplett, ohne das dazugehörige Booklet samt Artwork. Das Cover zu Laya ziert ein von Rosendorn handgemaltes Aquarell, welches Laya und den Landsknecht inmitten einer Waldlichtung stehend zeigt. Doch wir wissen es besser, der Schein dieser Romantik trügt und der schwarze Stein im Vordergrund des Bildes funkelt bereits böse vor sich hin. (Das Aquarell, welches zur Vorlage für dieses Cover diente, steht übrigens auch wieder zum Verkauf. Nähere Informationen diesbezüglich findet man auf der Bandhompage.)
Adversus sind eine der wenigen Bands die mutig und konsequent dem Wandel der Szene trotzen und vorallem eines dabei nie vergessen, sich selber treu zu bleiben. Ihre Musik vermag Herz und Seele auf fast magische Weise zu berühren und unsere verschüttet geglaubten Emotionen zu befreien.
Denn auch wenn Adversus hier von bösen Feen und Landsknechten aus längst vergangenen Zeiten singen, so kann sich doch jeder von uns auf die eine oder andere Art in diesen Geschichten wiederfinden und im besten Fall sogar etwas davon mitnehmen und lernen.
Das ist der Sinn von Märchen. Ganz besonders von traurigen Märchen. Also folgt der Einladung von Rosendorn und seinem Gefolge in den grossen, dunklen Wald und entdeckt wohin euch dieser Weg führen wird.












