„Einer Nacht Gewesenes“ ist nach dem erfolgreichen Erstlingswerk „Winter, so unsagbar Winter..“ aus dem Jahre 2002 nun das zweite Album aus dem Hause Adversus.
Konsequent führt die Band rund um Sänger Rosendorn hier das Grundkonzept einer eigenwilligen Vereinigung der unterschiedlichsten musikalischen Stilmittel zu einem gewaltigen Gesamtkunstwerk fort.
Ein zweites Mal präsentieren uns die mittlerweile sieben Musiker aus dem Rhein-Main-Gebiet einen gewagten und umso faszinierenderen Stilmix aus Gothic-Rock, Dark-Wave und elektronischen Klängen, eingebettet in ein anspruchsvolles Gerüst aus Orchesterpartituren, Neoklassik und Mittelaltermusik.
Klassische Instrumente wie Violine, Klarinette und Piano treffen auf mittelalterliche Dudelsack oder Flötenklänge, dann wieder auf treibende Elektrobeats und verschmelzen schliesslich zu einer verwirrenden Einheit. Mastermind Rosendorn singt dazu im Wechsel mit der klassisch ausgebildeten Mezzosopranistin Susanne. Während der klare weibliche Gesang die einfühlsamen Musicalpassagen begleitet, schwankt Rosendorns Stimme immer zwischen Sprechgesang, Flüstersprache und verzerrtem Schreien. Gesangliche Unterstützung erhalten die beiden zusätzlich von der klassischen Sopranistin Manja „Tyrae“ Glückel. Und mit ASP, Max Testory (Chamber) oder dem Dudelsackspieler Thomas Zöllner (Chamber) kann „Einer Nacht Gewesenes“ auch noch mit weiteren namhaften Gastmusikern aufwarten.
Einflüsse von Bands wie Goethes Erben oder Qntal lassen sich erahnen und doch verfolgen Adversus ihren ganz eigenen unkonventionellen Weg.
Dass die einzelnen Songs fast alle Überlänge haben, fällt augrund der komplexen Strukturen nicht negativ ins Gewicht. Übereinander liegende Melodien, abrupte Tempo- und Stilwechsel halten einen wie magisch gefangen. Rosendorns variabler Gesang untermalt die schwankenden Stimmungen von düster, über balladesk bis hin zu aggressiv absolut überzeugend. Hier wurde mit Perfektionismus und einer grossen Liebe zum Detail gearbeitet. Und das nicht nur bei der musikalsichen Umsetzung, sondern auch bei der dazugehörigen Lyrik. Anspruchsvolle Dichtungen, bisweilen auch als solche vorgetragen, klingen wie von einer anderen Welt und dann doch wieder so seltsam modern.
„Einer Nacht Gewesenes“ ist eine opulente und perfekt in Szene gesetzte Gothic-Oper, unterteilt in drei Akte, dem Abend, der Nacht und dem darauffolgenden Morgen.
Sie erzählt dabei mit fesselnder und dichterischer Lyrik eine moderne Großstadtragödie, die sich in einer einzigen schicksalshaften Nacht ereignet. Tatsächlich könnte dieses Album die perfekte Vorlage für ein beindruckendes neues Musical sein, das manch anderes bisher in Deutschland aufgeführte Stück in den Schatten stellen würde.
Fazit:
Adversus liefern mit ihrem aktuellen Album 78 Minuten lang Musik mit Klassse und Charakter, die abwechslungsreicher, überraschender nicht sein könnten. „Einer Nacht Gewesenes“ ist die absolut gelungene Fortsetzung von „Winter so unsagbar Winter..“
Für die Verkaufsversion von „Einer Nacht Gewesenes“, die in einer DVD-Box mit einem 24 seitigen Booklet erhältlich ist, liess es sich Rosendorn, seines Zeichens auch noch begnadeter Maler, nicht nehmen, das Artwork selbst zu gestalten. So kann man, während man den Klängen von Adversus lauscht, nicht nur die umfangreichen Texte nachlesen, sondern auch einige von Rosendorns abstrakten und wirklich beeindruckenden Ölgemälden auf sich wirken lassen.
Tracklist:
Abend
01) Dämmerung
02) Die letzte Glocke
03) Komm`oh Tod
04) Abendklang
05) Die Nihilistenhymne (Seelenwinter II)
06) Die Zeit steht still
Nacht
07) Und dann: EIn Blick
08) Deiner Schönheit gewahr
09) Borderlineprinzessin
10) Stille atmet leise Nacht
11) Dies ist offensichtlich
12) Schlafe wohl
13) Träume weiter, schönes Kind
Morgen
14) Ein Sehnen
15) Spinnenbein und Falkenherz
16) Kalt, dieser Morgen
17) Morgenstille












