Schon wieder ein Mittelalterband? Jawohl und was für eine. Denn wenn eine Band mit derart guter Laune, Inbrunst und nicht zu vergessen einem ganzen Sack voll großartiger Songs im Gepäck die Bühne entert, wie es die 5 Regensburger am 18. Januar in der „Die Halle“ in Frankfurt getan haben, erübrigt sich die Frage nach ihrer Existenzberechtigung ganz von selbst. Selbstverständlich brauchen wir diese Band!!
Eine knappe Stunde rockten Ingrimm, trotz eines sichtlich erkrankten Schlagzeugers, was das Zeug hielt und trafen damit genau den Geschmack des anwesenden Publikums, das sich auch nicht lange bitten liess, sondern unverzüglich und ebenso gutgelaunt mitfeierte, wie Ingrimm es auf der Bühne vormachten. Kleinere Unsicherheiten den Text, oder die Reihenfolge der Songs betreffend zeigten sich hierbei zwar noch unter den Fans, taten der Stimmung aber keinen Abbruch, sondern wurden von der Band mit Humor aufgenommen und ergänzten dadurch perfekt die enthusiastische Feierlaune, die die kleine und gemütliche Location erfüllte.

Vor dem Auftritt verriet Sänger Fenris, dass in diesem Jahr noch einige Liveauftritte von Ingrimm folgen sollen. Grund genug, sich Musik und Text nochmal in Ruhe daheim zu verinnerlichen. Denn eins steht fest, wer Ingrimm einmal live erlebt hat, wird garantiert wiederkommen, um das Mittelalter erneut rocken zu sehen.

Pamela: Die wichtigste Frage natürlich zuerst. Wie geht es euch?
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Fenris: Uns geht’s super! Schlechten Leuten geht’s doch immer gut, grins!

Pamela: Ok. Dann fangen wir mal ganz am Anfang. Erzähle mir bitte etwas über eure Bandgeschichte. Wie kam es zur Gründung von Ingrimm? Und wie habt ihr euch eigentlich kennen gelernt?

Fenris: An der Band bin ich (Fenris) schuld. Ich hatte seit Jahren schon Unmengen von Liedtexten zu Hause, die ich endlich vertonen wollte. In meinen vorherigen Bands war es nicht möglich, meine Idee von Musik umzusetzen. Also entschied ich mich zu dem Schritt, selbst eine Band ins Leben zu rufen. Zuerst traf ich Alex (Gitarre), mit dem ich für kurze Zeit in einer Rockband aushalf. Ich erzählte ihm von meinem Vorhaben und er war dabei. Über verschiedene Internet-Anzeigen stieß Hardy (Dudelsack und Drehleier) zu uns. Mit Alex an Bass und Gitarre, Hardy an Dudelsack und Drehleier und mir am Gesang und am Schlagzeug fingen wir an, die ersten Stücke zu komponieren. Weil wir uns von Anfang an gut verstanden, trug die Zusammenarbeit auch bald reiche Früchte. „Rattenstadt oder das „Vagantenlied“ stammen beispielsweise aus diesen Anfangstagen. Natürlich war klar, dass wir zu dritt nicht auftreten konnten. Mit Klaus (Schlagzeug) und Baba (Bass) wurde das Line up nach einigen Fehlschlägen schließlich komplettiert.

Pamela: Ihr stellt euch gerne und souverän mit dem Slogan „Ingrimm – Schon wieder eine Mittelalterband“ vor. Auf diesem Wege nimmt man natürlich potentiellen Kritikern, die schreien wollen „Achherrje, Ingrimm sind bereits die x-te Mittelalterband. Das ist nicht besonders kreativ“, direkt schonmal den Wind aus den Segeln.
Anderherum ergibt sich für mich daraus die Frage, ob ihr nicht insgeheim doch ein wenig Angst davor hattet, dass der Musikmarkt bereits mit Mittelalterbands mehr als gesättigt ist und das Projekt Ingrimm alleine daran schon scheitern könnte?

Fenris: Es war uns klar, dass uns der Plagiatsvorwurf schnell ereilen würde. Seit dem Erfolg der Fusion Mittelalter+Metal scheinen manche selbst ernannten Experten der Meinung zu sein, daß die großen Bands des Genres das alleinige Nutzungsrecht auf mittelalterliche Instrumente gepachtet haben. Von solche Leuten lassen wir uns das Musik machen bestimmt nicht verbieten. Wir haben unseren Stil gefunden und ab dem ersten Konzert hat sich gezeigt, daß dieser Stil ankommt. Zum Fürchten bestand nie ein Grund.

Pamela: War euch von Anfang an klar, dass ihr musikalisch auf der Mittelalterschiene arbeiten wollt, oder hattet ihr auch andere Ideen im Hinterkopf?

Fenris: INGRIMM sollte genau so klingen wie es nun der Fall ist. Wir lieben die Klänge von Dudelsack und Drehleier. Diese Instrumente besitzen eine archaische Urgewalt. Diese Power wollten wir mit unserer Art Metal kreuzen. Eine Stilfindungs-Phase hatten wir nicht, es war von Anfang an klar, wohin die Richtung geht.

Pamela: Oder anders gefragt: Wenn sich gezeigt hätte, oder auch zukünftig zeigen würde, dass das Konzept mit der Mittelaltermusik nicht mehr aufgeht, könntet ihr euch dann vorstellen einen anderen Weg einzuschlagen?

Fenris: Darüber haben wir uns keine Gedanken gemacht. Wir haben einen Weg für uns gefunden und werden diesen auch weitergehen. Alles andere wäre nicht ehrlich.

Pamela: Ihr habt euch bewusst entschieden bei euren Auftritten auf mittelalterliche Gewandung und eine entsprechende Inzenierung zu verzichten. Warum?

Fenris: Es scheint irgendwie für eine Band mit Dudelsack oder Drehleier zum Plichtprogramm zu gehören, sich in Leder und Fell gehüllt auf der Bühne zu präsentieren. Wir wollen nicht in dieser „Mittelalter-Uniform“ auftreten, nur weil das womöglich von uns erwartet wird. Aber das bedeutet nicht, daß wir komplett auf ein passendes Outfit verzichten. Nur nicht nach dem üblichen Schema. Bei unseren Auftritten gibt es weder ein Intro noch eine opulente Feuershow. Wir gehen rauf, zählen ein und los. Das was wirklich zählt ist die Musik.

Pamela: Seht ihr noch weitere Unterschiede zwischen Ingrimm und anderen Bands dieses Genres?

Fenris: Wir sind nicht aus einer Mittelalter-Markt-Band entstanden wie viele der Kollegen. Wir werden auch nicht die xte Version von Totus Floreo oder Herr Mannelig etc. bringen. Auf diesen Fundus müssen wir nicht zurückgreifen, da wir genug eigene Ideen haben. INGRIMM wurde als Metal-Band ins Leben gerufen mit der Idee, statt von einer Lead-Gitarre die Melodien von Dudelsack oder Drehleier spielen zu lassen. Dabei war uns wichtig, daß Gitarre und historische Instrumente den gleichen Stellenwert bekommen. Wir lieben Doublebass und treibende Rhythmen. Berührungsängste mit anderen Stilen kennen wir nicht. Und mein Geschrei ist auch nicht alltäglich.

Pamela: Habt ihr fernab der Musik irgendeinen Bezug zur Mittelalterthematik?

Fenris: Hardy und ich waren und sind viel als Musiker auf Mittelaltermärkten unterwegs. Aber auch fernab dieser Veranstaltungen bin ich seit frühester Jugend von dieser Thematik fasziniert. Ich lese alles was ich an Lesestoff dazu in die Finger bekomme. An alten Gemäuern wie Burgen oder Ruinen komm ich auch nie vorbei, ohne selbige besichtigt zu haben. Oft recherchiere ich dann die Geschichte zu diesen Bauten im Internet.

Pamela: Woher nehmt ihr die Ideen zu euren Songs? Wie kommt man beispielsweise auf die Idee ein Lied über das Leben von Ratten zu schreiben?

Fenris: Die Idee zu Rattenstadt kam mir, als ich ein Buch über Seuchen und Epidemien im Mittelalter las. Bei der Verbreitung dieser Krankheiten hatten die Ratten eine nicht unbedeutende Rolle inne. Wo immer Menschen in Ansiedlungen zusammenlebten, waren die Ratten unsere treuen Begleiter.

Pamela: Ich habe gelesen, dass ihr ursprünglich geplant hattet Rattenstadt mit weiblichen Vocals zu unterlegen. Warum habt ihr diesen Plan wieder fallen gelassen?

Fenris: Das war nicht Rattenstadt, sondern in „Dein Meister“. Wir hatten die Vocals bereits aufgenommen, aber es stellte sich als komplett unpassend heraus. Es klang uns viel zu poppig und irgendwie gar nicht nach INGRIMM. Also flogen die Parts kurzerhand wieder raus und ich wurde wieder ans Mikro gestellt.

Pamela: Ist das Vorhaben eine Sängerin in die Band zu holen, generell für euch gestorben, oder könntet ihr euch für zukunftige Projekte vorstellen doch noch auf das „Beauty and the Beast“-Konzept zurückzugreifen?

Fenris: Ich möchte nichts ausschließen. Vielleicht kommt uns mal eine Idee, wo dieses Konzept passen könnte. Aber geplant ist es bis dato nicht.

Pamela: Was man auf eurem Album thematisch vergeblich sucht ist das klassische Liebeslied. Die schwermütige, herzschmerztriefende Ballade, sozusagen als Kontrastpunkt zum straight durchgezogenen Rockprogramm. Habt ihr bewusst auf diesen, gerne eingesetzten, Stilbruch verzichtet? Oder seid ihr gar alle viel zu glücklich, um ein schwermütiges Lied zu schreiben?

Fenris: Eine etwas tragische Liebesgeschichte erzählen wir ja in „Wolf“, aber als Ballade kann man das nun nicht bezeichnen ,grins! Das klassische, kuschelige Liebeslied ist wohl von uns auch nicht zu erwarten. Wir wollen rocken und von weinerlichen Balladen gibt’s doch wirklich genug.

Pamela: Die Kirche hingegen, bekommt von euch, wie auch von vielen anderen Bands zuvor, durchaus ihr Fett weg. Seid ihr auch privat kein Freund dieser Institution, oder von Religion im Allgemeinen?

Fenris: Ich wurde getauft, als ich mich nicht dagegen wehren konnte. Ich wuchs mit der christlichen Lehre auf und habe daran geglaubt. Aber mit wachsendem Interesse an der Geschichte dieser Institution kamen Fragen auf, die nicht zufrieden stellend beantwortet werden konnten. Damit wuchsen die Zweifel immer mehr, bis ich an den Punkt angelangt war, wo ich mich nur noch schämen konnte, zu dieser verlogenen, doppelmoralischen Glaubensgemeinschaft zu gehören. Ich bin mit gutem Gewissen aus diesem Verein ausgetreten und rechne nun in meinen Texten mit ihnen ab. „Der Sturm“ war da nur der Anfang.

Pamela: Das Debutalbum ist sozusagen noch ganz frisch, da habt ihr bereits euren ersten offiziellen Fanclub vorzuweisen. Wie habt ihr den denn so schnell aus dem Hut gezaubert?

Fenris: Das hat uns selbst überrascht. Der Fanclub hat sich spontan im Chatroom eines Internetradios gegründet, der oft und gerne unser Album spielt. Ich wurde gefragt, ob ich mich im Chat den Fragen der Zuhörer stellen wollte. Das tat ich, und im Laufe dieses Abends wurde der Fanclub ins Leben gerufen.

Pamela: Steht ihr in engem Kontakt mit diesem Fanclub? Gab es bereits ein Treffen zwischen Club und Band?

Fenris: Natürlich. Ein enger Kontakt zur Fanbase ist uns sehr wichtig. Wir betreuen unsere Myspace-Seite selbst und informieren unsere Fans regelmäßig mit dem Newsletter auf unserer Homepage über Neuigkeiten aus dem INGRIMM-Lager. Der Club reist zu den meisten unserer Konzerte an. Auf unser Wolfsrudel können wir uns verlassen.

Pamela: Im letzten Jahr habt ihr bei einem berühmten Internetauktionshaus euer Backdrop versteigert. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen? Wird es künftig ähnliche Aktionen geben?

Fenris: Auf dem alten Backdrop war noch der Name Grimm zu sehen. Dieser Name war, wie uns später bekannt wurde, bereits vergeben. Das machte die Namensänderung ja notwendig. Wobei ich sagen muß, daß INGRIMM noch besser zu uns passt. Nun wollten wir aber das gute alte Backdrop nicht wegwerfen. Wir dachten uns, es könnte sich vielleicht ein Fan dafür interessieren. Um Chancengleichheit zu gewährleisten, haben wir uns dazu entschlossen, das Teil zu versteigern. Mal sehen, vielleicht wird so was mit einem Sammlerstück aus unserem Fundus wiederholt.

Pamela: Nenne mir bitte drei postive und drei negative Ereignisse, oder Begebenheit die in direktem Zusammenhang mit eurem Leben als Musiker stehen.

Fenris: Hm, mal überlegen…Als Musiker auf einem Mittelaltermarkt habe ich meine jetzige Frau kennengelernt, mit der ich mittlerweile zwei Söhne habe. Das steht auf meiner Rangliste ganz oben. Ein besonderer Moment war es auch, als ich unsere komplett fertige CD zum ersten Mal daheim durchgehört habe. Das hat mich schon mit Stolz erfüllt. Und dann kamen noch die vielen positiven Reaktionen dazu. Ich erinnere mich an ein Konzert, das wir kurz nach der Fertigstellung unsere Promo-CD gaben und das Publikum lauthals den Text mitsang. Da war ich dermaßen überrascht, daß ich fast meinen Einsatz verpennt hätte.
Negative Erlebnisse klammere ich meist aus. Der Ausstieg unseres Bassisten Baba war so ein Tiefschlag, da er mir als Musiker wie auch als Mensch viel bedeutet hatte. Aber er bleibt nach wie vor ein enger Freund der Band. Sonst fallen mir nur die kleinen Enttäuschungen ein, die eben das Leben so mit sich bringt, aber jammern ist nicht mein Ding.

Pamela: Welches war das bisher beste Konzert eurer Laufbahn, und warum?

Fenris: Oh, das ist schwierig. Da gibt es kein bestes Konzert, weil jedes auf seine Art einzigartig war. Wenn das Publikum mitgeht, uns unsere Texte um die Ohren brüllt und abrockt daß die Fetzen fliegen, dann war es ein geiles Konzert.Ich hoffe, uns stehen noch viele gute Gigs bevor.

Pamela: Ihr wollt unbedingt am 19.04.08 in München auf dem Paganfest spielen und bittet deshalb auch eure Fans fleissig für euch zu voten. Im Mai steht für euch das WGT auf dem Programm. Es scheint ihr habt euch viel vorgenommen für dieses Jahr. Was dürfen die Fans in nächster Zeit noch von euch erwarten?

Fenris: Wir wollen uns so oft wie möglich live präsentieren. Es werden noch einige Termine mehr dazukommen, bei denen einige der neuen Lieder ihr Live-Premiere haben werden.

Pamela: Zuguterletzt, ihr arbeitet ja bereits fleissig an einem neuen Album. Was könnt ihr diesbezüglich schon verraten?

Fenris: Das nächste Album wird im wesentlichen dem Weg folgen, den wir eingeschlagen haben. Es wird wohl etwas technischer werden, aber eins gilt für unsere Musik nach wie vor: DAS MUSS ROCKEN!

Pamela: Ich bedanke mich ganz herzlich für dieses Interview und wünsche euch alles gute für eure musikalische Karriere!

Fenris: Ebenso vielen Dank und viele Grüße an unsere Fans: Bleibt wer ihr seid und bewahrt euch die Wut im Bauch und INGRIMM im Herzen!

Rock on, Fenris

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Pamela Stahl
Pamela Stahl ist ehemalige Mitarbeiterin von Mindbreed.