Unter dem Begriff Trompe L´Oeil versteht man ein illusionistisches Gemälde, welches den Anspruch erfüllen will fotorealistisch zu sein. Nun bei dieser klangvollen Titelwahl sind die Erwartungen das Artwork betreffend natürlich besonders hoch. Doch leider kann das Coverbild, das The Sun of weakness uns hier zu ihrem aktuellen Silberling „Trompe L´Oeil“ präsentieren, den hohen Ansprüchen des semiprofessionellen Hobbykunstkritikers nicht ganz gerecht werden.

Das Cover zeigt einen Mann, der in einen Brunnen blickt, während sich im Hintergrund ein Schwarm Vögel aufmacht, um in den Weiten einer kargen Waldlichtung zu entschwinden. Auch wenn es diesem düster-pathetischen Bild dank Perspektive und Räumlichkeit, gewiss nicht gänzlich an Realismus mangelt, die spektakuläre Sinnestäuschäuschung, die einen schier aus den Socken hauen kann, sucht man hier vergebens. Ein nettes Bild, mit dem leichten Grünstich, zudem etwas eintönig gehalten, aber leider nichts wirklich Weltbewegendes.

Fast möchte man es ein schlechtes Omen nennen und tatsächlich schnell offenbart sich, was das Gemälde bereits prophezeit, setzen die 5 Italiener von The sun of weakness dann bedauerlichweise auch auf musikalischer Ebene fort.

10 Songs mit einer Gesamtspielzeit von einer guten dreiviertel Stunde entführen auf eine melancholische Reise irgendwo zwischen Gothic, Wave, Metal und ganz viel Rockattitüde. Doch was zunächst vielversprechend und sicherlich auch gefällig in den Ohren klingt, entpuppt sich spätestens nach dem dritten Titel als genauso farblos wie die Farbwahl auf dem CD-Cover. Die durchweg netten Kompositionen, sind zweifelsfrei alle sauber und professionell eingespielt, doch so ganz ohne Ecken und Kanten fehlt hier einfach die nötige Spannung um den Hörer dauerhaft fesseln zu können. Gleiches gilt für Sänger Alessandro Cammillettis Stimme. Möglicherweise um sich bewusst von anderen Musikprojekten dieses Genres zu distanzieren, verzichten The Sun auf Weakness auf metaltypisches Grunzen, Sprechgesang oder ähnliche Stilmittel und setzen konsequent auf cleane Vocals. Deren düsterer Approach fügt sich zwar einerseits perfekt in das emotionale und schwere musikalische Gesamtkonzept ein und doch hätte auch hier ein wenig mehr an Abwechslung vielleicht den rettenden Ausschlag geben können.

Trotzallem The sun of weakness demonstrieren, dass sie durchaus Talent und auch Potential besitzen. Und deshalb sollten Freunde dunkel angehauchter Rockmusik mit schleppend schwerfälliger Athmosphäre, bittersüssen Melodien und emotionsschwangerem Klagegesang hier auch ruhig mal ein Ohr riskieren.

Für zukünftige Werke möchte man den jungen Musikern einfach ein bisschen mehr an Kreativität und Wagemut wünschen, dann wird die italienische Sun of weakness demnächst vielleicht auch ein wenig kraftvoller und heller am deutschen Gothic-Metal-Himmel erstrahlen.

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Pamela Stahl
Pamela Stahl ist ehemalige Mitarbeiterin von Mindbreed.